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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 241 - Nr. 250 (15. Oktober - 25. Oktober)
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HeiSelberyerVolksblatt

7S.Mrgmg/Rr.248

Heidelberg, Mittwoch, 23. Oktober 193Z

Schriftleitung u. Geschäftsstelle: HeDekberg, Bergh. Str. 88/61, Fernspr. 7181. AntzeHgA»«
schluß: 9 Uhr, Samstag 8.39 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Auf-

verlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht znrückgssandt. Gerichtsst.: Heidelberg,
M LeWunA / Mimklimrls / WiKtnMM Mö Kmft

2 träge wird keine Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8105. Ln-
verlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht znrückgssandt. Gerichtsst.: Heidelberg,
K

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Einzelnr. 19 Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er-
sÜtzi" ^Rudert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die Ispalt.
^erzeile (46 ram br.) 7 Textteil: Die 70 mm br. Millimeterzeile 25
Mmatzeitlmg mit -en Beilagen: Ans -er Welt -er Mn
Note




General Göring begrüßt die Siedlet frauen des Hermann-Göring-Koogs
Miuisterpräsident General der Flieger Hermann Göring weihte soeben den neuen Koog im
Kreise Eiderstedt ein, der den Namen Herman n-Göving-Kovg erhielt. Nach dem Adolf-Hitler-
Koog in Dithmarschen ist dies ein weiterer Koog, für den, 550 Hektar Neuland dem Meers
«Egerlingen wurden. Hier begrüßt der Ministerpräsident einige Siedlerinnen,, die . in W-
EiderstMer Tracht erschienen waren, (Weltbild-M.)

soll, müßten die Völkerbundsmitglieder ihren
Anteil an dem Risiko, der Unbequemlichkeit und
den Verlusten auf sich nehmen. Zweitens müßten
alle Völkerbundsstaaten zusammenstehen, um
einem Angriff Widerstand zu leisten, der auf
einen Staat gemacht wird, weil er eine Hand-
lung unternimmt, um die Völkerbundssatzung zu
verteidigen. Aus diesem Grunde habe man Mei-
nungen mit der französischen Regierung ausge-
tauscht. Die französische Antwort sei völlig
befriedigend. Die Franzosen legten den
Artikel 16 der Volkerbunösfatzung genau so aus,
wie die Engländer ihn auslegten.
Er wandte sich hierauf der
Frage der militärischen Sanktionen
zu. Er wies darauf hin, daß es eine kol-
lektive Uebereinstimmung über diese Frage
in Genf nie gegeben habe. Militärische
Sanktionen könnten nur kollektiv angewandt
werden, und England habe von vornherein
klar gemacht, daß England nur kollektiv han-
deln wolle. England habe nicht die Absicht,
allein zu handeln. Im übrigen habe man
von Anfang an in Eens über die Frage der
militärischen Sanktionen nicht gesprochen
und Maßnahmen dieser Art seien kein Be-
standteil der britischen Politik.
Die geplanten Maßnahmen seien nicht
militärischer, sondern wirtschaftlicher Art.
Er glaube und niemand in diesem Hause
könne glauben, daß jemand in Europa einen
Krieg wolle. Auch in den Verhandlungen
mit den Franzosen sei niemals die Erwägung
militärischer Maßnahmen behandelt worden.
Der Völkerbund sei eine Einrichtung des Frie-
dens. Daran müßten sich die Leute erinnern,
die verlangten, daß England den Suezkanal
schließen und die italienischen Schiffsverbin-
dungen abschneiden sollte. Da England dies
nicht allein könne, würde es keinerlei kollektive
Uebereinstimmung hierüber geben. Es sei in-
folgedessen gefährlich und Provokativ, hiervon
auch nur zu reden. Der wirtschaftliche Druck,
der jetzt beabsichtigt sei, soll nicht so ausgedehnt
werden, daß es zu einem Kriege komme.
Der Außenminister wies endlich zum Schluß
darauf hin, daß die Atempause, in der man
sich jetzt befinde, bevor der wirtschaftliche Druck
angewandt werde, benutzt werden müsse, um
eine Regelungzu erreichen.

AljiL/"' 22. Oft. Wie vorgesehen, trat das
^uterhaus nach fast dreimonatiger
, * ^usr-r^^"btag zu seiner letzten Sitzung vor
'lirlp^Mng zusammen. Die außenpolitische
. !ür die drei Tage vorgesehen sind,
Dienstag nachmittag mit einer umfas-
^klärung des Außenministers
tz,et Ar Samuel Hoare
Nachruf für den verstorbenen Prä-
Arte g. °r Abrüstungskonferenz, Henderson,
Samuel Hoare u. a. aus, daß sich die
h„^"lllands in der letzten Zeit nicht geän-
Er könne behaupten, daß diese Politik
H Mehrheit des britischen Volkes hinter
ffrbr;.,;, Auch die Dominions stünden hinter
^land Regierung. Die Haltung habe im
«br, w Überraschung hervorgerufen. Man
H zu Rügland sich früher geweigert habe,
bestimmten Vorgehen in angenom-
verpflichten, irrtümlicherweise
englische Handlungsweise auch
fi» uren und bestimmten Fall unbestimmt
pHMan habe nicht begriffen, daß Eng-
Völkerbund glaube als eine Einrich-
um um den Krieg zu verhindern, son-
uni seine Ursachen zu beseitigen. Man
begriffen, daß England den Völ-
Eu, § die Brücke zwischen Großbritannien
MtzNa ansehe und daß, falls diese Brücke
»^er gebrochen würde, daß dann die
/«iitiil,/^arbeit Zwischen England und dem
- ^iirde schwierig und gefährlich wer-
Zündelte hierauf das bisher vom Völ-
^hi„ laichte. Er wies auf die Schwierigkei-
ten für den Völkerbund vorhanden ge-
^ber 50 Staaten von verschiedener
Rsr„ ^"-Ee man in Uebereinstimmung bringen
ptleit ,/,..durüber hinaus habe es sich um einen
einem wirklichen Völkerbund
? Me .-^ner stärksten Mitglieder gehandelt.
k r Versuchung nahegelegen, die Auf-
, Die ^-Mlnungslos abzutun.
weshalb England den Völker-
I- Ä habe seien darin zu suchen, daß
> Dinge realistisch sehe. England
t damit beschäftigt, die Bestimmungen
i brjE-^uundssatzung auszuprobieren. Was
? »w Negierung angehe, so habe sie ernst-
" hrlwik ich versucht, ihnen zu einem Erfolg
Di^"en.
EiL» die einzigen Gründe für die Rolle,
Cs ^"Mien in Genf gespielt habe.
Sei«;»?/ keinerlei eigenes Interesse mit-
", es sei denn die natürliche
erst? > "le ein über die ganze Welt sich
aendes Reich haben müsse, daß der
,^'°de gewahrt werde.
"ist in» auch nicht die mindeste Absicht, sich
^isL-n en Angelegenheiten anderer Völker
trs? - Man habe dann England den Vor-
dren ? »' es in Genf die Führung llber-
sllen . Hierauf wolle er freimütig fest-
> i' i»? Vertreter Großbritanniens in
^nationalen Aussprache nicht eine
Rolle spielen könne. Auf der an-
sl. d«r> fabe man der Regierung vorgewor-
In langsam gehandelt habe und daß
> Vorgänge früherer Zeit nicht be-
in k i ?rer wies Hoare darauf hin, daß
resadie italienische Regierung über
r>°rd»?^der britischen Regierung unterrich-
inmi ' H^r habe die Lage aufgeklärt
Mite» -?"en, ehe man zu einer Handlung
M nne. Dann habe man dem Völker-
iw wii i- °rfen, daß er so langsam handele,
i ^Uc,I feststellen, daß, so lange eine Ver-
? Nlk-°? möglich gewesen sei, es die Pflicht
Mg z„ Bundes gewesen wäre, jede Anstren-
ÄUnq ^ihrn, um aus friedlichem Wege eine
?°lkelbn»?rlZuführen. Wenn die Ziele der
Re «i>.p^nng erreicht werden sollten, mllß-
erfäh^^ ieder Völkerbundes ihre Auf-
geg^ rnandte sich Hoare gegen die Kritik,
^richj^ wirtschaftlichen Sühnemaßnahmen
gebe Leute, die sagen, daß
Nuis-."eidlich zum Kriege führten. Damit
der N» überein. Er glaube auch nicht,
N« jag «r gesehene wirtschaftliche Druck, den
wein/ge gefaßt hat, unwirksam sein werde,
erne Aktion dieser Art wirksam sein

Nach dem englischen Außenminister ergriff
der neue
SvpoWMMm Attlee,
der bekanntlich an die Stelle des Sanktions-
gegners Lansbury getreten ist, das Wort.
Er beschuldigte zunächst Mussolini, daß
er den Frieden gebrochen und die
ganze Welt in Gefahr gebracht habe. Das
Unterhaus solle sein Mitgefühl für die Opfer
des italienischen Vorgehens ausdrücken, für
die Männer, Frauen und Kinder Abessiniens
und die Italiener, die in dieses Gemetzel ge-
führt würden. Die Opposition wolle aber
nicht die faschistische Regierungssorm als solche
anareifen, denn sie glaube nicht, daß man den
Faschismus oder irgendeine andere Regie-
rungsform durch einen Angriff von außen her
zerstören könne.
Attlee beschuldigte dann die englische Re-
gierung, daß sie zu spät in den italienisch-
abessinischen Streit ein gegriffen und
daß sie durch ihr unentschlossenes Verhalten
im japanisch-chinesischen Streit die Italiener
zu ihrem jetzigen Vorgehen ermutigt habe.
England habe selbst niemals abgerüstet und
sei damit verantwortlich für die Wie-
deraufrüstung anderer Staaten wie z. B.
Deutschland, der Oppositionsführer forderte
dann die sofortige Inkraftsetzung der geplan-
ten wirtschaftlichen Sühnemaßnahmen,
da sonst Italien in der Zwischenzeit alles er-
reichen könnte, was es wünsche (Beifall). Er
beschuldigte dann die englische Regierung,
daß sie auf dem Wege über den Völkerbund
ihre eigenen Interessen in Afrika verfolge.
Sie möge daher eine Geste machen, daß 'sie
nicht an Abessinien interessiert sei, indem sie
auf alle aus früheren Verträgen entspringen-
den Vorteile verzichte. England solle Aegyp-
ten „frei geben", und den Sudan durch ein
Völkerbundsmandat verwalten lassen. Die
Regelung des Streites dürfe keine Aufteilung
Abessiniens mit sich bringen und dürfe den
Abessiniern nicht aufgezwungen werden.
Schließlich griff Attlee die Regierung wegen
ihrer Abrüstungspolitik an. Die Opposition
sei nicht bereit, der Regierung einen Blanko-
scheck für die Wiederaufrüstung zu geben.
(Fortsetzung siehe Seite 2)

»Nie englische pvlM Hal sich nicht geändert"
^inntnWr S°ari oektMgt E«,l«»rs Zaltum m Sri» / Alliers Borwlirle argen NM« un» Kritik m
England / Mißtraiiriisaatrag d«r Smriitirn gegen dir Regierung

Die Grundlagen der Walen
Mgendarbelt
Ueber den Betrieb zum Staat / Einsatz der
Jugend zur Leistung
NSK. Am Anfang steht nicht die Forderung
sondern der Einsatz. Nicht der Wunsch schafft
Grundlagen, sondern die Tat. Nicht der Ge-
danke gestaltet Wirklichkeit, sondern die Lei-
stung. Forderungen wußte auch die frühere
Fugend zu stellen; Wünsche äußerte auch die
Vergangenheit; Programme, Entschließungen,
Kundgebungen über soziale Jugeiid fragen was
ren auch dem „System" nicht fremd. Dennoch
blieb der Rechtszustand gerade auf diesem Ge-
biete jahrzehntelang unverändert, feierte das
Recht des wirtschaftlich Stärkeren mit efetzes-
mäßigkeit Triumphe. Dennoch dachte niemand
daran, im gesellschaftlichen Leben und in sei-
nem formalen Niüdersch' dem geltenden
Recht, auf die besonoere Stellung
der Jugend, ihre Erziehbedürftigkeit und
Politische Formung, ihre Einführung in dis
Volksgemeinschaft und Staatsbürgerschaft, ein-
zugehen.
In allem ist der Gegenwart die Entschei-
dung und Wandlung aufgegeben. Damit
wird im besonderen eine Wandlung von
Jugend und Staat und ihrem Verhältnis
zueinander vorausgesetzt.
Der Staat hat sich gewandelt. Die Jugend
auch? Wohlgemerkt, mit großer Begeisterung,
mit Wollen und Wünschen ist an sich nichts
Grundsätzliches angedeutet. Das Bekenntnis zu
den einheitlichen und bindenden Grundlagen
der Weltanschauung, zu denen die ältere Gene-
ration erst nach schweren Kämpfen finden
konnte, ist im Bereich der Jugend mehr Ge-
schenk als Verdienst. Sie wächst hinein in die
Gegenwart und ist nicht verbildet genug, nm
die Problematik der Grundlagen zu suchen und
aus diesem Felde ihre Lorbeeren zu ernten.
Ihre Aufgabe ist vielmehr — und hierin wird
sich die Wandlung Niederschlagen müssen — die
Selbstverständlichkeit der Weltanschauung in
eine gleiche Selbstverständlichkeit der Leistung
im Alltag nmzusetzen.
Obergsbietsführer Axmann, der Schöpfer
der sozialen Arbeit in der Hitler-Jugend, hat
einmal ausgeführt:
„In der Zeit des Kampfes hatten wir nicht
die Muße, den Pflichten der Schule und des
Berufes nachzugehen. Damals waren wir der
berechtigten Udberzsugung, daß diese Klein-
arbeit nichts Endgültiges fein könne. Es war
unsere Aufgabe, den politischen Verfall aufzu-
halten und uns bedingungslos in den Kampf
des Führers zu stellen. Heute aber, da die
Macht erobert ist, legen wir unsere Leidenschaft
des Kampfes hinein in die Aufbauarbeit, und
es ist ein Beweis für den Willen der Jugend
zum Aufbau, daß sie sich selbst den Reichs-
berufswettkampf schuf, daß sie selbst die Forde-
rung erhebt, einen vorzüglichen Facharbeiter-
nachwuchs zu schaffen, daß die Lehrlingsausbil-
dung in Handwerk und Industrie gesetzlich ge-
regelt und die Lehrlingszüchterei unterbunden
wird. Dem Ausland aber haben wir gezeigt,
daß die Arbeit dieser neuen Jugend 'm die
Betriebe und Kontore verlegt wird, und daß
sie nicht auf dem Schlachtfeld ihre Probleme zu
lösen hat."
Und das erleben wir heute: Der Weg
der Jugend, die sich zur Leistung bekennt,
führt nur über den Betrieb zum
Staat. Wer an der Arbeitsstätte ma)»s
taugt, gehört auch nicht in die Formatio-
nen. Wer nur auf einen politischen Wort-
schatz verweisen kann, in der stillen, sach-
lichen Arbeit jedoch versagt, ist wortlos
für den völkischen Lebens- und Machtkampf
der Gegenwart. In feiner Arbeit spricht
sich jeder selbst sein Urteil. Hier liegt -er
Unterschied zur Jugend der Vergangenheit,
hier die Ursache der Mißerfolge von einst.
Die Hitler-Jugend hat sich in der Gesund-
he i t s f ü h r u ng, im nationalsozialOischen
Landdienst, in der zusätzlichen Berufs-
schulung, im Reichsberusswettkanrpf und in
der gesamten sozialen Kleinarbeit,
von der Außenstehende selten etwas erfahren,
neue Formen des Einsatzes für den Staat ge-
schaffen. Von den Trägern osr sozialen Arbeit
wurde von Anbeginn herausgesteüt, daß das
deutsche Volk in seinem Fleisch und' Blut er-
halten werden müsse, das sich „aus den Fra-
gen der RaAenckpflege und Gesuudheitsfühmne'
 
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