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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Lange, Konrad: Die Zukunft der Vorbildung unserer Künstler
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0174

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327

Nekrologe — Personalien

328

Posse und Thode. Die Antworten sind zwar nicht
alle in dem Sinne der Bodeschen Reformvorschläge
ausgefallen, denen sich der Herausgeber im Wesentlichen
anschließt, doch kann man sagen, daß die Meinung
der meisten wenigstens in dieser Richtung geht, wenn
auch im Einzelnen Differenzen bestehen. Völlig ab-
lehnend verhält sich eigentlich nur Max Klinger. Er
wirft die Frage auf: »Will man an Stelle der Gott-
lob so verschiedenen deutschen Akademien ein uni-
formes Kunstschulwesen hervorrufen.« Und die
weitere: »Erwartet man nach dem Kriege einen solchen
Zusammenbruch, daß man zu solchen Beschränkungen
greifen muß?« Darauf ist zu erwidern, daß die Ein-
heitskunstschule, die Bode und Seidlitz im Auge
haben, keineswegs eine Uniformierung des Kunstunter-
richts bedeutet. Im Gegenteil, dadurch daß die künf-
tigen Maler und Bildhauer gezwungen werden, sich
auch in einem kunstgewerblichen Fach, zum min-
desten in der Graphik, Buchkunst, Holzschnitzerei usw.
auszubilden, wird eine größere Vielseitigkeit erreicht
als sie bisher in unseren einseitig auf Malerei und
Plastik gerichteten Akademien angestrebt wurde. Und
was die Ersparnis an Lokalen, Lehrpersonal, Lehr-
material, Verwaltungsapparaten usw. betrifft, die durch
ein Zusammenlegen der Kunstakademien und Kunst-
gewerbeschulen erreicht würde, so werden wir nach
dem Kriege alle Veranlassung haben, in dieser Be-
ziehung möglichst hauszuhalten. Denn wir werden
dann weder an Menschen noch an Geldmitteln Über-
fluß haben. KONRAD LANGE.

NEKROLOGE

Dr. Friedrich Plietzsch f. Die Kunsthalle in Mann-
heim hat einen schweren Verlust zu beklagen. Ihr treuer
langjähriger Mitarbeiter Leutnant d. Res.Dr.Friedrich Plietzsch
ist am 15. April 1917 an der Westfront den Heldentod ge-
storben. — Dr. Plietzsch war infolge seiner vielseitigen und
beweglichen Fähigkeiten ein überaus wichtiges und all-
seitig brauchbares Glied in 'dem wissenschaftlichen Be-
amtenkörper der Kunsthalle. Zu seiner theoretischen Fach-
bildung als Kunsthistoriker kam bei ihm eine besonders
entwickelte praktische Begäbung. Dr. Plietzsch war selbst
ein vortrefflicher Kunstgewerbler, Zeichner und Maler;
er leistete vor allem auf dem Gebiete des Schrift- und
Bildplakates Ausgezeichnetes und wurde deswegen in
Mannheim vielfach in Anspruch genommen. Auf allen
Grenzgebieten der Kunst und des wirtschaftlichen, tech-
nisch - gewerblich - industriellen Lebens war er in einer
Weise zu Hause, die man bei Akademikern nur selten an-
trifft. Da er überdies ein entwickeltes Gefühl für künst-
lerische Werte als solche und ein durchaus selbständiges
und vorurteilsfreies Verhältnis auch zur modernen Kunst
besaß, war er gerade für die praktischen Aufgaben und
Funktionen der Kunsthalle und des »Freien Bundes zur
Einbürgerung der bildenden Kunst«*— inbesondere für
die fortlaufenden »didaktischen Ausstellungen«, sowie die
ihm unterstellte Beratungsstelle — hervorragend geeignet.
An den Ausstellungen des Freien Bundes »Buchkunst«,
»Moderne Glasmalerei«, »Töpferkunst«, »Theaterkunst«,
»Neues Bauen«, »Gut und Böse«, »Das Plakat« u. a. hat
er in einer entscheidenden Weise mitgearbeitet. Seine
organisierende, beratende, sachlich anregende Tätigkeit
war es nicht zuletzt, durch welche der erzieherische Ein-
fluß der Kunsthalle unmittelbar weite Mannheimer Kreise

zu erfassen vermochte. — Dr. Plietzsch hat nur ein Alter
von 29 Jahren erreicht. Er war in Altenburg geboren, wo
er das Gymnasium besuchte. Seinen kunsthistorischen Stu-
diengang schloß er mit einer Arbeit über Schinkel an der
Heidelberger Universität ab. Seit 1911 hat er dann seine
ganze Kraft in den Dienst der Kunsthalle und der neu-
artigen und schöpferischen Ideen ihres Direktors Dr. Wiehert
gestellt, bis ihn im Januar 1915 das Vaterland zu den
Waffen rief. Dr. Plietzsch, dieser allgemein beliebte, schlag-
fertig-humorvolle, elastische und phrasenlos schlichte Mensch
hinterläßt in der Mannheimer Kunsthalle ein unverlösch-
liches Andenken. H_

Die Nachricht von dem Tode Ernst v. Ihnes, des
Hofarchitekten und Geh. Oberhofbaurates, möchte nicht
als Gelegenheit genommen werden, noch einmal alle Ein-
wände zu wiederholen, die seit fast zwei Jahrzehnten die
jüngere Generation gegen seine Werke erhoben hat. Ebenso
fern liegt es mir jedoch, in diesem »Werke« irgendwo den
Punkt zu entdecken, an dem sich einmal der schöpferische
Wille eines großen Baumeisters geoffenbart hätte. Nur
stiller sind wir geworden gegen die Vorwürfe der abstrakten
Idealität und des senilen Eklektizismus; eine Stille, die sich
in den weichen Grund der Resignation einzubetten an-
schickt; wenn wir daran denken, daß neben dem echten
Wertheimhaus Messels in der Leipziger Straße sich der
kümmerliche Erweiterungsbau eines Schülers anlegen durfte.
Außer den großen Leistungen der modernen Fabrikanlagen
ist auch die neue Generation recht wenig originell in der
Typisierung offizieller Gebäude gewesen. Daß Ihne zu
dem Zwecke königlicher Repräsentation auf die etwas kalte
Majestät der Hochrenaissancereformen griff, möchte nicht
viel anders bewertet werden als die Anwendung des
Formenschatzes des linear zimperlichen Louis XVI. oder
der Flächenkahlheit vom Schinkelstil dritter Generation,
die die jetzige Generation nur selten zu umgehen versteht
bei offiziellen Bauten. Unter den drei Monumentalbauten
Ihnes des letzten Jahrzehnts darf das Kaiser-Friedrich-
Museum in technischer Hinsicht zuerst genannt werden,
während bei der Kgl. Bibliothek in Berlin auch diese
Vorzüge gröblich außer acht gelassen worden sind, zu
schweigen von der Pietätlosigkeit gegenüber der alten
Universität, eine Tugend, die er bei kleineren Gebäuden,
wie dem Haus Friedländer, das sich dem Charakter des
Pariser Platzes anzupassen strebt, zu wahren wußte. Wenn
man von der Unbeweglichkeit der Profile und der un-
organischen Dekoration Ihnes nicht sonderlich erwärmt
wird, so war es aber auch kein origineller Ausweg, diese
wichtigen Dinge einfach dem bloßen Geschmack, dem
individuellen Einfall zu überantworten, womit die neue
Generation sich half, wie schon Messel klagte. Ein Stück
kaiserlicher Baugeschichte Berlins wird sich mit Ihnes
Namen verbinden, und wir möchten heute noch nicht sagen,
daß es zu den schlechtesten gehört. yf.

PERSONALIEN

Die Technische Hochschule zu Wien hat den Berliner
Stadtbaurat Dr. Ludwig Hoffmann zum Ehrendoktor
ernannt. Dem verdienten Architekten wurde vor einigen
Jahren schon von der Technischen Hochschule in Darm-
stadt die gleiche Auszeichnung zuteil.

Der Verband Deutscher Illustratoren wählte in seiner
letzten Hauptversammlung Professor Dr. Ludwig Dett-
mann einstimmig zum Ehrenmitglied.

Max Ciarenbach, der Nachfolger Eugen Dückers als
Lehrer für Landschaftsmalerei an der Kunstakademie in
Düsseldorf, ist zum Professor ernannt worden.
 
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