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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 271 - Nr. 280 (19. November - 30. November)
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WelberserVolksblatt

Melbers, Samstag, Zo. November 1S3Z

r«. Sabrgang / Nr. 28»

' Durch Botenzustellung nmd Post monatl. 2.00 bei der Geschäftsstelle
Einzelnr. 10 Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist di« Zeitung am Er-
t^^chindert. besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die Ifpalt.
"MI« s4« br.) 7 Tertteil: Di« 70 mm br. Millimeterzeil« 25
^^Wmatzeltung mit den Brilagsn: Aus der Mll der Amy T
Bote

SchrPleitung «. Geschäftsstelle: Heidekberg, Bergh. Str. 58/81, Fernfipr. 7181. Anze^geex
schlutz: 9 Uhr, Samstag 8L0 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte A«f»

2 träge wird keine Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 81<S. Mn
verlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurückgssandt. Kerichtsst.: HeideW«».
M LsWmA / SriMürMMr / WiffMMkt mö Kmck


Paris, 29. Nov. Unter der Überschrift
„Ein Land unter der Herrschaft des Satans"
bringt „Der Elsässer" Einzelheiten aus dem
Vortrag Bischofs d'Herbignys in Strassburg
über die religiöse Laae in Sowjetrußland.
Mit grösster Aufmerksamkeit. Erschütterung
und Empörung, so sagt das Blatt, sei das
Publikum den Ausführungen des bischöf-
lichen Redners, gefolgt, der vom Papst mit
einer so wichtigen und ernsten apostolischen
Mission in Sowietrufsland betraut worden
sei. Es handle sich um einen Zeugen der
Wahrheit, der im Gegensatz zu gewissen po-
litischen und unpolitischen „commis voya-
geurs", teils Komplizen der Sowietmacht-
baber, teils offiziellen und inoffiziellen Aus-
landstrotteln, die auf ihren Ruhlandreisen
durch die potemkinschen Dörfer geführt wor-
den seien, die furchtbare Wirklichkeit an
Ort und Stelle oefübrt worden seien, die
furchtbare Wirklichkeit an Ort und Stelle
wahraenommen Habs. Der Redner habe ein
erschütterndes Gemälde des Religionsver-
hältnisses in Sowjetrussland gezeichnet. Er
habe sich auf das rein religiöse Gebiet be-
schränkt, und den politischen, sozialen und
wirtschaftlichen Bereich vollkommen ausge-
schaltet.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführun-
gen habe der Bischof die einzelnen Phasen
und Methoden des bolschewistischen Religi-
onskampfes geschildert, der sich zunächst ge-
gen die orthodoxe russische Kirche gerichtet
habe, um sodann auch gegen die katholische
Kirche vorzuaehen. Aus der Gesamtheit
Meier satanischen Verfolgungen, die
auch von den nsronischen Grausamkeiten
der ersten christlichen Jahrhunderte
kaum überboten würden,
habe der Redner erschütternde und empö-
rende Bilder infernalischer Verruchtheit,
aber auch trostvolle und erbauliche Szenen
christlicher Elaubenstreue und kirchlicher
Standhaftigkeit erzählt. Ergreifend sei be-
sonders die Schilderung des Prozesses der
katholischen iMchöfe Cfteplak von Mohilew
und Vudiewitich von Moskau gewesen, der
eine entsetzliche Karikatur menschlicher Ju-
stiz darstellte, und des Martertodes von
Budjewitsch, mit dem die „Bande von Mas-
senmördern und Henkern" auf die Mission
des Vatikans zur Rettuna der russischen
Kinderwelt vom Hungertode geantwortet

und Kampfruf, dem dreifachen Sieg-Heil auf den
Führer, überleitend zum Deutschland-Lied, in
das die Tausende mit Begeisterung und Inbrunst
einstimmen. Dann schreitet der Führer, beglei-
tet von Dr. Goebbels und den anderen führen-
den Männern der nationalsozialistischen Bewe-
gung. durch die tosenden Massen zur Halle hin-
aus.

habe. Erschütternd seien auch die vom Bi-
schof angeführten Beispiele von Standhaf-
tigkeit und Bekennermut gewesen, mit denen
die christliche Bevölkerung allen Zwangs-
maßnahmen getrotzt habe.
MosAn wühlt auch in der Zchmiz
Basel, 29. Nov. In Zusammenhairg mit den
kürzlich erfolgten Verhaftungen mehrerer aus-
ländischer Kommunisten stellten die mit der
Bundesanivaltschaift arbeitenden kantonalen
Polizeistellen eine erhöhte kommunistische Wer-
betätigkeit auch auf dem Gebiet der Eidgenos-
senschaft fest. Das Büro der „RotenHilfe" i-n
Zürich spielte dabei eine recht dunkle Rolle.
Die Verhaftungen und Ausweisungen haben
die kommunistische Internationale aber nicht
davon abgehalten, nun ganz offen mit ihrer
Agitation in der Schweiz vorzngehen und, wie
der Berner „Bund" cmfdeckt, Schweizer Bürger
in Briefen unmittelbar ans Sowjetrußland
zum Bezüge gewisser Zeitungen und Zeitschrif-
ten aufzufovdern, in denen in jeder gewünsch-
ten Sprache „über das Löben in Rußland",
über den „gigantischen Aufbau der Sowjet-
union" eine „anschauliche und klare Vorstel-
lung" vermittelt werde. Die Sendezeiten der
sowjetrussischen Rundfunksender werden geson-
dert angegeben. Bemerkenswert ist aber fol-
gendes: Bestellungen sind nämlich an die Ver-
waltungsstelle des Genier sozialistischen Blat-
tes „Le Travail" zu richten. Es ist d as am t-
liche Blatt der Genfer Sozial-
demokratie und damit des foziakstifchen
Genfer Regierungspräsidenten Nicole. „Damit
sind", so schreibt der „Bund" empört, „wieder
einmal sehr deutlich die Fäden enthüllt, die
von Moskau nach dem Zentrum Nicoles füh-
ren. Schweizerische sozialdemokratische Stellen
dienen als eigentliche Werbeftelle des Bolsche-
wismus., Hier hilft kein Auskneifen mehr. Die
engen Beziehungen von 1918 sind trotz aller
demokratischen Anwandlungen oder Verwand-
lungen eben doch wieder da ober noch da, wie
man will. Die schweizerische Sozialdemokratie
leistet heute wie damals dem Bolschewismus
Handlangerdienste. Wenn die schweizerischen
Genossen dies wegen des schlechten Eindrucks
auf die öffentliche Meinung bestreiten, so sind
die sowjetrufsischen Genossen um so unvorsich-
tiger."

M «MlUWMNhWh-» tzMt
Reichssportführer vor der internationalen
Sportpresse in Paris
Paris. 29. Nov. Der Reichssportfübrer
von Tschammer und Osten hat am Freitag
nachmittag Vertreter der deutschen, der
französischen und der ausländischen Presse
empfangen.
In seiner Begrüßungsansprache gab der
Reichssportführer seiner Freude darüber
Ausdruck, als erster East des neugegründe-
ten Comite Francaise-Allemaqne, die mit
dieser Veranstaltung an die Oeffentlichkeit
tritt, am Freitagabend en Paris sprechen zu
können. Er freue sich auch besonders dar-
über, daß er bei dieser Gelegenheit über
eine Sportfrage, die Olympischen Spiele,
sprechen könne, weil er dabei den völkerver-
bindenden Gedanken des Sports und der
Olympiade in den Vordergrund stellen

Wiederholung der Führer-Rede
im Nlmdwk
Berlin, 29. Nov. Die Kundgebung anläßlich
Ser Eröffnung der Deutschlandhalle in Berlin
am Freitag mit der Rede des Führers wird am
Samstag von 19 bis 29 Uhr auf alle deutschen
Sender übertragen.

„Ein Land unier der Herrschaft des Satans"
Die religiöse Lage in der Eonmtunion

könne. Der Reichssportfübrer übermittelte
den besonders zahlreich erschienenen Vertre-
tern der französischen Svortpresse eine herz-
liche Einladung zu den Olympischen Spielen
nach Earmisch und nach Berlin zu kommen.
Im Namen der Gäste dankte der Vor-
sitzende der französischen Sportpresse, Drigny.
Er hob anerkennend das ausgezeichnete Or-
aanisationswerk des Deutschen Olympischen
Ausschusses hervor. Er könne aus eigener
Erfahrung dieses Verdienst würdigen. Er
habe in seiner über 25jährigen Tätigkeit
gerade mit den deutschen Sportkameräden
die besten Beziehungen pflegen können.
Drigny schloß mit dem Wunsche auf einen
vollen Erfolg der Olympischen Spiele in
Earmisch und Berlin, sowohl in sportlicher
Beziehung als auch in Hinsicht ihrerd völ-
kerverbindenden Auswirkung.
Anschließend an diesen Empfang wurde
ein Film über die Vorarbeiten zu den
Olympischen Spielen gezeigt.

A. Nov. Mit einer Kundgebung des
'«>««» ^'Berlin der NSDAP wurde am
. Europas schönster Eroßhallenbau,
As l^^andhall«, in Anwesenheit des Füh-
Mcin,,. Reichskanzlers und der führenden
Bewegung und Staat feierlich ihrer
«^ ^8 übergeben. In dichten Scharen
b, w" Stunden die Massen in das Innere.
Ar, Wandelgang mit seinen Hellen Farb-
sch^.lleschickt angebrachten Leuchtkörpern,
Verkaufs- und Erfrischungsräu-
eigenen Postamt, löst die erste Bewun-
die R l Des Staunens aber ist kein Ende,
Mi» Flucher den inneren Raum betreten.
Mci,Säulen bietet der 25 Meter hohe
M Een Plätzen eine hervorragende
d-. Stirnfront mit dem Aufbau, der sich
ganze Breite der Halle hinzieht, trägt
Tuch das silberne Hoheitszeichen,
""" den Freiheitsfahnen der Bewe-
Aufbau ^bst ist mit frischem Grün
, «n Ehrysanthemen abgedeckt. Als
Tausenden zählenden Besucher
Einlaß erhalten .können sie dank der
Whe. 7 . " Anordnung der Zugänge an ibre
werden. Kurz vor Beginn wird
Alis „ '"direkte Beleuchtung eingeschaltet, die
"'den letzten Plak besetzten Raum mit
angenehmem Licht erfüllt.
20 Uhr geht ein Raunen durch das
"es erhebt sich von den Plätzen:
de» Führer kommt!
Gauleiter Dr. Goebbels, dem
Gauleiter Körlitzer, Staats-
Lippert und seiner ständigen Be-
? ^cid, er unter donnernden Heilru-
Mittelqang zum Podium. Dann
i ^landarten und Sturmfahnen des
. Halle und nehmen im Halbrund
Aufstellung.
^Enenaufmarsch wiederholen sich
O üciit jungen für den Führer. Zum ersten-
bann in der neuen und schönen Halle,
sts anrpfanoen. Gauleiter Dr. Eoeb -
s Berlinern. Er eröffnet auch
,l lenZ.„""bgebung mit dem alten Kampfruf
in den die 29 000 jubelnd ein-
Dann gibt Dr. Goebbels dem Fübrer
Arh """ mit einem unbeschreiblichen Ju-
A Ivke^^"aen wird und erst nach geraumer
Ne RM ötzs MMs
<^!r^'"wphales Ereignis. Satz um Satz
t Massen, die ihm willig folg-
immer und immer wieder durch zu-
""tenlangen Jubel und Beifall dank-
'n nüchternen Warten den Ein-
, , ^Mgeben. den die meisterlich heraus-
" Formulierungen die Fülle der über-
^!ei^""b mit feiner Ironie einosflochtsnen
»Adk» ' ""d die unbarmherzige Abrechnung
^ '0 Unverbesserlichen auf die Masse
Erd Satz für Satz von den Zuhö-
,st ^rschlunaen. Als der Führer er-
Ü« um Aot nicht so groß sein kann, als
WAle nicht bezwinge, daß der'Na-
,^Mus vor keinem Problem die
i, daß er vielmehr seinen Weg ge-
die Sterne ihre Bahn ziehen, da
K„7^ H"us mit einer Innigkeit, die ein
, '°b»is ist.
i "st der Tiihrer. Er endet mit dem
M ^ert "" Stirnfront dieser Halle steht,
Riefst" beni all unser Sehnen und Hoffen
En hrb vereinigt, dem Worte:
tzi Deutschland.
ö" bim>^ der nationalsozialistischen Revo-
ä' mitreißende Horst-Wessel-
tuli°x den Klängen des neuen deutschen
Afften "^l'eg, deutsche Fahne, flieg"
i'd "st dis d'" ruhmreichen Standarten und
tz. erstenmal in dieser Halle Zeu-
gst au« Ereignisses des Gaues Berlin
SEe.
r Dr. Goebbels trat noch ein-
^U» ^.'jkdnerpult. Er schloß die Ver-
mt dem alten und ewigen Schlacht-

öie Übergabe der Deutschlandhalle
Hmnms WM wird im Wikin des Wirr ibcrr Wttmimm übermdkn

Die MM
Das soziale Deutschland / Deutschland in der
Weltpolitik / Hinter den Kulissen der
„Friedens-Sanktionen*
BPD. Und wenn die deutsche Grenze
nicht mit Grenzsteinen und Zollschranken
abgesteckt wäre, würde man der Grenze ent«
lang wandern, einmal nach Deutschland hin-
einschauen, einmal in das Nachbarland so
müßte man den gewaltigen Unterschied er-
kennen, der diesseits und jenseits der Gren-
zen so auffallend in Erscheinung tritt. Dort
zumeist politische Kämpfe, Sorgen um Ar-
heitslosigkeit und um Währung, hier fort-
schreitender Aufbau, Förderung der sozialen
Gesetzgebung und der sozialen Einrichtun-
gen, Arbeit, und wieder Arbeit, Gleichklang
der Menschen, ein einheitliches Volk mit
einem einheitlichen Willen. Gewaltig ragt
unser Winterhilfswerk in die Zeitgeschichte.
Kein Land hat es uns gleichgemacht. Aber
Deutschland ist Vorbild geworden. Die aus-
ländischen Diplomaten halten Umschau:
Wie bringt Deutschland ein sol-
ches Werk zustande? Sie besuchen
die Zentrale des deutschen Winterhilfswer-
kes, um genau unterrichtet zu sein, um ihren
Regierungen einen Wink zu geben, wie
wirkliche soziale Arbeit geleistet werden
kann. Gerade jetzt, da der Winter vor der
Tür steht, ist Deutschland emsig bemüht, seine
Kraft einzusetzen, um die soziale Arbeit zu
verstärken. Noch immer und stärker als bis«
lang gilt der Satz, daß niemand hungern
und frieren dürfe. Zwanzig Millionen wer-
den verteilt an kinderreiche Familien, 400
Mark erhalten 50 000 minderbemittelte Fa-
milien gerade zu Weihnachten. Das Deutsch-
land mit seinen geordneten Finanzen konnte
dieses große und eigenartige Hilfswerk wa-
gen. Und das Deutschland, das Abertausen-
den an den Autobahnen Arbeit gegeben hat,
sorgt auch dafür, daß diese Arbeiter in Wind
und Wetter, diese Erbauer deutscher Ge-
schichte, nickt geistig verkümmern, sondern
neben der Kameradschaft abwechslungsreiche
Unterhaltung haben, Wanderbühnen, Varie-
tes, Wanderkinos gehen von Autobahn- zu
Autobahnstelle. Und Dr. Goebbels hatte
Vertreter der Autobahn,-Arbeiterschaft nach
Berlin eingeladen, um ihnen die von der
Reichsschrifttumsstelle gestiftete Wander-
bücherei von 1000 Büchern zu übergeben.
Man soll draußen nicht nur mit der Hand
werken, sondern viel Gelegenheit finden,
sich auch aeistia fortzubilden. Und neben den
anderen Einrichtungen ist diese Bücherei da-
zu vorzüglich geeignet, denn auch in den
Lagern der Autobahnarbeiter gibt es lange
Abende und herrscht das Bedürfnis vor, in
einen gewissen Zusammenhang mit aeistiaen
Erscheinungen der Zeit zu bleiben. Dgs Ge-
fickt des neuen Deutschlands, das soziale Ge-
sicht. offenbart sich demnach auf Schritt und
Tritt, beweist, daß man heute die soziale
These weniger auf der Zunge als im Herzen
hat und praktisch gibt, was zu geben ist.
Es ist nicht nötig, daß die führende Poli-
tik eines Landes täglich mit neuen Beschlüs-
sen, Plänen aufwartet. Die Politik
formt sich aus der klaren An-
lage zum großen Ziel. Aber sie
erbält durch die vielen Beisviele kräftigen
Schaffens und tatkräftiger Schöpfung auf
allen Gebieten die Lebendigkeit, die sie selbst
niemals aufweisen könnte, wallte man sie
nur eng umgrenzen. Die Taktik der d eu t-
schen Zurückhaltung in der Jnnen-
und Außenpolitik bat sich fedenfalls bewährt.
Wir zeigen unser Wachsen, unseren Willen,
unsere Konsequenz, und das hat denn auch
dazu geführt, daß ohne besondere Ein-
mischunq in das große Weltgeschehen, inzwi-
schen die gesamte Welt mit diesem Deutsch-
land zu rechnen begonnen hat. Wenn in
England der Mille besteht, nach der Liqui-
dation des italienisch-abessinischen Konflikts
an eine Revision des Völkerbundes zu gehen,
und wenn man in London dabei denkt, diese
Revision so zu gestalten, um Deutschlands
Wiedereintritt in den Völkerbund zu er-
möglichen, ist das letzten Endes die Folge
der Ueberlegung. daß der Völkerbund
ohne Deutschland eine Halb-
heit darstellt.
Selbst Frankreich, das sich bisher
gegen eine Revision des Völkerbundes ge-
wehrt hat, ist — wie es scheint — zu der
Ansicht gekommen, daß bedeutende Aende-
 
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