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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 14. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43256#0071
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WmaAltung mit den Beilagen: Aus -er Mlt der Fr«u M LMtmM / SelmstMM / MKenMst Md Kmit_
Wir Me Lrtdelbers,Iimstas,8.SktoberisZ5 7v.Mrgom/Nr.23Z
Otatten ist der Angreifer
Der Sechser, und der Dreizehnerausschuß stellen in Gens Stallens Schuld am Krieg test / Der Völkerbundsrat für Antvendung des Artikels 1«

Gens, 7, Okt. Der am Montag kurz vor 14
yr veröffentlichte Bericht des Sechserausschus-
^„Eer die Schuldsrage schließt mit der Fesi-
der Ausschuß auf Grund der Prü-
der Tatsachen zu d^ex Schlußfolgerung
Mlangt sei, daß die italienische Regie -
rststst entgegen den im Artikel 12 der Völber-
,,Wssahrmg übernommenen Verpflichtungen
Kriege geschritten ist. Außerdem
dem Bericht erklärt, daß, wenn ein
MevbundsmitgliSd sich auf Artikel 16 des
n bernfe, jedes der anderen Mitglieder die
Mstände des besonderen Falles prüfen muffe,
e sei für die Anwendbarkeit des Artikels 16
erforderlich, daß der Krieg formell erklärt
Morden sei.
Der Dreizehnerausschuß hat nach
Mistündigen Beratungen, die in der Haupt-
«che M>e Auseinandersetzung zwischen Laval
M Eden brachten, den Bericht über die
^chuldfraqe genehmigt. Er beschloß jedoch,
derselbe Bericht als besonderer Bericht
Wen dE die Rechtslage betreffenden eigenen
/Wicht.gemäß Artikel 15 vor den Rat gebracht
norden solle.
, Der Völkerbundsrat versammelte sich^
avn zu einer nichtöffentlicheü Sitzung, um
vas weitere Verfahren sestzulegen. In dieser
Munq stellte Aloist den Antrag, die öffent-
nchen Verhandlungen über die beiden Berichte
T' Bericht des Dreiz-ehnemusschusses über die
^chuldfrage und Lösungsmöglichkeiten des
Streitfalles und Bericht des Sechserausschusses
Uder die Bestimmung des Angreifers — bis
'^enstag zurückzustellen. Der Antrag wurde
Egelghnt. Darauf begann die öffentliche Rats-
iMng.
Der Völker bundsrat nahm gegen die
stimme Italiens den Bericht des Dreizehner-
^usschufses gemäß Artikel 15 an, ferner den
"bericht, des Sech'serausschusses, durch den fest-
Mellt wird, daß Italien entgegen den Ver-
richtungen aus Artikel 12 zum Kriege geschrit-
kn ist.
Nh MpMchtz WWUW
Genf, 7. Okt. Gegen 6 Uhr begann eine
Mentliche Sitzung des Völkerbundsrates. Der
tu u t s p r ä s id e n t eröffnete die Aussprache
Uber den Bericht, den der Dreizehnerausschuß
Mf Grund von Atr. 15 erstattet hat, und kr-
aute dem italienischen Delegierten,
Barm AlW,
rZ Wort. Moisti verlas eine längere Erklä-
rung, die an den Feststellungen des Berichtes
Ausführlich Kritik übte. Die italienische Rs-
Drung sei genötigt, in aller Form Vorbe-
halte zu machen, nicht nur wegen der in
dem Bericht enthaltenen Ungenauigkeiten, ion-
."orn auch wegen der Werturteile. Vor allem
A die Bedeutung der abessinischen
äug r iff s h a n d l u n ge n gegen I t a-
iWn nicht ausreichend als Bestandteil der
Abessinischen Politik gewürdigt worden. Der
Berich-, setzt sich auch über die italienischen
Beschwerden wegen der wiederholten Ver-
ttagsvevletzungen hinweg. Das italienische
Material sei nicht berücksichtigt worden. Aw
b's italienischen Ausführungen über die Be-
handlung der eingeborenen Bevölkerung durch
°>e herrschenden Kreise in Auessinien sei über-
haupt nicht eingegangen worden- In der
kl a v e r ei f r a'ge sei der Ausschuß be-
!Wbt, die Lage optimistisch darzustellen. Der
Bersuch, die in Abessinien bestehende Sklave-
um jeden Preis vor der Weltöffentlichkeit
iiu beschönigen, sei eine Ungerechtigkeit gegen-
über Italien. Denn das Ergebnis sei, daß die
ualienischen Beschwerden als übertrieben und
v>e von Italien eingenommene Haltung als
ungerechtfertigt erschienen. Der Ausschuß sei
mtf diese Art dafür verantwortlich, daß ein
vklavenhalterstaat mit Italien und den an-
°fren Völkerbundsmitgliedern auf die gleiche
Aufs gestellt werde. Unbegreiflich sei es fer-
"or, daß .der Ausschuß sich ans den Standpunkt

stelle, es sei nicht anzunehmen, daß Abessinien
die. Bestimmungen des Vertrages von 1930
über den Waffenhandel bewußt und planum»
ßig verletzt habe. Wenn die abessinischen Aus-
rüstungen kein gefährliches Ausmaß angenom-
men hätten, so' würde die italienische Regie-
rung keinen Grund haben, die Vorsichtsmaß-
regeln zu ergreifen, die sie habe anwenden
müssen, um den entstandenen unmittelbaren
Gefahren zu begegnen. Wenn die angrenzen-
den Staaten sich von diesen Gefahren nicht
getroffen fühlten, so sei dies nur ein um so
klarerer Beweis dafür,
daß die abessinische» Rüstungen lediglich
gegen Italien
gerichtet seien. Wenn Italien seine Anschul-
digungen gegen Abessinien nicht Vox dem 4.

September erhoben habe, so nur deshalb, weil
es bis dahin auf die Feststellungen des Schieds-
spruches über den Zwischenfall von Ual-Ual
habe warten wollen. Andernfalls hätten die-
jenigen, die einen Sklavenhalterstaat um je-
den Preis verteidigen wollen, Italien be-
stimmt den Vorwurf gemacht, daß es einen
ungebührlichen Einfluß auf das Schiedsver-
fahren ausüben wolle. Die Truppenver-
schiffungen nach den italienischen Kolo-
nien seien durch die fortschreitende Verschär-
fung der Lage in Abessinien veranlaßt wor-
den. Die italienischen Verteidigungsvorberei-
tungen hätten sich vor aller Oeffentlichkeit
vollzogen, und die Stärke der gegenwärtig in
Ostafrika stehenden italienischen Truppen sei
allgemein bekannt und bei ihrer Durchfahrt


Unter diesen Fahnen kä mpfen die Abessinier
Neues BW aus Wessinien, das Soldaten des Kaisers Halle SMssie mit Feldzeichen der
abessinischen Armee zeigt. Die Fahne besteht aus grün-gelb-roten Streifen und hat in der
Mitte den „Löwen von Inda". (Weltbild-M.)

durch den Suezkanal kontrolliert worden. Dir
Notwendigkeit solcher Verteidigungsvorkehrun-
gen trete um so deutlicher hervor, wenn man
berücksichtigt, daß Eritrea und Somaliland
vom Mutterland sehr weit entfernt seien und
daß es sich um sehr ausgedehnte, dünn besie-
delte Gebiete handle, in denen die Vorberei-
tung des gesamten Versorgungswesens sehr
großen Umfang annehmen müsse. Wenn be-
hauptet werde, die abessinische Regierung habe
von Anfang an eine friedliche Lösung erstrebt,
so dürfe sich niemand durch eine solche Haltung
täuschen lassen. Es sei verständlich, daß Abes-
sinien, nachdem seine aggressiven Absichten
und Pläne entlarvt worden seien, mit Nach»
druck seinen Willen, zu einer friedlichen Re-
gelung des Streites zu gelangen, betont habe
um vor der ganzen Welt die Rolle des OpferS
zuspielen und Italien die Möglichkeit zu?
Fortsetzung seiner Verteidigungsvorbereitun-
gen zu nehmen.
Nach Aloist sprach der abessinische Vertreter,
Mkls MkMiKte
Er unterstrich alle Feststellungen des Ausschus-
ses, in denen der abessinischen Auffassung gegen-
über den italienischen Vorwürfen recht gegeben
wird und entwickelte den bekannten Standpunkt
seiner Regierung, daß Abessinien für eine un-
eigennützige kollektive Hilfeleistung zu seiner
kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung je-
derzeit dankbar sei, daß es aber jede Kombi-
nat ion ablehne,die aufeinProtek-
torat oder eine Teilung in Inter-
essensphären hin aus laufe. Erfreu-
licherweise habe der Dreizehnerausschuß die Auf-
fassung vollauf gebilligt. Zur Erklärung Äloists
sagte der abessinische Vertreter, es sei seltsam,
daß der italienische Vertreter nicht die Gründ«
für das italienische Vorgehen angebe, die in
Rom als bestimmend bezeichnet worden seien,
nämlich die Eroberung Abessiniens. Schaffung
eines großen italienischen Kolonialreichesund
Sicherung der Vorherrschaft des weißen Man-
nes in Afrika. Hawariate schloß mit der erneu-
ten Aufforderung an den Rat, den von Italien
eröffneten Feindseligkeiten sofort Einhalt zu ge-
bieten und in Anwendung des Artikels 16 festzu-
stellen, daß Abessinien das Opfer eines italieni-
schen Angriffes geworden sei.
Da sich nach dem abessinischen Vertreter kein

Das ist der Seist echter Volksgemeinschaft
Eindrucksvollst RsOelMaMeriOt Mr die Leistungen des deutschen Volkes im WSW 1834/35

Berlin, 7. Oktober.
Der Reichsbeauftragte für das Winter-
hilfswerk, Hilgenfeldt, legt jetzt der
Oeffentlichkeit den Rechenschaftsbericht über
das Winterhilfswerk 1934/35 vor, dessen bis
ins einzelne gehende Nachweisungen ein-
drucksvolle Aufschlüsse über seine gewaltigen
Leistungen geben. In dieser Bekundung
völkischer Gemeinschaft und Opferbereitschaft
ist nicht nur die Größe der gebrachten Opfer,
sondern auch der Geist freudiger Hilfsbereit-
schaft und Volksverbundenheit bemerkens-
wert. Dies wird in der gewaltigen Zahl
freiwilliger Helfer deutlich, die sich dem
Winterhilfswerk zur Verfügung stellten. Ne-
ben nur 5198 gegen Entschädigung arbeiten-
den Personen waren nicht weniger als
1 333137 freiwillige Helfer im Monatsdurch-
schnitt beschäftigt, die durchschnittlich nicht
weniger als 13 866 751 bedürftige Volksge-
nossen im Monat betreuten.
An Sachspenden wurden von der Reichs-
führung den Gauen und den Auslands-
organisationen der NSDAP, insgesamt für
110 464 000 NM. (Gebrauchswert) gesam-
melt, während sich die Höhe der aufgebrach-
ten Geldspenden auf nahezu 213 000 000 Mk.
belief. Der Gebrauchswert der gesammelten
Sachspenden belief sich auf die gewaltige

Summe von rund 357 000 000 NM. Die ge-
samten Unkosten des Winterhilfswerkes
betragen mit 3 400 000 n i ch t e i n m a l e i n
Prozent des Gesamtaufkommens, was
ein Beweis der sorgfältigen Bewirtschaftung
und ein Ausdruck der freiwilligen Mitarbeit
an diesem sozialen Werk ist.
Im einzelnen sei noch die Verteilung der
bei der Reichsführung und den Gauen einge-
gangenen Geldspenden gekennzeichnet. Äls
Opfer von Gehalt und Lohn durch laufende
Monatsspenden wurden rund 88 827 000 Mk.
aufgebracht.
Die Eintopfgerichtspende brachte
über 29,5 Mill. RM.; durch Spenden von
Firmen, Organisationen und Einzelpersonen
gingen über 36,5 Mill. RM. ein: die Win-
terhilfslotterie brachte mehr als 7,5 Mill.
RM. und die Minterhilfswerkbüchsensamm-
lung über 1138 000 RM. Der Reinerlös der
Straßensammlungen belief sich auf
rund 8 471000 RM., wobei das Edelweißab-
zeichen mit gegen 1656 000 RM. den stärk-
sten Absatz fand. Pki den verschiedenen
Reichsveranstaltungen kamen rund 5 Mill.
Reichsmark herein.
Von Interesse ist ferner noch der Ge-
brauchswert der verschiedenen zur Vertei-
lung gebrachten Sachspenden. Aus dieser

Aufstellung ergibt sich, daß Nahrungs- und
Genußmittel mit nahezu 132 Mill. RM. an
der Spitze standen. Dann folgten Brenn-
materialien mit knapp 80 Mill, und Beklei-
duungsgegenstände mit 74,5 Mill. RM. Im
einzelnen sei hervorgehoben, daß u. a. 14,5
Mill. Ztr. Kartoffeln, 29 000 Ztr. Brot,
138 000 Ztr. Zucker, 2,5 Mill. Stück Eier,
4 778 000 Liter Milch. 51 Mill. Ztr. Kohle,
über 200 000 Stück Anzüge und nahezu 2,5
Millionen Paar Schuhe zur Verteilung ge-
bracht wurden. Fürwahr ein überwältigen-
der Ausdruck des Gedankens der Volksge-
meinschaft. der auch für den kommenden
Winter Hoffnung und Verpflichtung zugleich
bedeutet.
EMfMW MO öS« Führst KM
s. Ntsbsr
Berlin, 7. Okt. Am S. Oktober d. I. wird
das Winterhilfswerk 1835/36 durch eine
Rede desFLHrers und Reichskanzlers
eröffnet, die auf sämtliche deutschen Sender
übertragen wird.
Der Neichserziehungsminikter Ruft hat
angeordnet, daß in allen Schulen, soweit
nicht Ferien sind, ein gemeinsamer Empfang
dieser Rundfunkübertragung statifindet, di«
um 12 Uhr beginnt.
 
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