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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 14. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43256#0033
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Mim Bete Wdelbers, Freitag, 4. Sktvber 1SZ5 7«.Mrgmg/Nr M


Der Krieg in Afrika Hai begonnen
AWinlsche MMlmachung mb ihre Begründung / Bsmbemngriff auf A-ua fordert die ersten Opfer / Natten. Vormarsch auf Adua und Sgaden


Spital geworfen, das das Zeichen des Ro-
ten Kreuzes trägt.. Eine zweite Bombar-
dierung durch zwei Flugzeuge hat um 10 Uhr
stattgefunden. Vis jetzt sind 78 abgewor-
fene Bomben gezählt worden."
17ÜV Löte und Verwundete in Adua?
London, 3. Okt. Wie die Nachrichten-
agentur Central News aus Addis Abeba
meldet, betrage die Zahl der Toten und
Verwundeten in Adua nach amtlichen An-
gaben 1700.
Rom drmntttrt
Nom, 3. Okt. Donnerstag nachmittag
wird folgendes amtliches Dementi be-
kannt: Ein Telegramm des Negus an den
Völkerbund spricht von Bombenabwürfen
italienischer Flieger auf bewohnte Gegen-
den mit Opfern an Frauen und Kindern.
Es handelt sich um eine alte, abgenutzte
Lüge, deren Tendenz und Böswilligkeit zu
offensichtlich sind.
Zur 10. Mobilmachungsverlautbarung
wird an zuständiger italienischer Stelle er-
klärt, daß das darin erwähnte Vorrücken von
Truppen und die Erenzüberschreitungen
nichts bedeuteten. Die italienischen Truppen

mandsland vormarschiert. Auf die Frage,
ob nunmehr die Feindseligkeiten in Abessi-
nien ausgebrochen seien, wurde erwidert,
daß die Feindseligkeiten in Ostafrika prak-
tisch durch die Mobilmachung in Abessinien
ihren Anfang genommen hätten. Von krie-
gerischen Zwischenfällen will man in Rom
nichts wissen, von Todesopfern fei auch nichts
bekannt. Ebenso betont man in unterrich-
teten Kreisen, daß die 10. Mobilmachungs-
verlautbarung keiner weiteren Erläuterung
bedürfe, da sie alles besage.
Der Aufmarsch der aSefWfchen
Streitkräfte
Addis Abeba, 3. Okt. Die Zahl der durch
die allgemeine Mobilmachung aufgebotenen
Streitkräfte soll, wie in abessinischen Krei-
sen verlautet, 1100 000 Man betragen. Zum
Führer der Nordarmee mit dem Hauptquar-
tier in Eondar wurde Ras Kassa ernannt,
ihm unterstehen 280 000 Mann. Munition
und Verpflegung sollen, so wird behauptet,
für zwei Jahre sichergestellt sein. Oestlich
des Takase-Flusses hat Ras Seyoum das
Kommando über 200 000 ManN übernom-
men. Im anschließenden Abschnitt führt
der Gouverneur von Malaie, Dedjas Halle
Selassie Guqsa, 150 000 Mann. Ras ist
der Oberstkommandierende im Abschnitt
Adua-Makale. Der Kriegsminister Ras
Moulougeta wurde dem Kronprinzen, der
der Gouverneur der Provinz Wallo ist, bei-
gegeben. Die Provinz Wallo ist durch den
gemeldeten italienischen Vormarsch gefähr-
det. 100 000 Mann unter dem Befehl des
Provinzgouverneurs Ras Kebhede Menge-
scha, sind gleichfalls zur Unterstützung des
Kronprinzen aufgeboten worden.
Der Kronprinz und der Kriegsminister
haben den Befehl erhalten, die Sicherung
der Verteidigungslinie von Aussa und der
Danakil-Provinzen zu übernehmen. Der
Kaiser wird wahrscheinlich fein Hauptquar-
tier in die Umgebung von Harrar legen.
*
(Eine Relief-Karte vom abeffinischen Kriegs-
schauplatz bringen wir auf Seite 5.)

andern Orten als Ziel. An dem Vormarsch
auf Adua nehmen große italienische Truppen-
kolonnen teil. Unter den Flugzeugführern, die
die Grenze überflogen, befinden sich, dem
Berichterstatter zufolge, auch die beiden ^Söhne
Mussolinis. Das berühmte Geschwader „De-
sperate" wird von dem Schwiegersohn Musso-
linis, Grafen Ciana, geführt. Von einem
Flugzeughafen allein starteten 15 große Ca-
proni-Bombenflugzeuge. Die ersten Truppen
überschritten kurz nach Anbruch der Morgen-
dämmerung den Fluß Mareb. Ihnen voraus
gingen mit Maschinengewehren ausgerüstete
Aufklärungstruppen. Der italienische Ober-
beifehlshaber General de Bono hat sein

Der Führer besuchte die Festung Pillau in Ostpreußen. (Presse-Jlluftvation Hoffmann-M.)
Im Rahmen seiner Bösichtigungsvsffe in Ostpreußen besuchte der Führer und Reichskanzler auch die Festung Pillau. Dieses Bild, zeigt ihn
beim Mschredten der Front der Mannschaften der Küstenartillerie. Ganz links sieht man Reichskrisgsminister Generaloberst von Blomberg.

Hauptquartier in die Nähe der Grenze ver- seien lediglich in dem sogenannten Nie-
legt. ' " ' ' -----
Eine Anweisung Muffottnis:
Keine Bomben auf Zivilbevölkerung.
London, 3. Okt. Ein Mitglied der ita-
lienischen Botschaft versicherte am Donners-
tagnachmittag im Zusammenhang mit den
Berichten über die Bombardierung Aduas
eines englischen Pressevertreter, daß Mus-
solini die italienischen Truppen ausdrücklich
angewiesen habe, unter keinen Umständen
Orte mit Zivilbevölkerung zu bombar-
dieren.

Erklärung des Negus
London, 3. Okt. Reuter meldet aus Addis
Abeba: Der Kaiser von Abessinien hat am
Donnerstagvormiltag 11 Uhr die allgemeine
Mobilmachung proklamiert. Die Mobil-
machung wurde im Vorhof des kaiserlichen
Schlosses in Anwesenheit von 3000 Mann
Truppen und dem Dröhnen der Kriegstrom-
u»eln vom Hofzeremonienmeister verkündet.
Einleitend faßt der Aufruf die Geschichte
des Konflikts mit wenigen Worten zusam-
Wen. Als Beginn des Konfliktes wird der
ö- Dezember 1934 genannt. Dann heißt es
wörtlich:
»Italien hat ein zweites Mal unser Ge-
biet verletzt. Die Stunde ist schwer. Ein
leder erhebe sich, nehme seine Waffen und
halte sich bereit, das Vaterland zu vertei-
digen. Soldaten, schart euch um eure Führer!
gehorcht ihnen einmütig und weist die Ein-
dringlinge zurück. Diejenigen, die aufgrund
ihrer Schwäche oder aus anderen Gründen
des Behindertseins nicht in der Lage sind,
Mr die heilige Sache zu kämpfen, mögen in-
nerhalb des Roten Kreuzes sich der Pflege
der Verwundeten hingeben. Die Weltmei-
Nung steht hinter unserer Sache und gegen
rrnen Angriff auf unser Land. Gott sei mit
uns! Alles für den Kaiser, alles fürs Vater-
lgnd!
ZtaliMs Antwort
Rom, 3. Okt. In den heutigen Mittags-
stunden wird die 10. Mobilmachungs-Ver-
lautbarung der italienischen Regierung be-
kannt, die den tatsächlichen Ausbruch der
Feindseligkeiten in Ostafrika ankündigt. Die
Verlautbarung hat folgenden Wortlaut:
»Unter dem Druck des kriegerischen An-
griffsgeistes in Abessinien, der von den Füh-
rern und den Völkerhorden verstärkt wird,
die schon seit längerer Zeit mit Bestimmtheit
den Krieg gegen Italien verlangen und ihn
'äugst vorbereitet haben, bildet die allge-
meine Mobilmachung in Abessinien eine
direkte und unmittelbare Bedrohung für die
Truppen in unseren beiden Kolonien. Diese
Bedrohung wird erhöht durch die Tatsache,
haß die Bildung einer neutralen Zone nach
angeblichen Behauptungen aus Addis Abeba
?n Wirklichkeit nur eine strategische Maß-
nahme darstellt, die darauf hinausläuft, die
abessinischen Truppen besser zu Angriffs-
Wecken vorzubereiten. Die fortdauernde und
blutige Angriffslust, die Italien seit vierzig
fahren ertragen mußte, nimmt immer grö-
bere Ausmaße und eine weitere Tragweite
?n, und offenbart die schweren und unmit-
telbar bevorstehenden Gefahren, auf die un-
verzüglich zu reagieren die elementarsten
Grundsätze der Sicherheit erheischen. Die
"berste Heeresleitung von Eritrea hat daher
Vefehl erhalten, sich dementsprechend zu ver-
halten. Die italienischen Truppen sind dem-
zufolge im Begriff, einige vorgerückte Stel-
lungen jenseits unserer bisherigen Linien
"inzunehmen."
Der itattenWe NormaW
London, 3. Okt. Der bei den italienischen
Streitkräften in Eritrea befindliche Sonder-
berichterstatter der Britisch United Preß be-
richtet am Donnerstag mittag, daß der ita-
lienische Vormarsch in abessinisches Gebiet
heute begonnen hat. Die Italiener hatten an
verschiedenen weitauseinander gelegenen Stel-
len die Grenze überschritten und strebten kon-
zentrisch auf Adua zu. Um 6.30 Uhr morgens
hätten mehrere Geschwader Bombenflugzeuge,
Kampfflugzeuge und .Aufklärungsflugzouge
°ie Grenze überquert mit Adua, Adigrat und

Bombe» auf Adua
Em Telegramm -es abeWischen Außenministers an -en Mkerbun-
Genf, 3. Okt. Das VMerbundssekretariat
veröffentlicht «in Telegramm des abessinischen
> Ministers des Auswärtigen an den General-
sekretär des Völkerbundes, das folgendermaßen
lautet: „Wollen Sie, bitte, dem Völkerbundsrat
und den Mitgliedstaaten folgendes mitteilen:
Durch ein Telegramm, das heute morgen (3.
Oktober) vom Ras Seyoum eingetrofsen 'st,
wird die kaiserliche Regierung benachrichtigt,
daß italienische Militärflugzeuge heute morgen
A d u a u n d A d i g r a t b o m b a r d i e r t e n,
wobei es zahlreiche Todesopfer unter
der Bevölkerung einschließlich Frauen und Kin-
dern gab und zahlreiche Häuser zerstört wur-
den. In der Provinz Agame ist gegenwärtig
eine Schlacht im Gange. Diese Tatsachen,
die sich auf abefsinischem Gebiet ereignet ha-
ben, schließen eine Verletzung der Grenze des
Kaiserreiches und einen Bruch des Paktes
durch einen italienischen Ueberfall in sich."
Genf, 3. Okt. Der abessinische Außen-
minister hat dem Generalsekretär des Völ-
kerbunds folgendes neue Telegramm zuge-
schickt:
„Vier italienische Militärflugzeuge bom-
bardierten heute morgen die offene Stadt
Adua. Die ersten Bomben wurden auf das

Der -eEEk Sauer beteiligt sich am 6. Oktober ISZS am Erntedanktag aus dem Süüeöerg -el Aamelll
 
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