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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 9
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Gutmann, Carl: Bericht über die 1926 im Kaiserstuhlbereich gefundenen Alemannengräber
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0287

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Äicht bei den Skeletten, sonöern in öer ausgeschachteten Erde fand Herr
tLloch einige rotgebackene Lehmstückchen eines Estrichs (ähnlich wie in dem
Graben von Bischofsingen).

Dor wenigen Jahren wuröe beim Aeubau einex Scheuer im „Breitel-
Gähchen", zirka 3O--40 m südwestlich der Funöstätte, ebenfalls ein Skelett
getroffen, dessen Schädel durch den Jhringer Arzt, Dr. Heger, nach Freiburg
(wohl in öie Anatomie?) kam.

Man ist hier wieder auf einen spätalemannischen Frieöhof gestohen, der
sich nach Osten hin unter öer Dorfstrahe weitererstreekt, ebenso nach Süöen
und Westen, wie das Grab vom „Breitelgähle" beweist. Wenn öies tat-
sächlich der älteste Friedhof von Jhringen ist, woran man folange festhalten
muh, bis ein älterer gefunden wird, d.ann ist öer Ort erst im 7.-8. -Jahr--
hunöert entstanden, ähnlich wie Ober--Rotweil.

4. Freitag, 7. Mai, wurden auf dem höchsten Punkte d.es Voge-lsang-
passes der Strahe Oberschaffhausen—Oberbergen 3 Skelettgräber ange-
schnitlen. Anlählich der Veubeschotterung dieser Strahe entnahm die Stra-
henbauverwaltung an der betreffenden Stelle — öie Eigentum des Staates
ist - Löh zum Lleberdecken öer Fährbahn. Leiöer war der hiesige Strahen-
meister, H. Dobler, dem die Strecke untersteht, einige Tage abwesenö unö fein
Vertreter aus Freiburg scheint keine Uhnung von der Wichtigkeit derartiger
Funde gehabt zu haben, sonst hätte er pflichtgemäh öafür sorgen müssen, dah
dis Gräber bis zum Eintreffen eines Sachverständigen unversehrt blieben.
So aber wurden diefelben von öen Arbeitern nach Feieräbend ausgeräumt
und die Knochen von den zur Stelle geeilten Vewohnern Vogtsburgs zer-
treten. Aur 1 Schädel nebst 2 Llnterkiefern blieben öaöurch erhalten, dah
der Landwirt Albert Gut von Vogtsburg öiefelben an fich nahm, in öer
Hoffnung, ein Geldgeschäft damit zu machen. Herr Aotar Gerner von Ober-
Rotweil hatte die Güte, mir Montags Mitteilung zukommen zu lassen, wvrauf
ich Dienstag, 11. Mai, zur Festftellung aller Llmstände an Ort unö Stelle
eilte. Die Gräber liegen, wie oben gesagt, über dem höchsten Punkte öes
Vogelsangpasses dicht an ster Bannscheide Oberbergen—Vöhingen, hoch oben
in der steilen Vordwand des von der Eichelspitze herabziehenden Rückens.
Sie stehen in einer süö-nörölich ziehenden Reihe nebeneinanöer in öer Rich-
tung Ost-West und reichen mit öer Sohle 1 m unter öie Oberfläche, hinab.
Jm nördlichsten Grabe lag das Skelett mit öem Angesicht nach Osten, beün
südlichen soll dies umgekehrt der Fall gewesen setn. Jedenfalls liegt hier,
wie auch beim mittleren, nur schlechte Veobachtung vor, sicher lagen alle drei
Skelette mit dem Angesicht nach Often. Es handelt fich also um spätaleman-
nische Gräber, da keinerlei Veigaben gefunden worden sind. Sie gehören
jedenfalls derselben Zeit an, wie das Ober-Rotweiler Gräberfeld. Es dürften
sich auf dem nur etwa 15—20 pm grohen Gipfelpunkte noch einige Vestattun-
gen befinöen.

Der erhaltene Schädel stammt von einer Person im mittleren Alter und
kann als Vreitschädel bezeichnet werden. Die beiden tadellosen Llnterkiefer
haben das typische alemannische Kinn. Der Vesitzer des Schädels überlieh
mir denselben nicht, denn ich bot ihm kein Gelö öafür, wetl öie Skelette auf
staatlichem Grund unö Voden lagen und von staatlichen Arbeitern aufgedeckt
wurden, also ftaatliches Eigentum sind. Jch habe daraufhin öen für Vogts-
burg zuständigen Vürgermeister von Oberbergen ersucht, öen Albert Gut
amtlich aufzufordern, den Schädel und die Llnterkiefer inunverlehtem Zu-

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