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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 291 - Nr. 300 (13. Dezember - 24. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43256#0679
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Sridrlbrw. IvmerstW, is. Member 1SZ3

7v. FMgans / Nr. 29«

Dlgspreis: durch BotenzusteNu-ng »nd Post monatl. S.kX> bei der Geschäftsstelle
Dholt 1.80 Einzelnr. 10 Erscheint wöchentl. 6 mal Ist di« Zeitung am Er-
winen verhindert, besteht kein Anrecht aus Entschädigung. Anzeigenpreis: Die lspalt.
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M LMtmde / AimatiyMe / WisienMft nnd Knnft


Sir Samuel Hoare tritt zurück

Sein Rücktritt mar gefordert aber doch überraschend

London, 18. Dez. Der englische Außenmi-
Per Six Samuel Hoarx ist, wie Reuter
Wet, am Mittwoch gegen 22.45 Uhr zu-
"ckgetreten.
. London, 19. Dez. Die heutige Unterhans-
wird trotz des Rücktritts Hoares statt-
Hoare wird, wie das üblich ist, voraus-
^Elich pga einer der Hinteren Bärtle aus, aus
!>»?" Abgeordneten sitzen (nur Minister
A Parteiführer sitzen auf den vordersten
..^ken), eine Erklärung über seinen Rücktritt
^ben. Hirauf wird der Führer der Arbeiter-
Mei UtÜee den bekannten Mißtrauensantrag
die Regierung einbringen. Ministerprä-
"dU Baldwin wird hierauf das Wort nehmen.
, Hoare hatte seine Rede für heute bereits
^ständig vorbereitet. Sie war über 4000
lang. Ob er diese Rede vortragen w'.rd,
L Woch noch ungewiß. Nach dem üblichen
fauch mird er dies nicht können; es ist aber
"glich, daß eine Ausnahme gemacht wird,
x^er Rücktritt des englischen Außenministers
?^e hst am Mittwoch kurz vor einer entschei-
»Am Ausiprache über den Pariser Plan zur
?üagnng des abessinischen Konflikts völlig
i-.^raschend erfolgt. Im Unterhaus hatten
zwar bereits Gerüchte d e'er Art einige
tnbea vorher vorbereitet. Sie hatten sich
,.ft aber nicht bestätigt. Man konnte jedoch
hierbei feststellen, daß man eigentlich ganz
. Vwain seinen Rücktritt verlangte. Nachrich-
hierüber sind anscheinend bis zu ihm ge-
o^gen. Die Nachricht darüber daß sein Rück-
tatsächlich erfolgt war, erregte das aller-
Mb Aufsehen, da man auf Grund der letzten
^(Wicklung ursprünglich annahm, daß es keine
L^uun^Htzerschiedenheiten zwilchen ihm und
Mwin gebe Der Sturm der Entrüstung,
dst von ihm gemeinsam mit Laval ausge-
>?^teten Friedenspläne erregt Haben, scheint
halber in letzter Stunde überzeugt zu haben,
er nicht in der Lage sein werde, ihn vor
Unterhaus zu vertreten. Hoare war ja
iAt nur kraft seines Amtes, sondern darüber
tz^us höchst persönlich für diese Vorschläge
Antwortlich, da er sie zusammen mit Laval
^Hfearbeitet hat Sein Rücktritt wurde sehr
^kll bekannt, da nur wenige Minuten nach
j "k erfolgten Rücktritt die Nachricht hierüber
Rundfunk verbreitet wurde.
Lömrs Rückttrltt angenommen
-London, 18. Dez. lieber den Rücktritt
vst.a r" liegen noch folgende Einzelheiten
ii^°"re hat den Entschluß zu seinem Rück-
erst Mittwoch abend gefaßt. Sein Rück-
vstgesuch ist angenommen worden.
sein Nachfolger werden wird, war
hau W'-O Uhr noch völlig ungeklärt. Man
es für möglich, daß Baldwin vorläufig
Außenministerium mitverwalten wird,
^vererseits glaubt man, daß Neville Cham-
Außenminister werden wird.
d,„?chen Einfluß der Rücktritt Hoares auf
kur Donnerstag angesetzte außenpolitische
Sprache haben wird, wird noch am Mitt-
abend geklärt werden. Man nimmt an,
die außenpolitische Aussprache stattfin-
aber anstelle Hoares Baldwin als
sprechen wird.
besteht aber noch die Möglichkeit, daß
° außenpolitische Aussprache vertagt wird.
tot"
Die Kabinettssitzung in England.
Iii?"ndon, 18. Dez. Die Sitzung des eng-
Kabinetts am Mittwoch dauerte etwa
h,," Stunden. Ueber ihr Ergebnis verlau-
st "Ws, was sichere Schlüsse auf die Ab-
> neu der Regierung bei der Unterhausaus-
Me am Donnerstag zulassen könnte.
Kleben der Rede Mussolinis findet in der
erpresse in erster Linie eine Genfer
hg?terineldung Beachtung, in der es heißt,
als Ergebnis der Besprechungen zwischen
st nerschiedenen Abgeordneten der englisch-
"Nzostsche Friedensplan als tot angesehen

Caracas. Der Präsident von Venezuela, Ge-
neral Vincent Gomez, ist am Mittwoch im Alter
von 78 Jahren in Caracas gestorben

werden könne. Es handle sich nur noch um
die Frage, wie man sich des Leichnams ent-
ledige.

Aur eine Berhandlungsgnmdlage
Eine Erklärung Edens vor drm Nölkrrdnndsrat

Genf, 18. Dez. Der Völkerbundsrat hat Mitt-
woch abend eine öffentliche Sitzung abgehalten,
um die englisch-französischen Anregungen zur
Erledigung des italienisch-abessinischen Streit-
falles entgegenzunehmen. Anwesend waren La-
val, Eden, der polnische, der dänische, türkische,
portugiesische Außenminister. Die Sowjetunion
war durch ihren Botschafter in Paris, Potemkin,
Rumänien durch seinen ständigen Genfer Dele-
gierten vertreten. Der Platz Italiens am
Ratstisch blieb unbesetzt. Der italienische Beob-
achter war jedoch unter den Sachverständigender
übrigen Abordnungen im Saale anwesend.
Die Sitzung begann mit einer Glückwunsch-
kundgebung für Dr. Venesch, dessen Mitarbeit
am Völkerbund der Ratspräsident, der argenti-
nische Vertreter Ruiz Cunazu, rühmte. Der
französische Ministerpräsident Laval erklärte,
daß die Wahl des neuen Präsidenten des mit
Frankreich eng befreundeten Landes eine sinn-
bildliche Bedeutung habe. Dem Glückwunsch
schlossen sich Eden, Madariaga-Spanien, sowie
die Vertreter Rumäniens, der Türkei, Portu-
gals und der Sowjetunion an.
Kurz nach 18 Uhr trat der Rat in die Be-
handlung des italienisch-abessinischen Streites
ein.
Der Ratspräsident berichtete über die dem Rat
zugegangenen beiden Mittetilungen, nämlich die
französisch-englischen Anregungen vom 8. De-
zember und die am Mittwoch veröffentlichte
Darlegung des abessinischen Standpunktes.
Ede» gab hierauf eine Erklärung ab.
Es sei in der Auffassung der beiden Regierun-
gen, so betonte er, stets eine wesentliche Bedin-
gung gewesen, daß, ehe man den Parteien ir-
gendwelche Regelungsbedingungen in endgülti-
ger Form empfehle, diese Bedingungen vom
Völkerbund gebilligt sein müßten; denn die
Völkerbundsmitglieder seien verpflichtet, den
Pakt zu achten, und ihr äußerstes zu tun, um ihn
anzuwenden. Wenn der augenblickliche Versuch
Englands und Frankreichs nicht gelingen sollte.

so bleibe doch die grundlegende Bedeutung der
Versöhnung, die der Völkerbund oft festgestellt
habe.
Der Grundsatz dieser Versöhnung sei richtig
gewesen, auch wenn seine Anwendung in diesem
Falle erfolglos geblieben sei. Man müsse beto-
nen, daß die Pariser Vorschläge nicht gemacht
worden seien, um auf ihnen in jedem Falle zu
beharren. Sie sollten vielmehr die Stellung-
nahme der drei Parteien zu ihnen erreichen, und
nur zu diesem Zwecke empfehle sie die britische
Regierung. Wenn sich also Herausstellen sollte
daß diese Vorschläge der wesentlichen Voraus-
setzung einer Zustimmung der beiden Parteien
und des Völkerbundes nicht genügen sollten,
könne die britische Regierung sie nicht weiterhin
empfehlen oder unterstützen. Der augenblickliche
Versöhnungsversuch müsse vor ihr dann als ge-
scheitert angesehen werden, und die britische Re-
gierung wünsche ihn in diesem Falle nicht wei-
ter fortzusetzen.
Ministerpräsident Laval betonte gleichfalls
daß für alle Regelungsvorschläge die Genehmi-
gung des Völkerbundsrates notwendig sei. Er
wolle jetzt nicht auf die Vergangenheit eingehen.
Solange von anderen Regierungen keine Stel-
lungnahme vorliege, werde es der Rat vielleicht
für richtig halten, sich nicht zu äußern. Er werde
aber wahrscheinlich keine Gelegenheit versäumen,
um seine Aufgabe zu erfüllen, nämlich für den
Streit eine ehrenvolle, gerechte und der Satzung
entsprechende Lösung zu finden.
Nach einer längeren Erklärung des abessini-
schen Vertreters Wolde Mariam, der sich mit der
italienischen Politik auseinandersetzte, und den
Völkerbund bat, Abessinien nicht im Stich zu las-
sen, ergreisf der Ratspräsident das Wort, um
festzustellen, daß die Auffassung der italienischen
Regierung noch nicht bekannt sei, und daß der
Rat den Wunsch haben werde, die Aussprache auf
einen späteren Zeitpunkt zu vertagen.
Der Rat stimmte diesem stillschweigend zu und
die Sitzung wurde geschlossen.


Abessinier erbeuten italienische Tanks.
Während der heftigen Kämpfe an der abessinischen Südfront gelang es den Abessi-
niern, in der Nähe von Gorahai mehrere italienische Tanks zu erbeuten. Die abessinischen
Krieger, die sich bei der Eroberung der Tanks besonders hervorgetan haben, durften sich in
die Tanks setzen, und, wie unser Bild zeigt, zur Parade ausfahren. (Scherl-Bilderdienst-M)

Nom Gl« dos MMrns
Eine notwendige Betrachtung
NSK. Böswillige Schmieranten sprachen
gelegentlich in ausländischen Zeitungen von der
„organisierten Bettelei des Winterhilfswerkes".-
Nach ihrer Darstellung werden die Deutsche«
alljährlich in einem bis m die Einzelheiten
ausgeklügelten Eroberungsfeld zug des WHW
planmäßig ausgebeutst, so daß „notwendig
Hunderte von Millionen als Spendenaufkom-
men zu verzeichnen sind". Nach der Lesart die-
ser Verleumder kann weder von einer frei-
willigen noch von einer vom Volk als
s elb stverständ lich empfundenen Samm-
lung die Rede fein.
Man könnte im dritten Jahr des Winter-
hilfswevkes solche bewußt antideutschen Aeuße-
rungen übergehen, weil sie ja schon genügend
durch die eigentliche Lage der Dinge wieder-
legt werden Denn nirgendwo ist der große
Umbruch, der sich im sozialen Löben Mer
Schichten des deutschen Volkes vollzogen hat,
deutlicher sichtbar, als gerade beim Winier-
hilfswerk. Das Geben ist uns keineswegs zu
einer „seltsamen Gewohnheit" geworden —
wie das kürzlich in einer ausländischen Zeitung
zu lesen war — sondern ein erfreulicher Aus-
druck der wachsenden Solidarität aller Volks-
kreise untereinander. Wenn die geldlich mehr
begüterten Volksgenossen früher nur ungern
in den Beutel griffen, während der „kleine
Mann" seit dem Beginn der ersten Sammlun-
gen nicht spendete, sondern vielfach wirklich
opferte, so kann man heute schon fast ganz
allgemein beobachten, daß alle Berufe und
Bolkskreise gleichmäßigan den Sammel-
erfolgen beteiligt sind und je nach ihrem Ein-
kommen die Hilfsaktion des WHW nach besten
Kräften unterstützen. Der Gedanke einer brü-
derlichen Verbundenheit aller Volksteile hat
sich damit durchgesetzt, ein Volk von 65 Millio-
nen bisher neben- und gegeneinanderstehender
Menschen hat sich zu einer großen Kamerad-
schaft zusammengöschlossen.
Darüber hinaus muß aber -gerade gegenüber
einer oben angeführten, nicht näher zu charak-
terisierenden Berichterstattung festgestellt wer-
den, daß kein Land der zivilisierten Welt auch
nur etwas annähernd ähnliches dem Winter-
hilfswevk des deutschen Volkes vergleichsweise
an die Seite stellen kann.
K 'nn es nun den Beifall der aus dem Reich
ausgewiesenen Juden und Judenknechte finden,
wenn das durch die Juden planmäßig in fei-
nem völkischen Bewußtsein durch lange Jahr-
zehnte erschütterte deutsche Volk sich heute zu
einer Tatgemeinschaft zusammenfindet, in der
nur ein Maßstab gilt: der größere Einsatz für
das allgemeine Wohl?
Kann es den Beifall unserer ewigen Wider-
sacher finden, die seit je in Mißgunst und Neid
-gegen die Wohlfahrt des Reiches gerichtet wa-
ren, wenn unser durch die Unfähigkeit der No-
vemberpolitiker ausgeblutetes deutsche Volk
-Mein in den ersten beiden Laufzeiten des
WHW nahezu eine dreiviertel Milliarde Reichs-
mark aufgebracht hat, die den sozial bedrängten
Volksgenossen sofort zugelsitet werden konn-
ten?
Welches Land hat bisher angestrebt oder gor
erreicht, daß in seinem Bereich, auf dem Weg
über emen freiwilligen Ausgleich, V-olkskr-aft
und Volksgesundheit in einem so umfassenden
Ausmaß gepflegt und planmätzig behüte,t wur-
den, wie das gegenwärtig und nahezu seit der
Machtergreifung des Nationalsozialismus in
Deutschland durch die NS-Volkswohlfahrt ge-
schieht?
Die Tatsachen sprechen eine so gewaltige
Sprache, daß jeder Zusatz durch Worte eher
-eine Abschwächung als eine Erhärtung sein
muß.
Mer es gM letztlich auch gar nicht um Zah-
len oder lediglich um Geldwerte. Denn wichti-
ger als das Sammelergsbnis ist der Geist, in
dem gesammelt und der Geist, in dem ge»
spendet wurde.
Deutschland ist glücklich geworden, weil das
deutsche Volk sich heute als eine große Familie,
weil jeder Volksgenosse, sei er wohlhabend oder
hilfsbedürftig, sich als Glied dieser Volksfami-
lie fühlt. Die Gegensätze von gestern sind über-
brückt durch den Willen zur Gemeinschaft, das
Trennende ist aufgehoben; Las alle Glieder
der großen Familie Verbindende dagegen tritt
nicht nur Tag für Tag in Erscheinung, sondern
 
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