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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

DOI issue:
Heft 11
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Deecke, Wilhelm: Jahresbericht 1927: W. Deecke
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0342

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lichen 2lnsntz öes Grabes um 100 bestätigt öas Dorkommen einer südgalli-
schen Dilderschüssel mit dem (verstümmelten) Bodenstempel: Ob. Vlklch.
An den Deginn des 2. Jahrhunderts verlegt Drexel unser Grab III, das seiner
ganz ungewöhnlich reichhaltigen Ausstattung mit Sigillatageschirr wegen in
dem Aussah „Römische Sigillataservices", Germanka. XI, 1927, S. 52, bespro-
chen wird; osssnbar handelt es sich um mittelgallische Ware (Lezoux), auch
hier sehlt nicht die einheimische Llrne mit „Besenstrichmustern". Etwas später
wurden öie übrigen Gräber angelegt, in denen eine guterhaltene Münze des
Antoninus Pius und ein Sigillatabruchstück mit öem rückläufigen Außen-
stempel des Reg(i)nus begegnet. Ferner ist öer Einzelfund eines Sigillaka-
tellers mit dem Bodenstempel Xf/^KIbPIckZ) zu erwähnen.

Die Fundstücke gelangten in das Bad. Landesmuseum mit Ausnahme
einer sechseckigen Glasflasche (Grab 3), die öer Eigenkümer des Bodens einst-
weilen zurückbehalten hat.

Westlich Ettlingens, in der 2iähe der Kapelle St. Johann, wo öer
Schnittpunkt der von Otto Ammon untersuchten, vvn Forchheim und Rastatt
hier einmündenden Römerstrahen anzunehmen ist (s. Dad. Landeszeitung
vom 20. Dezember 1884, Ar. 302 II), wurden in einer Kiesgrube (nordwest-
licher Punkt 118,7) mehrfach römische Brandgräber angeschnitten; eine öau-
ernde Beobachtung war leider unmöglich. Die Funde wurden jeweils von
dem dort arbeitenden Hausmeister an den nahenPräpositwerken, Karg, Herrn
Karl Springer, dem Dezirkspfleger von Ettlingen, übergeben. Zugleich mit
deren Restaurierung und Dearbeitung konnten im Lanöesmuseum Fundstücke,
die — wie erst jetzt bekannt wuröe — vor beinahe 25 Jahren an gleicher
Stelle gehoben worden sind und sich seitdem in Privatbesitz befinden, unter-
sucht und photographiert werden.

Dah der Friedhof zu Deginn öer römischen Besiedelung angelegt worden
ist, bewies der erste Fund, eine Sigillataschüssel, die nach Analogie mit eng-
verwanöten südgallischen Gefäßen (Knorr, Rottweil. 1907, Taf. I und II) der
Frühzeit Despasians angehört; ein anderes Grab (Ar. 5) enthielt schlecht-
erhaltene Druchstücke einer etwas späteren gallischen Schüssel (Drag. 37) mit
sigürlichem Schmuck (Typen Dechelette 41, 202, 389, 512), öabei fand sich
auch das Fragment eines Gefäßes der (älteren) Form Drag. 29. Aeben ver-
schiedenartigen Llrnen und Krügen (die in Grab II schon dem vorgeschrittenen
2. Jahrhundert angehören öürften) sind hervorzuheben zwei eiserne Fibeln
(Thp Spät-Latene). ein Spiegel aus Zink oöer Weißblech, zwei kreisrunde
Dronzeplättchen (Durchm. 2,5 cm) mit Ansah eines Scharniers, eine blau-
gefärbte Tonperle, ein steingeschmückter Fingerring und ein äusterst subtil
gearbeiteter kleiner Dronzekessel mit Henkel, dessen Wand öurch senkrechte
Rillen gegliedert ist. Vermutlich würden systematische Ausgrabungen an
dieser Stelle weitere interefsante Ergebnisse bringen, wenn nicht das meiste
infolge der seit Jahrzehnten hier vorgenommenen Baggerungen achtlos ver-
schleuöert worden ist.

Die Funde gelangten in öas neugegründete Bezirksmuseum Ettlingen,
Fundakten und Photographien ins Denkmalsarchiv des Bad. Landesmuseums.

Für öie diesjährige Ausgrabungstätigkeit öes Baö. Lanöesmuseums im
Gebiet der römischen Albsiedelung (Karlsruhe-Grünwinkel), deren
an Grabinventaren so reicher Friedhof in den Jahren 1923 und 1926 freigelegt
worden ist, und auf den Aeckern im Gewann Bein westlich K n ie l i n g e ns,
wo bereits 1911 durch Professor Rott Brandgräber untersucht wuröen, die

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