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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

DOI issue:
Heft 11
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Deecke, Wilhelm: Jahresbericht 1927: W. Deecke
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0348

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Die Funde sind nicht öie ersten, welche dus betreffenöe Gelände uns ge-
liefert hut. Schon seit mehr uls 100 Jahren kommen dort immer wieder
Destattungen genau derselben Art zum Dorschein. Jn den 1870er Jahren,
sodann aber auch 1899 sind auf dem Gaswerk zahlreiche Gräber gehoben
worden; der Jnha.lt öerjenigen von 1899 befindet sich im Kurpfälzischen
Museum; das andere wurde verschleudert. Südlich öaran anschlietzenö- sind
auf dem Güterbahnhof und beim Legen von Rohrleitungen aus öer Strahe
„2lm Güterbahnhof" wieöerholt gleichaltrige Funde gehoben. Da um sie nie-
mand Sorge getragen hat, müssen sie als verloren gelten.

2llle diese Funöe liegen in dem Winkel zwischen der heutigen Römer-
strahe einerseits, der Belfort- und Eppelheimer Straße andererseits. Die
Erinnerung an den dort einst im 6. unö 7. Jahrhunöert vorhandenen Fried-
hof hat öie Dezeichnung Seelengewann uns überliefert, welche im Volks«
munde üblich war, so lange öas betr. Gelände lanöwirtschaftlich genuht wor-
öen ist. Den ehemaligen Standort öer bei öer 2lnlage einiger dieser Gräber
verwendeten römischen Grabsteine haben wir längs den genannten Strasten
zu suchen, welche auf römische Strasten zurückgehen. 2leben den Strasten
waren in römischer -Zeit die Toten beigesetzt worden, unö die frühöeutsche
Zeit benuhte sie für die 2lnlage öer eigenen Grüfte.

2lusführlich wurde in der Pyramiöe (Wochenschrift zum Karlsruher
Tageblatt) 16. Fahrg. 2lr. 24, 12. Juni 1927, ein Friedhof der späten 2Ne-
rowingerzeit von 2Liesloch öurch Prof. 2Dahle besprochen. Die wich-
tigsten 2lusführungen lauten wie folgt:

„Zu Beginn des Jahres 1906 wurde im Gewann „Llnterm Eichelweg"
westsüdwestlich von Wiesloch eine grötzere 2lusfchachtung von Eröreich vor-
genommen, welches der Herstellung öer Strastenüberführung über die Staats-
bahn bei dem nahe benachbarten Bahnhof 2Liesloch-2Lalldorf öiente. Hier-
bei kamen Funde zutage, welche von dem leitenöen Jngenieur den zuständigen
Stellen gemelöet wurden und zu öer Ausgrabung eines geschlossenen Fried-
hofes öer Merowingerzeit führten. Die Funde gelangten in öas Heiöelberger
Kurpfälzische Museum,- öie für eine anthropologische Bearbeitung geeignet
erscheinenden Skelette wurden öem Anatomischen Jnstitut ebendort.zugeführt.

Es handelt sich um Skelette, welche in gestreckter Rückenlage verschieöen
tief im Doden lagen und in öurchgehenö westöstlicher Richtung den Vlick der
aufgehenöen Sonne zukehrten. -Jn zwei Fällen zeigte sich eine Gruft zweimal
belegt; sonst aber lagen die Toten einzeln, wenn au-ch nahe beieinanöer und
zum Teil in geschlosseneren Gruppen, welche wohl Derwanöte beherbergten.
Der Plan des Friedhofes nennt 108 Gräber. Berückfichtigt man neben 'der
dvppelten Delegung von zweien der Grüfte auch einige vor Beginn öer plan-
mästigen Grabung gehobene Fundstücke, welche aus mindestens zwei weiteren
Destattungen stammen, so kommt man auf 112 Gräber. Jm Hinblick darauf,
öah öer Feldbau öer neueren -Zeit manche Destattung gestört haben mag,
wird man die -Ziffer der einst öort gebetteten Toten noch etwas gröster an-
nehmen. Jmmerhin dürfte sie nicht wesentlich gröster gewesen sein; unü öa
die Ausschachtung die Grenzen öes Friedhofes in jeöer Richtung weit über-
schritten hat, ohne weitere Skelette zu finöen, veranschaulicht die genannte
Ziffer die Gröste des Gräberfelöes und der zugehörigen Siedlung recht gut.

-Jhr Alter ergibt sich aus öen Deigaben. Sind solche auch nur in 24 De-
stattungen angetroffen, so vertreten sie doch eine einheitliche -Zeitstufe unö
geben zusammen mit öem genannten, sehr kennzeichnenden Destattungsbrauch
 
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