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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 11
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Deecke, Wilhelm: Jahresbericht 1927: W. Deecke
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0349

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die innere Geschlossenheit des ganzen Funöes zu erkennen. Es wäre nun aber
nichr richtig, aus dem Fehlen von Deigaben in nicht weniger als vier Fünftel
der Destattungen auf Armut der Bevölkerung schliesten zu wvllen. Es liegen
aus dem Friedhof doch recht reiche Gräber sowohl von Männern wie vvn
Frauen vor. So öenkt man daran, in öem Aufhören der Sitte, die Toten!
sür das Jenseits auszurüsten, die stlrsache öieser Erscheinung zu erblicken.
2lber wenn auch diese Erklärung in der verhältnismätzig späten Zeitstelluug
der Deigaben eine wesentliche Stühe sindet, so beöarf sie öoch einer rechh
scharfen Fassung. Der Plan des Friedhofes gibt uämlich zu, erkeuuen, dah
einer Gruppe vou etwa 55 Gräbern ohne jedes Fundinventar ein etwa ebenso
groster Kreis gegeuübersteht, iu welchem 22 Destattung-eu, d. h. zwei Füuftel,
Beigaöeu aufweiseu. Der ältere Leil öer Gräber stammt aus eiuer -Zeit, iu
welcher man deu Toteu gelegeutlich uoch Deigaben mitgab; die jüugere
Hälfte aber, welche sich uach Ausweis des Friedhofplaues ohne eiue zeitliche
Lücke an die ältere auschlietzt, verauschaulicht die Folgezeit.

Die besoudereu Keuuzeicheu der aus öem Friedhof stammeuden Bei-
gaben können hier nicht behandelt werden. Jmmerhiu ist darauf aufmerksam
zu muchen, dah ihre thpologischeu Eigeuheiteu ihu von sämtlichen merowing-er-
zeitlicheu Friedhöfeu der Aachbarschaft weseutlich uuterscheiöen. Hieriu be-
ruht überhaupt die besouöere Bedeutuug der Fuudstelle.

.... Soweit die Beigaben der Gräber „Auterm Eichelweg" bereits für
eine geuauere zeitliche Festleguug öer Fuudstelle herangezogen weröen köu-
uen, sprecheu sie für ihre recht späte Einorduung iunerhalb öer Merowiuger-
zeit. Jn erster Linie fällt hier der Sax iu öie Wagschale. desseu beachtli-che
Läuge ein Kenuzeicheu der späten Mervwiugerzeit ist. Sodauu sind öie Lan-
zenspitzen zu uenueu, deren knopsartig verdickt-e Aieten die Parierflügel öer
Karoliugerzeit vorzubereiten scheineu. Aicht mit derselbeu Bestimmtheit darf
auf die Häusigkeit der eiufachen Ruudfibel aufmerksam gemacht- werden; im-
merhiu scheiut es, als ob das Borkommeu leöiglich dieses Fibelthpus auf dem
Fuudplatz doch bezeichnend ist. Dasselbe gilt vou öeu Perlenketteu, uud zwar
svwohl hinsichtlich Stoff, Form uud Gröhe der einzelueu Stücks, wie auch
betreffs des Farbeu-Gesamteiudruckes; in jeder Deziehuug ist dieses Material
weit entsernt vou den Borbildern öer spätrömischen uud öer älteren Mero-
wiugerzeit. Zu diesen Gesichtspunkteu treteu die Hiuweise darauf, dah gauz
bestimmte Erscheiuuugeu in den Gräberu fehlen. Aatürlich kann aus dem
Aichtvorhandeusein von irgeuöwelchen Gegeustäudeu in der ganzen Ar-
chäolvgie stets nur mit besonderer Borsicht geschlossen werden. Ein Schmuck-
stück oder Gerät, das nicht als Beigabe in einem Grabe erscheint, kanu zur
Zeit ebeu dieser Bestattuug deswegeu doch benuht worden sein. Aber es muh
guffalleu, dah Vvu allen Erscheiuuugeu der älteren unö mittlereu Mero-
wiugerzeit sich gar nichts in öeu Gräberu „Ülnterm Eichelweg" fiudet. Mau
vermiht die Keramik der spätrömischeu Art, deu Zelleuschmelz wie die Spatha,
bestimmte Formeu der brouzeueu Gürtelschualle uud eudlich auch atle Span-
genfibelu. Gerade das Aichtauftreteu der Gesamtheit dieser Dinge darf man
zugunsten der späteu Ansetzuug des Friedhofes in öie Wagschale werfen."

Anhang.

Im Laufe des Jahres sind eiue Reihe vou Melöungen eiugegaugen uud
enlsprechende Aotizen durch öie Zeitungen gelaufen über bemerkenswerte

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