Merseburg.
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an der Südseite ist nach Westen gewendet, die Treppe legt sich um die Ostseite
des Pfeilers herum, und die Kanzelempore ist nach Norden gerichtet. Letztere
wird von einer reichdecorierten Säule über achteckigem Grundriss gestützt. Die
Aufgangsthür lässt die untersten Treppenstufen frei. „Der Pfosten ist reich durch
Nebenpfeilerchen, Nischen und ineinandergeschobene prismenartige Figuren ge-
bildet; er verjüngt sich nach oben und endigt in einem Knopf. Die Thür hat
zwei Füllungen und über ihr ruht eine aus drei spätgothischen Kundbögen
bestehende und ähnlich mit Knöpfen verzierte Bekrönung.“ Die gerundete Wange
der Treppe ist mit spätgothischen Maasswerkfeldern gefüllt. Die Kanzelbrüstung
verlässt die Grundform des Achtecks und ist in sieben durch Vertikalstreifen
getrennte Felder getheilt, welche nach oben in einem blattwerkgeschmückten
wulstartigen Kranzgesims und nach unten in einem ähnlichen mit freiem Maass-
werk schliessenden Fussgesims endigen. An den Vertikalstreifen erheben sich
auf Säulchen, welche ähnlich wie die untere Tragsäule decoriert sind, unter Bal-
dachinen acht Heiligenfigürchen: Jacobus (?) mit Pilgerstab, Sixtus mit Beutel,
Petrus mit Schlüssel, Magdalena mit Salbbüchse, Katharina mit Schwert und Buch,
Barbara mit Hostienkelch, eine Heilige (?), Bartholomäus mit Messer. Die Brüstungs-
felder enthalten Relief bilder, vom Kopf der Treppe an gerechnet: Maasswerkfüllung,
Matthäus vor dem Engel, Johannes vor dem Adler, Mutter Gottes von Engeln
gekrönt, Lucas auf dem Stier als Maler der Madonna, Marcus auf dem Löwen
sitzend, Laurentius mit Kost. Die Basis der stützenden Säule besteht aus mehreren
in einandergeschobenen achtseitigen Prismen, darüber erhebt sich ein vierseitiger
Schaft in pyramidalem Aufbau, an welchem sich vier aus Delphinen gebildete
Arabeskenbögen hinaufziehen. Ueber einem hohlen zwiebelförmigen Knauf aus
durchbrochenem Blattwerk stehen vier Wappen haltende Engel.
Zwei von den vier Schildern sind leer, auf dem einen der
übrigen befindet sich das stiftische, auf dem andren das An-
haltische Wappen. Der Stifter der Kanzel war also Bischof Adolf
von Anhalt 1514 —1526. Die Flügel der Engel stützen wieder
einen grösseren Knauf gleicher Grundform mit dem darunter
befindlichen, aus verschlungenem und durchbrochenem Blatt-
werk gebildet, welcher den mit Stabwerk in Form eines Sterns
geschmückten Boden der Kanzelempore trägt. Die dreifache
Haube der Kanzel über fünf Seiten des Achtecks, gekrönt von
einem segnenden Christus mit der Weltkugel, ist nicht die ur-
sprüngliche, sondern unter Herzog Christian als Ersatz der
früheren aus irgend einem Grunde nicht mehr genügenden
hinzugekommen.
Bemerkenswerthes Chorgestühl steht längs den Wänden
Fig. 135.
des Chorvierecks und der Vierung.
Die beiden Stuhlreihen im Chorviereck haben nur eine
Sitzreihe, vor welcher sich Pultkästen befinden. Die nördliche
ist in fünf Sitze abgetheilt. Jeder derselben wird von einem
Baldachin in Viertel kugelform gedeckt, dessen innere Höhlung durch weisse Stäbe
auf dem blauen Grunde eingetheilt ist. Ueber den Stirnbögen erheben sich zier-
liche. Maasswerkgiebel, durch Fialen von einander getrennt. Die Scheidung der
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an der Südseite ist nach Westen gewendet, die Treppe legt sich um die Ostseite
des Pfeilers herum, und die Kanzelempore ist nach Norden gerichtet. Letztere
wird von einer reichdecorierten Säule über achteckigem Grundriss gestützt. Die
Aufgangsthür lässt die untersten Treppenstufen frei. „Der Pfosten ist reich durch
Nebenpfeilerchen, Nischen und ineinandergeschobene prismenartige Figuren ge-
bildet; er verjüngt sich nach oben und endigt in einem Knopf. Die Thür hat
zwei Füllungen und über ihr ruht eine aus drei spätgothischen Kundbögen
bestehende und ähnlich mit Knöpfen verzierte Bekrönung.“ Die gerundete Wange
der Treppe ist mit spätgothischen Maasswerkfeldern gefüllt. Die Kanzelbrüstung
verlässt die Grundform des Achtecks und ist in sieben durch Vertikalstreifen
getrennte Felder getheilt, welche nach oben in einem blattwerkgeschmückten
wulstartigen Kranzgesims und nach unten in einem ähnlichen mit freiem Maass-
werk schliessenden Fussgesims endigen. An den Vertikalstreifen erheben sich
auf Säulchen, welche ähnlich wie die untere Tragsäule decoriert sind, unter Bal-
dachinen acht Heiligenfigürchen: Jacobus (?) mit Pilgerstab, Sixtus mit Beutel,
Petrus mit Schlüssel, Magdalena mit Salbbüchse, Katharina mit Schwert und Buch,
Barbara mit Hostienkelch, eine Heilige (?), Bartholomäus mit Messer. Die Brüstungs-
felder enthalten Relief bilder, vom Kopf der Treppe an gerechnet: Maasswerkfüllung,
Matthäus vor dem Engel, Johannes vor dem Adler, Mutter Gottes von Engeln
gekrönt, Lucas auf dem Stier als Maler der Madonna, Marcus auf dem Löwen
sitzend, Laurentius mit Kost. Die Basis der stützenden Säule besteht aus mehreren
in einandergeschobenen achtseitigen Prismen, darüber erhebt sich ein vierseitiger
Schaft in pyramidalem Aufbau, an welchem sich vier aus Delphinen gebildete
Arabeskenbögen hinaufziehen. Ueber einem hohlen zwiebelförmigen Knauf aus
durchbrochenem Blattwerk stehen vier Wappen haltende Engel.
Zwei von den vier Schildern sind leer, auf dem einen der
übrigen befindet sich das stiftische, auf dem andren das An-
haltische Wappen. Der Stifter der Kanzel war also Bischof Adolf
von Anhalt 1514 —1526. Die Flügel der Engel stützen wieder
einen grösseren Knauf gleicher Grundform mit dem darunter
befindlichen, aus verschlungenem und durchbrochenem Blatt-
werk gebildet, welcher den mit Stabwerk in Form eines Sterns
geschmückten Boden der Kanzelempore trägt. Die dreifache
Haube der Kanzel über fünf Seiten des Achtecks, gekrönt von
einem segnenden Christus mit der Weltkugel, ist nicht die ur-
sprüngliche, sondern unter Herzog Christian als Ersatz der
früheren aus irgend einem Grunde nicht mehr genügenden
hinzugekommen.
Bemerkenswerthes Chorgestühl steht längs den Wänden
Fig. 135.
des Chorvierecks und der Vierung.
Die beiden Stuhlreihen im Chorviereck haben nur eine
Sitzreihe, vor welcher sich Pultkästen befinden. Die nördliche
ist in fünf Sitze abgetheilt. Jeder derselben wird von einem
Baldachin in Viertel kugelform gedeckt, dessen innere Höhlung durch weisse Stäbe
auf dem blauen Grunde eingetheilt ist. Ueber den Stirnbögen erheben sich zier-
liche. Maasswerkgiebel, durch Fialen von einander getrennt. Die Scheidung der