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Burkhardt, Johannes [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0122

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112

Kreis Merseburg.

dem Laurentiusthurm gezogene Mauer, welche dieses kleine Gelass von dem in
gleichem Niveau liegenden unter der Gewandcapelle befindlichen Tlieil der Pürsten-
gruft abtrennt, ist jedenfalls erst später, vielleicht erst mit Einrichtung der Gruft
entstanden. Der erwähnte Theil der letzteren ist mit einem Netzgewölbe über-
spannt, welches durch zwei freistehende achteckige Pfeiler gestützt wird. Zwischen
den modernen hier einfallenden Fenstern der Ostwand befindet sich eine zugestellte

Fig. 113.

Fig. 114.

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rechtwinklige Thür (unter dem modernisierten Fenster in der Gewandcapelle), die
jedenfalls ursprünglich einen Zugang zur Krypta von aussen her vermittelt hat.

Der Haupteingang der Krypta wird aber nach Analogie anderer Kryptenan-
lagen im Westen gesucht, an der Stelle, wo die sogen. Grabkammer K. Rudolfs
anstösst. Daselbst ist denn auch ein ,,Portal, dessen Sturz nach der Krypta zu
schlicht wagerecht, nach dieser Kammer zu aber im Rundbogen construiert und
in der Krönung mit dem Relief der segnenden Hand (Puttrieb a. a. 0. Taf. 10)
verziert ist“ Dies ist unzweifelhaft der ursprüngliche Haupteingang, zu welchem
man von der Vierung aus durch eine hinabführende Treppe gelangte. Wann der-
selbe unpracticabel geworden ist, bleibt die Frage, welche eng mit der Zuziehung
der Vierung zum Chor verknüpft ist. An der traditionellen Bezeichnung „Grab-
kammer Rudolfs“ Anstoss zu nehmen liegt kein Grund vor, denn einmal entspricht
der so bezeichnete Raum den Maassen des Grabmals Rudolfs so, dass ein Verhält-
nis zwischen beiden höchst plausibel ist, und dann macht es eine leichte Erweiterung
der Gruft nach Westen zu sehr annehmbar, dass dieselbe für einen Sarg, dessen
umfangreicheres Kopfende ja nach Westen zu stehen kam, eingerichtet wurde.
Da nun Bischof Werner, unter welchem die Schlacht bei Mölsen vorfiel (er starb
1095?), von welchem auch die Erbauung des Mitteltliurms gemeldet wird (s. oben),
die Mönche des von ihm gestifteten Petersklosters zum Chordienst im Dom heran-
zog, so scheint es allerdings, als sei auch aut ihn die Zuziehung der Vierung zum
Chor zurückzuführen. Doch eröffnet auch der Umstand, dass der Grabstein
Thietmars von gleichen Verhältnissen mit dem Rudolfs ist, eine Perspective, die
 
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