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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 5
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Wahle, Ernst: Battert, Aquae, Baden-Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0147

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Ob das römerzeitliche Daden, Aquae genannt, aui eine vorrömische
Siedelung oder in gewifsem Sinne auf öie Anla.ge auf dem Battert zurück-
geht, muh also dahingestellt bleiben. Aber man wird sagen können, dah
auch ohne den Da,ttert und ohne ein Kastell auf öem Aettig in öem sLal---
kessel ein Gemeinwesen in römischer Zeit emporgeblüht wäre. Ob die Er-
hebung dieses Ortes zum Dorort einer civitas lediglich wegen ihrer Be-
deutung als Bäöe-rstaöt erfolgte, oder ob, wie in dem Deispiele von Laden-
burg, ein vorrömischer Zustand in römischer Zeit noch so lebenöig war, öah
eine Anknüpfung an ihn stattfand, bleibt insbesvndere wegen der ülnklarheit
über das Alter der Battert-Defestigung offen.

Ülnd nun öie Frage öes Zusammenhanges öes heutigen Baden-Baden
mit der römischen Däderstaöt. Hat da, wo in römischer Zeit die heilkräftigen
Quellen so ausgiebig verwendet worden sind, bis auf den heutigsn Tag ohne
ülnterbrechung ein Gemeinwefen bestanden? Geht also öie heutige Staöt
auf den römerzeitlichen Ort zurück?

Die alamannische Besitznahme öes Landes >im 3. nachchristlichen Oahr-
hundert hat dem römischen Badeleben ein jähes Ende bereitet. Der auf
dem Quettich nahe der Stadt gefundene. unter Severus Alexander schliestende
Münzschatz^ spricht in dieser Hinsicht eine nicht minder deutliche Sprache
wie dsr bei den römischen Bautrümmern verschiedentlich beobachtete Brand-
schutt. Gewvhnt. in Behausungen aus Holz, Lehm unö Stroh zu wohnen
und auch nicht fähig, selbst in Ste-in zu bauen, haben öie Germanen für die
steinernen Bauten keine Berwqndung gehabt; sie sind verfallen, und es wirö
Grün über ihnen gewachsen sein. Die damals nach öem Ende öer römischen
Herrschaft gegründeten Siedelungen liegen sämtlich vor öen Bergen in der
Rheinebene. Es sei nicht vergessen, öah einige Ortsnamen uns das Woh-
nenbleiben einer ganz dünnen provinzial-römischen Bevölkerungsschicht in
die nachrömische- Zeit hinein bekunden. So ist z. B. öas Wort Oos eine
vorgermanische Bezeichnung für ein Gewässer. Bielleicht muh in diesem
Zusammenhangei auch der Aame öes Battert selbst mitgenannt weröerr. Aber
dieser vorgermanische Zeit und Gegenwart Verbindende FaHen ist öoch recht
schwach. Was bedeutet es für die Frage des Zusammenhanges dsr deut-
fcheg mittelalterlichen Kultur mit der provinzial-römischen, wenn in diesen
Schwarzwaldtälern einige Reste d-er römerzeitlichen Bevölkerung ein ver-
bvrgenes Dasein führten unö den neuen Herren des Landes einige wenige
Ortsnamen mitteilten?

Was mit den römerzeitlichen Bautrümmern gefchah, öas sagen uns zwei
fast vergessene und öoch sehr wichtige Strahenbezeichnungen im- alten Teile
der heutigen Stadt. Bon der Gernsbacher Strahe zweigen „Königshofgasse"
und „Bm Königshof" ab! Bn öie merowingische oöer spätestens die karo-
lingische Zeit hinein führt uns diess Erscheinung. Alles herrenloss Land
gehört nach damalige,m Recht öem König, dsr es von Höfen aus, sogen.
Königshöfen, in seine Berwaltung nshmen läht. Wenn sich ein derartiger
Hof gerade in Baden-Baden bqfindet, fo ist diese Tatsache ein beredte-s
Zeugnis dafür, dah nismanö in öer Zeit der germanischen Landnahme dieses
Stück Land in Besitz gsnommen hat. Llnd wenn öie Leute des Königs, dem
der ganze herrenloss Wald des Taslkessels eigsn ist, gerade bei öen röm-er-
zeitlichen Bautrümmern den Hof errichten und nicht adseits öavon, öann jhat
das darin seinsn Grund, datz neben dsr Kirche allein der Bertreter der
weltlichen Macht die römische Tschnik öes Steinbaues beherrschte, er also
sehr wohl in der Lage war, die römsrzeitlichen Bautrümmer zu verwenden.

Zm Bahre 98? wird die- Stätte des Königshofes zum ersten Male
urkundlich genannt, später als öie meistsn alten Dörfer in der Ebens. Der
Ort, der als Badon erscheint, hat also eins nur geringe Rolle gespielt. Das-
selbs geht ferner daraus hervor, dah er auch in der Folgezsit nur langsaM

Wagner a. a. O. S. 42; Haug-Sixt a. a. O. Ar. 315.

Wagner a. a. O. S- 35 und 43; Funöber-ichte aus Schwaben XXI,
1913, S. 103 f.. H. Dorn.

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