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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 11
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Deecke, Wilhelm: Jahresbericht 1927: W. Deecke
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0347

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Jn Säckingen wurde beim Ausheben öer Baugrube eines Hauses
an der Schützenstrahe in 2,40 m Tiefe der Sandbvden angeschnitten, öer dann
stellenweise mit Holzkohle, Knochenresten und Scherben öurchsetzt war. Aach
den hartgebrannten Gefähen zu urteilen, handelt es sich um mittelalterliche
Reste.

Üleber das Dorf Huttenheim (2lmt Bruchsal) gab Prof. E. Wahle>-
Heidelberg eine zusammenfassende Darstellung, welche sich besonders auf die
alamannisch-merowingische Zeit konzentriert.

Auch die folgenden Beobachtungen über merowingische Gräber wurden
den Derichten des Herrn Prof. Wahle entnvmmen.

Ein Zufallsfund wurde in Kirchheim (Amt Heiöelberg) gemacht. Es
handelt sich um ein menschliches Skelett, das unter öer Hauptstrahe nahe öem
Aathaus bei der Kanalisation angeschnitten worden war. Jn 1,20 m Tiefe
unter dem Strahenkörper lag das Skelett noch gut erhalten in westöstlicher
Richtung in normaler Rückenlage. Die Beigaben bekunöen das Alter und
dah der Tote männlichen Geschlechts war. Zur Linken hatte er ein ein-
schneidiges schweres Hiebmesser aus Eisen, in der Gegend des Beckens und
des Lendengürtels fanden sich Deschlggstücke öes Gürtels, die ebenfalls aus
Eisen gefertigt sind und zum Teil Derzierungen öurch grohe bronzene Aiet-
nägel aufweisen. Zn dem Dost sind verschiedentlich Reste von Geweben ab-
gedrückt. Auch Reste von Leder waren in öer Aähe der Eisenstücke durch öie
konservierende Kraft des Eisenoxhds noch erhalten.

Diese Deigaben bekunden, dah öer Tote im 6. nachchristlichen Jahr-
hundert dort bestattet woröen ist. Schon früher sind in öer Aähe öieser Stelle
zufällig Skelette mit Deigaben gefunden worden. Einig-e in öen neunziger
Jahren gehobenen Funde sind in die Sammlung des Mannheimer Altertums-
vereins gelangt, während das etwas später Gefundene dank der Fürsorge von
Prof. Karl Pfaff den Heidelberger Städt. Sammlungen zugeleitet werden
konnte. 2n der Gegend des Rathauses führt die Hauptstrahe von Kirchheim
darnach über einen gröheren Friedhof öer merowingischen Zeit Hinweg. Die
Frage, ob dieser Friedhof der älteste öes Dvrfes Kirchheim ist oöer etwa
zu irgenöeinem anderen Dorfe gehört hat, läht sich noch nicht klar sehen. De-
kannter als er ist der grohe, von Pfaff untersuchte Friedhof im Gewann
Heuau, etwa eine Diertelstunde auherhalb Kirchheims gelegen. Die münd-
liche Üleberlieferung in Kirchheim glaudt zu wissen, dah der Ort früher an
einer anderen Stelle gelegen habe. Die Reihengräber-Friedhöfe liegen stets
abseits der zu ihnen gehörigen Siedlung. Wendet man diese Erfahrung auf
die Kirchheimer Derhältnisse an, dann findet die genannte mündliche Üleber-
lieferung in der Lage des Friedhofes mitten im heutigen Ort eine Destäti-
gung; denn auch hier dürfte die Sieölung in einer bestimmten Entfernung
von den noch nach heidnischer Art bestatteten Toten gesucht werden müssen.

Jn Heidelberg hat die Derlegung eines Kabels im alten Gaswerk
und bei der Strahe „Am Güterbahnhof" zu der Auffindung einiger alter
Gräber geführt, deren Jnhalt öurch Prof. Dr. Wahle geborgen und dem
Kurpfälzischen Museum zugeführt wurden. Es hanöelt sich um ein fast
vollständiges Tongefäh, eine eiserne Lanzenspitze und einen kleinen massiven,
bronzenen Ring, welche als Deigaben bei mehreren Skeletten in 0,80—1,20 m
Liefe zum Dorschein kamen. Die Skelette lagen in west-östlicher Richtung,
mit dem Gesicht der aufgehenden Sonne entgegen. Die Beigaben geben zu
erkennen, dah die Gräber dsm 6. und vielleicht noch dem 7. nachchristlichen
Jahrhundert angehören.

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