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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 5
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Wahle, Ernst: Battert, Aquae, Baden-Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0145

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in römischer Zeit bei uns eingewandert sind, rnuh auch öamit gerechnet wer-
den, dah sie manches geistige Gut hierher mitgebracht haben.

So kann also erst in der römischen Zeit unseres Lanöes öer Talkessel
von Baden-Baden mit Sicherheit als besiedelt gelten. Die heihen Quellerr
werden schon vorher bekannt gewesen sein; das öarf angenommen werden,'
denn die in der Rheinebene wohnende Bevölkerung hat die Randzone der
Gebirge gelegentlich auf der Jagd durchstreift. 2lber was wirklich an kelti-
scher Devölkerung bei den Quellen gesessen haben mag, wirö nach allsn
Erwägungen nur gering gewesen sein und kaum einen Einfluh auf öie Ge-
staltung der Derhältnisse in der Folgezeit ausgeübt haben.

Äun wird auf dem Doden der heutigen Stadt im Gebiete des Rettig
ein römisches Kastell vermutet Wie kommt ein solches nach Baden-Baden?
Hinsichtlich ihrer Lage knüpfen die Kastelle öes Landes zwischen Rhein nnd
Donau oftmals an bestehende Derhältnisse an: wenn wir z. D. gerade in
Ladenburg ein solches finden, so hat öas mindestens teilweise in der Be-
deutung dieses Ortes als Häuptlingssih in der vorrömischen Zeit seinen
Grund. Welche Llmstände haben nun zur Anlage eines Kastelles in dem
damals dicht bewaldeten Talkessel geführt? Eine von den Römern vor-
gefundene Siedelung sicherlich nicht: öenn eine sölche bestand nicht, wenig-
stens nicht in einem beachtenswerten Llmfange. Oder die Befestigung auf
dem Dattert? Ob man sie als den Stützpunkt einer etwaigen Erhebung der
alteingesessenen Devölkerung wertete und sie durch öie Anlage eines Kastelles
in ihrer unmittelbaren Dähe zu neutralisieren suchte? Aber ganz abgefehM
davon, öah das spätlatenezeitliche Alter öer Dattert-Desestigung erst noch
zu beweisen ist: Wer von den sogen. „Felsen" aus in öen Talkessel öer Oos
hinunter blickt und sich ihn in seinem natürlichen Zustande, ö. h. ganz mit
Ilrwald ausgesüllt, vorzustellen sucht, dem wird wohl auch klar sein, dah
eine Truppe an der Stelle der heutigen Stadt wie in einer Sackgpsse sitzt.
Denn nur zu leicht konnte ihr die für sie lebenswichtige Verbindung mit öer
Ebene abgeschnitten werden. Ferner hätte die Truppe in dem Waldkessel
auch gar nicht die Mögsichkeit gehabt, sich zu entsalten: sie hätte sich ganz
auf die Derteidigung beschränken müssen und damit ihre eigentliche Ausgabe
nicht erfüllen können. Auch mit irgenöwelchen vorrömischen Strahenverbin-
dungen kann man ein Kastell in Daden-Daden kaum in Zusammenhang
bringen. Eine Derbindung des Oostales mit der Gegend etwa von Calw
ist für die vorgeschichtliche Zeit wohl nicht nachweisbar: ein DZeg auf dieser
Strecke ist m. E. auch gar nicht nötig. Jch bin öer Annahme vorzeitlicher
Wege über die deutschen Mittelgebirge hinweg öurchaus nicht abgeneigt^,
glaube aber, dah es derartige Derbinöungen nur in geringer Menge gegeben
hat und dah eine von der Aatur vorgezeichnete Richtung öie wesentlichste
Doraussetzung sür ihre Entstehung war. Die Luftlinie von Daden-Baden
nach Calw kreuzt die tief eingeschnittenen Täler von Enz unö Murg; ich
glaube nicht seHl zu gehen in der Annahme, dah mag in öer Dorzeit viel
eher den Weg in leichtem, nach Süden offenem Dogen um den nördlichen
Schwarzwald gewählt hat als öenjenigen öurch ihn hindurch. Wohl be-
deutete dieser eine geringe Abkürzung ersterem gegenüber; aber er führte
durch menschenleeren, unwegsämen Llrwald. Groste Zeiträume und reg-e
Benutzung der genannten Aichtung wären nötig gewesen, um einen fest-
stehenden, das Gelände richtig ausnutzenden Verbindungsweg entstehen zu
lassen. -Äver die Dotwendiakeit der vorzeitlichen Denutzung dieser Der-
bindung scheint mir durchaus nicht gegeben zu sein; viel eher wird man m. E.
den Weg über Pforzheim und Ettlingen gewählt haben, in dessem Dähe
überall Siedelungen zu finden waren und öen späterhin auch die römische
Strahe eingeschlagen hat. Aber wie die Dinge in diefer Hinsicht liegen.
mögen —, einen zwingenden Deweis für die Dotwendigkeit eines Kastelles

^ Wagner a. a. O. S. 25 f.; IV. Dericht der Römisch-german. Kommission
für 1910/11, 1913, S. 129., W. Darthel.

b Dgl. XII. Dericht der Dömisch-german. Kommisfion für 1920 (1921),
S. 50 Anm. 2.

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