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Burkhardt, Johannes [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0123

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Merseburg.

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hier nur angedeutet sei und deren Ausführung sich mit der Notiz im ersten
Theile der Bischofschronik — Capitel V — abzufinden haben würde, dass
Thietmars und seiner beiden Vorgänger Leichen aus der „alten Kirche“ in
septentrionalem plagam, d. i. die Bischofscapelle transferiert worden seien.

. Die Umfassungsmauern der Krypta sind an Stärke denen der oberen Chor-
partie natürlich überlegen. Der lichten Weite des oberen Chors von 9,82m steht
die der Krypta von 9,17m (einschliesslich der Wandnischen) gegenüber. Die
Mauer am Nordeingang hat einschliesslich der Wandpfeiler eine Stärke von 2,16,
die südliche (ohne Wandpfeiler) eine solche von 1,92m. Zum Bau ist ein doppeltes
Material verwandt, neben dem schon erwähnten körnigen rothbraunen Sandstein
findet sich in etwas geringerer Ausdehnung ein solcher von einer stumpf grauen
Farbe.

Bei einer Vergleichung des factischen Befunds mit dem Bestand der Schrift-
quellen ist von vorn herein festzuhalten, dass die Grenze plausibler Vermuthungen
kaum überschritten werden kann, als welche denn die folgenden Sätze auch nur
gelten wollen.

Thietmar bezw. Bruno erbaute im ganzen über dem noch jetzt maassgebenden
Grundriss des Doms eine kreuzförmige Basilica, von deren Langhaus wir freilich
nichts wissen. Sie hatte vielleicht schon die westliche auf das Niveau des Chores
erhöhte Vorhalle, welche in Anbetracht des noch vorhandnen über die ganze
Westfront gehenden alten Sockelgesimses mit verhältnissmässig nur kurzer und
anscheinend gegen die ursprüngliche noch erweiterter Unterbrechung in der Mitte
weder eine offene Halle noch ein Westchor war. Es erscheint annehmbar, in der
südlichen Kreuzvorlage bis über die Fenstersohlbänke Reste des ersten Baues zu
erblicken. Ein Theil des Materials könnte der abgebrochenen südlicher gestandenen
Heinrichskirche entstammen. Zu beiden Seiten der südlichen Nebenapsis wurden
Thiiren eingebrochen, als der westliche Haupteingang zur Krypta durch Anlage
einer Gruft vor derselben bezw. Erhöhung und Zuziehung der Vierung zum Chor
passierbar zu sein auf hörte, um die Verbindung der Oberkirche mit der Krypta
durch deren südlichen Eingang zu vermitteln. Thietmar’s bezw. Brunos Sanctua-
rium war unter Hunold wiederholt eingestürzt. Sind Krypta und Unterbau der
Ostthürme, wie wir sie kennen, Hunold’s Werk, was höchst wahrscheinlich ist,
so war angesichts der Situation dieser Thürme und ihres Verhältnisses zu den
Chormauern „sanctuarium“ nicht bloss die Apsis, sondern auch das Chorviereck,
dessen Mauern auch dicker sind als die der übrigen älteren Theile. Hunold Hess
dann auch gleich den südlichen Eingang zur Krypta vorsehen. Möglicherweise
durch ihn oder gar schon vor ihm wurde die Vierung erhöht. Wenigstens ist seine
Grabstätte zwischen denen seiner Nachfolger wohl vor derselben zu suchen. Denn
wenn der Referent der Bischofschronik (um 1136) VIII,4 bezeugt : „(Eckelinus)
requiescit cum duobus antecessoribus suis ante altare sanctae crucis,“ so kann
er doch nur den Standort dieses Altars im Auge haben, welchen derselbe um
1136 aller Wahrscheinlichkeit nach schon hatte, d. h. vor der Vierung, da K. Rudolf
damals (1136) schon seit Jahrzehnten an der Stelle ruhte, wo dieser Altar vorher,
ehe die Vierung zum Chor gezogen wurde, gestanden haben müsste. Jene mit
den Funeralnotizen der 3 Bischöfe versehenen Spitzbogenblenden, welche
wohl am Lettner vor der Vierung hätten sein können, während die Gräber selbst

fereis Merseburg. 8
 
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