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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 271 - Nr. 280 (19. November - 30. November)
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Erst die Freiheit - dann die Kultur!

Nr. GmMls spricht zu 50 WS .Arnöurgrrn bei einer Großkundgebung in der Krmseatrnballe

19. Nov In einer Zeit stärk-
A E n ??!'°"aler Spannungen, so erklärte
?Is>er Ebeles einleitend in seiner Rede
Me Skundgebung in der Hanseaten-
Mtk oN 000 Hamburgern, ergreife ich
>un°.^.das Wort, Die Welt ist nach
N°K ^Achen Ausgang des großen Krie-
Mer üur Ruhe gekommen. Der Ver-
MfK^oensvertrag war dazu erdacht,
M in eine dienende Stellung der
M, un^^^ber für immer hineinzuzwin-
ey innere Zerrisfenheit leistete
Mdexf,^ub. Deutschland hat versucht, den
Nu» K/n des Friedensvertraaes Rech-
MsuK^^gen, aber wir bezahlten diese
MfM^^lt der Aufopferung unserer wirt-
und sozialen Existenz.
D)in" der Nationalsozialismus eine
h'"Ute vor zwölf die Dinge an sich rei-
da,,. ,u^> dann waren diese Dinge
^/"^alsazialismus hatte für sich die
.Tilgung und das größte Recht
E^^/H^ren. Die Männer so betonte
Mx^delq unter stürmischem Beifall, die
Äk W"np realeren, kommen ans dem
Mi, Sie hoben sich durch eiaenen
eigene Kraft und durch eigene
" emporgearbeitet.
!!^rer in den zweieinhalb Jahren
A opf,'5^Berunos,eit nichts anderes getan
e» ?^et' Und wir haben uns dabei
bek Verantwortung vorbeigedrnckt.
hat Neckte gelan, und der Him-
Ez ^.UUK dazu seinen Seaen oeaeben.
inin,er eine gewisse Schicht, von
Oü» e itikgstern geben. Sie wis-
wieder, wie man die Butter-
en i'bernUndet und wie man zu gro-
At aeb? Schweinefleisch kommt. Die
e<>n die Kritikaster binwea. Sie
in "au Männern, die ibren Na-
A Kon b Buch der Eeschichte eintraoen
^°al»,, ? "elang, das Volk für ihre
. ^c>s ? beaeistern, '
Ma ^/u^chs Volk ist wieder mir Besin-
Mjz puschen, e« hat sich wieder ?n den
. Krosimöchte einoesiellt Wir sind
« souverän» und freie Nation. Mit
. so rief Dr Goebbels unter
, "litis „ ^ofsgsi aus. wird iei-t nicht mebr
Nt s°m^acht. sondern Deutschland wacht
?rvb° n Noliiif, Während die Welt in
Mde , ^t. ^äbrend Krisen. U"l-
Mttern''^ ^ovotntionen die Völkern er-
Mst Uni,^ . Dentschsond ein» Inlel der Ord-
. Dr. ^'Ne Zelle der D'tzivlin geworden.
Mipa^^dely rechnete sodann mit den
Rit „ ^llen:
» kr sind wir einverstanden, aber
^a° ° deinen Hitler!
Alex/"über erklären wir: Dies- kleinen
, rlei heule noch dgg Gebäude de--
Eisest " bes Staates. Es kann nicht be-
^iKl?^den. daß D-utschland in seiner
^Ufemals ?o viele mutige und idea-
aesunden hat wie in den
Mea r "en Jgbren. Die alten Parteige-
d>.b^u auf vieles n-rzichtet. nur uw
,, "al m> dienen. Sie haben sich aus
^siisttz , .^asiinkt damals zu uns oemwen
qn 7 liwar zu einer Zeit, als der
Mt w^/uschenverstand" unse--- Ideale noch
in oi/ben-mmen hatte. Sie kamen zu
Zeit als es bei uns nickffs an-
Mgns" hMon gab als Verfolgung und Ke-
^aln^Amr müssen uns daher daheaen
Micher . wenn der Snießer über diese
Mchchj "chten will. Sie können heute
»es großen Aufbauwerkes des
"fth Alands sagen: Das ist unser
* Ware« die ersten Bataillone.
flirte Vutterknappheit
Äeg Reichspropaqandaleiter: Wir
/^Miw^'.baß unsere Devisenvorräte zur
?°twendV der für die Arbeitsbeschaffung
MlW ausländischen Rohstoffe ge-
/°ll-°en/» ben. Wenn wir fünf Millionen
soeben wieder in Arbeit gebracht ha-
W klar, daß diese fünf Millionen
Mytzk V Nahrungsmittel konsumieren.
"lr dieses Mehr an Butter nun im

Auslande kaufen, dann müßten wir auf die
Einfuhr der notwendigen Rohstoffe verzich-
ten und so die Arbeitsbeschaffung hemmen.
Wir lehnen es ab. uns im Auslande Geld zu
vumpen und dafür Butter zu kaufen, unr
später der nächsten Generation die Schuldes
zu hinterlassen. Es wird auch in Zukunft
notwendia sein, zeitweilig solche Einichrän-
kungen auf uns zu nebmen, wenn beisviels-
weise eine Mißernte sich ergibt. Wir haben
aber den Mut, derartige Krisen zu überwin-
den. und wir haben nicht die Absicht, unsere
großen nationalen Aufgaben zu vernachläs-
sigen und die Nerven zu verlieren.
Erst kommt die Freiheit und aus der
Freiheit eutkuringt eine hohe Kultur,
nickt umgekehrt.
Lanaanhaltender Beifall unterbrach hier
die Ausführungen des Ministers.

Wir schaffen nicht nur für die Gegenwart,
so fuhr Dr. Goebbels fort, sondern auch für
die Zukunft, und unsere Nachwelt soll der-
einst sagen: sie haben anständig gehandelt.
Sie haben auf das Wohlergehen der Gegen-
wart zeitweilig verzichtet und haben damit
die Existenz der Zukunft gesichert!
Unter stürmischem Beifall schloß Dr. Goeb-
bels: Wir wollen unsere ganze Kraft dem
Aufbau unseres Staates und Volkes wid-
men. Jeder von uns ist an seinem Platze
für diesen Aufbau verantwortlich. Und wenn
wir einmal zu Staub zerfallen, dann soll
Deutschland leben und ewig weiterbestehen!
Als der minutenlange Beifall, der ven
Ausführungen des Neichspropagandaleiters
folgte, üch gelegt hatte, sannen die Massen
begeistert die Lieder der Nation.

Erbitterter Kleinkrieg in Abessinien
M MM WM dir UM / MltM MmSembwürse italienischer Mgrr

Addis Abeba, 20. Nov. Nach den in AMs
Abeba vorliegenden Meldungen nehmen die
Kämpfe in der Gera-lta-Provinz, in Tembien
und im Scire-Gebiet immer größeren Umfang
an. Die Vormarschbewegung der italienischen
Truppen soll dadurch stark behindert worden
sein. Aus zuverlässiger Quelle verlautet, -daß
ungefähr 10 000 Mann Abessinier ist einzelnen
Abteilungen an dem Kleinkrieg in den vor-
genannten Gebieten beteiligt fein sollen.
Ein italienischer Versuch, am Webt Schobest
vorzustoßsn, wurde, wie verlautet, abgswi-ssen.
Südlich von Makalle sind am Dienstag und
am Mittwoch größere italienische Bombenge-
schwader erschienen, die versuchten, durch Bom-
benabwurf den noch nicht vollendeten" Auf-
marsch der abessinischen Truppen zu stören.
Der Kaiser, der sich am Dienstag im Flug-
zeug an die Front begeben hat, dürfte voraus-
sichtlich bald wieder nach Addis Abeba zurück-
kehren. Das Ziel seiner Reste ist unbekannt. Es
heißt, daß er sich an die Nordfront nach Dessie
beasben habe, um die strategische Lage zu über-
prüfen. Gerüchte wollen aber auch von einem
Zusammentreffen mit General Nassibu in
Dfchidschiga wissen.
MW WWM M KN MWWW
MMM?
Asmarat 19. Nov. Die italienischen Flie-
ger. die den bereits gemeldeten Massenan-
griff auf abessinische Abteilungen durchge-

führt haben, wollen unter der Masse der
abessinischen Krieger deutlich Europäer ge-
sichtet haben. Man glaubt hier, daß es sich
um weiße Offiziere handelt, die nunmehr an
der Nordfront eingesetzt werden. Der Auf-
enthalt weißer Offiziere an der Nordfront
würde nach hiesiger Auffassung auch eine Er-
klärung für das planmäßige Vorgehen der
Abessinier geben.
§rr grsßr itKlismiM FliMrangM
Asmara, 19. Nov. lFunkfpruch des Kriegs-
berichterstatters des DNB.f Die italienischen
Flieger, die am Montag die Bombenangriffe
auf abessinische Einheiten unternommen ha-
ben, bezeichnen diesen Angriff als Vorbsu-
gungsmanöver. Durch den Luftangriff sollte
der Vormarsch der abessinischen Truppen un-
ter Ras Seyoum, die die Vereinigung des
Korps Santini mit dem Eingeborenenkorps
Pirzio Biroli bei Schelikot durchkreuzen woll-
cen, abgestopyt worden. Die Flieger haben
eine riesige Anzahl von Bomben abgeworfen
und etwa 30 000 Maschinengewehrschüsse ab-
gegeben. Der Widerstand der Abessinier ist
äußerst energisch und taktisch klug durchge-
fübrt worden
Der italienische Luftangriff zeigt, daß die
Abessinier nicht mehr untätig bleiben und
sich auch strategisch richtig verhalten. Sie
dürften weiterhin versuchen, den italienischen
Vormarsch aufzuhalten und vor allem den
Vorstoß des rechten Flügels auf Gondar ab-
zulenken.

Litauen schwer belastet
AusschMMMM NMuldlgungM im WarMuer MedUWß

Warschau, 19. Nov. Die Fortsetzung im
Warschauer Prozeß gegen die ukrainischen
Verschwörer brachte bei der Darstellung des
Zusammenhanges der ukrainischen nationali-
stischen Organisation in Polen mit ihren im
Ausland sitzenden leitenden Stellen Einzel-
heiten zur Sprache, die größtes Aufsehen er-
regen.
Aus Schriftstücken, die in der Anklage,
schrift genannt werden, geht hervor, daß
in den letzten Jahren die litauische Regie-
rung die ukrainische Terrororganisation
lebhaft unterstützt hat.
Die Anklage führt unter genauer Angabe der
Summen Fälle auf, in denen die litauische
Regierung zugunsten der ukrainischen Terror-
organisation erhebliche Geldbeträge zur Ver-
fügung gestellt habe. Weiter wird in der An-
klage behauptet, daß das litauische Außen-
ministerium und insbesondere der ehemalige
Außenminister Zaunius engste persönliche Be-
ziehungen zur Kownoer Vertretung der ukrai-
nischen Organisation unterhalten habe.
Hervorragenden Mitgliedern der Organi-

sation seien im litauischen Außenministerium
falsche Pässe ausgestellt worden, um ihnen
Werbereisen bis nach Amerika zu ermöglichen.
In dem Fall eines gewissen Suszko soll der
Paß sogar die Angabe enthalten haben, daß
Suszko, der polnischer Staatsangehöriger ist,
Beamter des litauischen Innenministeriums
sei. Neber diese Fälle hinaus verzeichnet die
Anklage einen Brief des Leiters der ukraini-
schen Terrororganisation, Konowalek, an sei-
nen Kampfgenossen Senpk über
eine Unterredung Konowalekz mit Mi-
nister Zaunius am 6. Oktober 1932 in
Genf. Aus diesem Brief gehe hervor, daß
der litauische Minister sich zur finanziel-
len Beihilfe und auch zur Beschaffung
von Pasten und Sichtvermerken bereit-
erklärte.
Im weiteren Teil der Anklage wird dar-
auf hingewiesen, daß hervorragende Persön-
lichkeiten der ukrainischen Terrororganisation
und zahlreiche Flüchtlinge jederzeit im Gebiet
der Tschechoslowakei Zuflucht gefunden hatten.

MelberyerVMsblatt

V,

K

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verlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurückgesandt. Eerichtsst.: Heidelberg-
? M WMM / SrimawlM / ZWenMft Mö Kunst
70. / M. 272

Zer Große Rat
Von unserem römischen Mitarbeiter.
— Rom, 17. November 1935.
Seit dem späten Abend des Samstags flat-
tert am Balkon des Palazzo Venezia m der
feuchten Luft regenschweren Wetters die hi-
storische Traditionsstandarte des Faschismus.
Mit einem feierlichen Ritus, mit Marsch und
Musik ist sie von dem Sitz der Parteileitung
in einem Palast am Corso Vittorio Emanuela
in das Amtsgebäude Mussolinis gebracht
worden. Sie zeigt an, daß der Große Rat
des Faschismus sich an dieser Stätte zu
einer seiner seltenen Tagungen versammelt
hat. Die Sitzungen beginnen' traditionsgemäß
erst in den Nachtstunden. Sie sollen auch sym-
bolisch dem lärmenden Getriebe des Tages
entrückt werden. Das Außerordentliche der
Veranstaltung sucht eine ungewöhnliche
Stunde und umhüllt sich geheimnisvoll mit
den Schleiern der Nacht. Nur die wichtigsten
Lebensfragen der Nation kommen zur gehet«
men Beratung vor den Großen Rat. Er war
ursprünglich ein Parteiorgan, die oberste
Körperschaft der faschistischen Bewegung, der
Rat der Freunde und Mitarbeiter des revolu-
tionären Führers. Gegen Ende des Jahres
1928 ist er verfassungsmäßig in den Staat
eingebaut worden. Seitdem ist der Große Rat
die Stelle, an der sich Parteimacht und Staats-
macht gegenseitig durchdringen: Organ d e s
Staates und der Bewegung. Unter
der Leitung Mussolinis, der als Regierungs-
chef und Parteiführer die obersten Gewalten
des öffentlichen Lebens in seiner Person ver-
einigt. find hier aus allen Bereichen des öf-
fentlichen Lebens die Politischen Kräfte kon-
zentriert, di? den faschistischen Ausbau des
Staates tragen: die Quadrumvirn, iene vier
Männer und Traditionsfiauren der alten
Kampfer, die im Jahre 1922 den Marsch aus
Rom aeleitet haben: der Generalsekretär und
zwei Vizesekretare der Partei; der Komman-
dant der Miliz: die Minister der wichtigsten
Ressorts; -die Präsidenten des Staates und der
Kammers der Präsident der königlichen Aka-
demie; -der Präsident des Sonderaerichtshofes
für die Verteidigung des Staates; die vier
wichtigsten Figuren des korporativen Auf-
baus; dazu eine Reihe Persönlich berufener
Männer, die sich um die Nation oder die fa-
schistische Revolution besondere Verdienste er-
worben haben. So ist der Große Rat eine
staatsrechtliche Schöpfung eigener Art und
ohne Vorbild geworden. Er verankert die
Partei im Staate und ist zugleich der oberste
Regulator für -alle Berfassungsfragen der
Partei und des Staates. Er muß zu allen
Aenderunaen der geltenden Verfassung gehört
werden. Er ist ein Organ der Führung und
zugleich die Stättte der Wied-ererneuerun-a der
Fübrung. Falls das Amt des obersten Füh-
rers frei wird, hat der Große Rat der Krone
den neuen Führer vorzuschlagen. In dieser
Einsicht ist seine Stellung — wenn man den
Vergleich nicht Pressen will — etwa mit dem
Kardinalskolleaium der katholischen Kirche zu
veraleichen Wie die Kardinäl? im einzelnen
Geschöpfe des Papstes und in ihrer Gesamt-
heit Schöpfer des Papstes sind, so ist auch der
Große Rat des Faschismus nicht nur, wie
man gesagt hat, „die Krönung der Revolu-
tion", sondern auch der Garant ihrer Entwick-
lung und Beständigkeit.
*
Die amtliche Mitteilung, die über die erste
Nachtsitzung des Großen Rates in den frühen
Morgenstunden des Sonntags ausgegeben
wurde, bedarf keiner Erläuterung. Sie grup-
piert sich um das historische Datum des 18.
November, des offiziellen Beginns der Sank-
tionen. Sie enthält in dem gestobenen Stille
politischer Manifeste eine Vertrauenskund-ge-
bung für den Duce, einen Gruß an die in
Ostakrika kämpfenden Truppen und an letzter
Stelle eine leidenschaftliche Anklage gegen die
Urheber der Sanktionen und einen Aufriff
an die Nation, der zu geschlossenem Wider-
stand aufruft. Zum Zeichen der allgemeinen
Mobilisierung des Widerstandes sind auf An-
regung des Großen Rates am Montag an
allen Häusern in Italien die Fahnen -aufge-
zogen worden. Am 1. Dezember kommen aus
den 94 Provinzen des Landes die Mütter und
Witwen der Gefallenen des Weltkrieges, denen
die Organisation und Ueberwachung -des Wi-
derstandes der Hausfrauen anvertraut ist, in
Rom zusammen, um ihre Arbeit einheitlich
 
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