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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 8
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Kraft, Georg: Der Heidenstein bei Niederschwörstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0233

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Aeber den -Zugang zum Grab gibt der Grabungsbefund keinen Auf-
schluh; als die Anlage als Rebhäuschen benüht wurde, befand sich die Tür
auf der Rückseite.

Der Grabinhalt und die äümgebung: Der ganze Jnhalt der
Grabanlage war durcheinandergewühlt, doch so, dah dort, wo der Platten-
boden erhalten war (tNordwesten), sehr viele Knochen und fast alle Bei--
gaben lagen, dagegen nur vereinzelt dort, wo der Plattenboden fehlte. Roll-
steine reichten auch rn dem Knochenlager bis auf öen Boden herab. Die
Mächtigkeit der Fundschicht, die 75 -90 cm unter öem Humus begann, betrug
20 T0—40 Lm; zu unterst lag ein Gemengsel kleinster kalzinierker Knochenteile
in einer helleren Schicht fast reinen Lehmes (5 -10 cm), darüber solgten Kno-
chen von Menschen und Tieren, me'ist ohne Drandspuren (aber auch kalzinierte),
locker auseinander gehäuft, zum Teil förmliche Knochenlager b-ildend, zum Tei!
in braunen Lehm eingebettet und mit Schottersteinen untermengt. Jn dem
Rordostviertel fanden sich zwei zusammengehörige menschliche Oberschenkel-
paare nebeneinander in Lehm liegend, das Beckenende in der Mitte der
Kammer, die Kniee östlich davon. Das spricht, troh aller Störung, dafür,
dah wenigstens einige Skelette in gestreckter Rückenlage in West-Ost-Nichtung
(Kopf im Westen) lagen. Das Dorkommen fast sämtlicher Beigäden — fast
durchweg Hals- bzw. Brustschmuck — i'n der Westhälfte spricht im gleichen
Sinne, ebenso öie Lage der meisten Oberkörper- und Schädelknochen in der
Westhälfte. Die durchbohrten Tierzähne lagen in einem älmkreis von etwa
80 cm Durchmesser in der Mitte öer Westhälfte, nahe dem westlichen
Randstein.

Die Fundschicht war im Westen durch mehrere Platten bedeckt, die öen
oben beschriebenen Podenplatten nach Form und Gesteinsart glichen. On der
Mitte und nach Osten lag hierauf eine rund 8 cm starke, ungestörte Schicht reiner
Holzkohle, die dem Rande zu anstieg und auslief, darüber folgten 70^80 cm
gehäustes Füllmaterial aus Schotter, Lehm und dergleichen, worunter in der
Mitte, unmittelbar über der Kohleschicht, 2 grohe (70:40 cm), eckige Kalk-
steinbrocken auffielen. Jn dieser Auffüllung fehlten menschliche oder tierische
Knochen fast völlig. — Llnter öem Plattenboden wurden 40—45 cm rot-
gelber Lehm mit reichlicher Einmischung von Geröll und darunter der an-
steßende Fels (Muschelkalk) erbohrt. Jn öem Längsgraben gegen den Berg
zu (nördlich) wurde der Lehm heller, gelblicher (wie Löhlehm) und snthielt
nur mehr wenig und kleine Gerölle sowie Hornsteine; er wuchs bis zu 1,10 m
Mächtigkeit an. Darüber lagen umgearbeiteter Schotter und Humus öurch-
einander und in wechselnder Stärke, zum Teil reichten lockere Massen solcher
Steine ohne Humus grubenweise tief herab. 2ln der Rückwand der Grab-
anlage ragte der gewachsene Lehmboden noch 60 cm bis 1 m heraus, d. h.
mibdestens um dieselbe Tiefe ist die Steinkiste bei ihrer Anlage in den Doden
eingesenkt worden.

Die Rekonstruktion des Grabes: Dersuchen wir nunmehr auf
Grund des Grabungsbefundes eine Rekonstruktion der ganzen Anlage. Die
Terrasse, die aus Hauptmuschelkalk mit einer Decke aus leicht schottergemisch-
tem Berwitterungslehm besteht, stieg bergwärts an, da sich hier in ziemlicher
2Nächrigkeit herabgeschwemmter Löhlehm auflagerte. Etwa dort, wo dieser
aufhörte und die Terrasse eben wurde, errichtete man zu Beginn des 2. 2ahr-
tausends vor Christus (s. u.) das Grabmal. Seins Rückwand reichte 60 cm
bis 1 m tief unter die (heutige) Oberfläche des gewachsenen Bodens hinab, die

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