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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 301 - Nr. 304 (27. Dezember - 31. Dezember)
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Ale Lesesttmde / Seimatwattr / Wissmschatt Md Kunst

Mälzer Bote

Heidelberg, Dienstag, ZI. Dezember 193Z

r«. Zabroang / Rr. 304

MWm über die Kriegslage
„Unerläßliche Pause " / Erklärungen vor dem Ministers / Die Pariser Vorschläge entsprachen nlcht -en

Rom, 30. Dez. Im Ministerrat, der am Mon-
tag vormittag zu feiner Dezembertagung zusam-
mentrat, erstattete Mussolini ausführlich
Bericht über die politische, militärische und wirt-
schaftliche Lage. Bei seinen Darlegungen über
die letzte Entwicklung der internationalen poli-
tischen Lage hat der italienische Regierungschef
nach der über den Ministerrat ausgegebenen
amtlichen Mitteilung bezüglich der
„provisorischen Vorschläge von Paris" unter-
strichen, „daß sie, besonders im Hinblick auf dis
Sicherheit der Grenzen und der italienischen Un-
tertanen weit davon entfernt waren, den Min-
destforderungen Italiens Genüge zu leisten.
Diese Vorschläge waren mit dem Augenblick
ihrer Veröffentlichung und lange bevor der
Große faschistische Rat sie nach Maßgabe seiner
Satzungen einer Prüfung hätte unterziehen kön-
nen, zu Fall gebracht worden. Die Gründe des
Scheiterns dieses Versuches sind alle jenseits der
Grenzen Italiens zu suchen, wo man überall bei
den Menschen guten Glaubens das auch zuzuge-
stehen beginnt.'-
Bei
Erörterung -er militärischen Lage in
Eritrea und Somali
erklärte Mussolini unter besonderer Berück-
sichtigung von Eritrea, daß an der Eritrea-
Front „die italienischen Truppen auf Stellun-
gen zusammengezogen und verstärkt werden, die
an gewissen Stellen über 170 Kilometer von der
alten Grenze entfernt sind. Dieses rasche in den
ersten 30 Togen vollzogene Vorrücken macht jetzt
eine umfangreiche Arbeit für die ordnungsmä-
ßige Regelung des Nachschubs notwendig, die die
spätere Bewegung einer nach hunderttausend
Menschen zählenden Masse von Soldaten und
Arbeitern sicherstellen und erleichtern muß. Je-
der Krieg und im besonderen jeder Kolonial-
krieg hat feine durchaus unerläßlichen Pausen,
wenn es sich um die Organisation in einer
schwierigen und gebirgigen Gegend handelt, wie
in Tigre, dessen Oberfläche ein Siebentel der ge-
samten Oberfläche ausmacht und das über 400
Kilometer von seinem Stützpunkt in Massaua
entfernt ist. Bei den letzten Zusammenstößen
zwischen dem 15. und 22. ds. Mts., den wichtig-

Min-estfor-erungen Nattens
sten seit Beginn der Feindseligkeiten, haben so-
wohl die Truppen der Heimatarmee, wie die
Eingeborenenarmee größte Beweise ihres Mu-
tes und ihrer Hingabe erbracht. Die moralische
Stimmung und das körperliche Befinden der
Truppen sind vorzüglich."
Schließlich ging Mussolini auf
die Stimmung im Lande
ein. Der amtliche Bericht besagt darüber: „Was
den Kampf gegen die wirtschaftliche Belagerung
betrifft, so hat Mussolini nachgewiefen, daß er
systematisch auf der ganzen Linie unter wirksa-
mer Mitarbeit aller Kreise der Erzeugung und
des Handels fortgeführt wird. Angesichts des ho-
gen Bllrgersinnes der Landwirtschaft, der Indu-
strie und des Handels sind besondere gesetzgebe-
rische Maßnahmen nicht notwendig geworden
und werden auch in Zukunft nicht vorgesehen.
Die großen Organisationen, die technisch-korpo-
rativen Ausschüsse bereiten und verwirklichen im
höchsten Grade die Ausbeutung aller Hilfsquel-
len und aller nationalen Reserven, während die
italienische chemische Wissenschaft und die Tech-
nik für viele Rohstoffe des Auslandes Ersatz-
stoffe findet. Die korporative Arbeit nimmt ihren
Fortgang und wird ihren Höhepunkt mit der
großen Tagung des Korporationsrates Ende
Februar erreichen."
Londoner Presse zur Mussolini-Rede.
London, 30. Dez. 2n großer Aufmachung be-
richtet die Londoner Abendpresse über die Be-
schlüsse der italienischen Regierung am Montag.
„Evening Standard" bezeichnet die ita-
lienische Mitteilung über die notwendige
Kampfpause in Abessinien als „das erste Einge-
ständnis Mussolinis" seit dem Ausbruch des
Krieges. Fraglos seien in Italien und anders-
wo „die Schwierigkeiten des Abenteuers" von
Anfang an erheblich unterschätzt worden. Alle
Anzeichen deuten darauf hin, daß die militäri-
sche Krise vor der Tür stehe.
Der „S t a r" rückt die Meldung in den Vor-
dergrund, wonach sich der Fehlbetrag im italie-
nischen Haushalt auf zwei Milliarden Lire be-
ziffert. Gleichzeitig findet die Kritik Mussolinis
an den schon begrabenen Pariser Friedensvor-
schlägen starke Beachtung.

Zer italienische Heeresbericht
Rom, 30. Dez. Die amtliche Mitteilung Nr.
83 des italienischen PrapagandaminPeriums
gibt folgenden Heeresbericht des Marschalls
Badoglio bekannt:
„Eine evitmifche Abteilung hat gestern das
Gobiet von Waren (Tembien) erreicht und die
Verbindung mit dar am 22. Dezember bei Abbi
Addi siegreichen Abteilung hergestellt. Bei dem
im Verlaufe dieser Kampfhandlungen erfolg-
ten Zusammenstößen von Spähabteilungen hat
der Feind schwere Verluste erlitten. Auf unse-
rer Seite sind 24 Mann des Heimatheeres ge-
fallen, 12 wurden verwundet. Bei unseren eri-
treischen Verbänden gab es acht Tote und zwei
Verletzte.
An der Somalipront haben die Streitkräfte
des SNltan Schaveli Olol Dinle, der sich uns
unterworfen hat, in der Gegend des oberen
Webi Schebeli eine Erkundung durchgeführt
und bei Gabba starke feindliche Abteilungen
geschlagen.
Die Unternehmung Olol Diule ist von unse-
rer Luftwaffe glänzend unterstützt worden."
Neues MötGtelegmmm -es Negus
an den Völkerbund
Addis Abeba, 30. Dez. Wie hier Le-
kanntgegelwn wird, sandte der Kaiser heute
erneut eine Protestnote an den Völkerbund.
Darin heißt es u. a.: „Die Italiener setzen
ständig die Verletzung jeglichen Kriegsrechts
auf ihrem Rückzug fort. Im Schire- und
Tembien-Eebiet verbrannten Truppen un-
sere Kirchen, drangsalierten systematisch die
Zivilbevölkerung. Am 23. Dezember ver-
wandten die Italiener im Takazze-Eebiet
erstmalig Giftgase, was eine neue Verletzung
und Fortsetzung der italienischen Verbrechen
am Völkerrecht darstellt. Wir protestieren
erneut gegen die unhumanen Mittel. Hatte
Selassie."
An der Nordfront hält die Eefechtstätig-
keit an. Die Italiener ziehen zur Verteidi-
gung starke Reserven aus Asmara heran.

An unsere Leser!
Wie aus den untenstehenden, außerhalb
der redaktionellen Verantwortung erschei-
nenden geschäftlichen Mitteilungen ersichtlich
ist, schließt mit der Jahreswende auch das
Leben unserer Zeitung im 70. Jahr ihres
Bestehens.
Die Schriftleitung benutzt diesen Anlatz»
um allen Lesern, Mitarbeitern und aufrich-
tigen Freunden zu danken für ihre Treue
und opferbereite Mitarbeit. Mögen sie mit
der gleichen Treue und Selbstlosigkeit auch
fernerhin Deutschland dienen.
Wir scheiden aus der Stätte langjähriger
Arbeit in Ehren und mit dem stolzen Gefühl
treuer Pflichterfüllung für Volk und Vater,
land bis zum letzten Tag. Nicht kleinliche
oder bittere Gedanken sollen uns und die
Leser heute erfüllen, sondern das Wissen,
daß wir in einer grotzen, gewaltigen Zeit
leben, die keinen Platz hat für persönlichen
Eigennutz und engen Krämergeist.
Deutschland mutz leben — alles für
Deutschland!
Mit diesem Wort, das immer unsere Parole
war, verabschieden wir uns von unseren
Lesern und wünschen allen ein gesegnetes,
frohes, neues Jahr.
Die Schriftleitung.

Ile spanische Regierung
WMgetreten
Madrid, 30. Dez. Der spanische Minister-
präsident gab am Montag mittag bekannt, daß
er dem Staatspräsidenten den Rücktritt der
gesamten Regierung angezeigt habe.
Pari«. Der Senat hat sich am Montag
nachmittag nach einer kurzen Sitzung auf
Dienstag früh vertagt, um die zweite Lesung
des Haushaltsplanes vorzunehmen.

An die Bezieher des
„Heidelberger Volksblattes"
Das „Kei-elberger Nolksblatt"" erscheint heute zum letzten
Ml. Die Erkenntnis, -aß -ie Ausgaben, -ie -er -eutichen
Presse im neuen Reich gestellt sind, nur aus einer möglichst
-retten un- wirtschaftlich starken Grundlage erfüllt werden
können, hat uns veranlaßt, mit Genehmigung -er Reichs-
pressekammer Berlin, -en Verlag -es „Kei-elberger
Volksblatts" an -en Verlag -er „Kei-elberger Neuesten
Nachrichtenabzugeben. Wer Blatt geht damit an eine
größere und in weiten Kreisen gern gelesene Keimatzeitung
über, die Ahnen in -en letzten Tagen schon zugestellt wurde.
Wir verabschieden uns von unseren Lesern mit -em herz-
lichsten Dank sür -le uns bewiesene Treue und glauben, -aß
unsere Leser für unseren Entschluß Verständnis haben wer-
den. Heil Kitter!
Bereinsdrmkerei Heidelberg M„ Heidelberg
Verlag -es „Kei-elberger Bolksblattes".

blscb Lin^eben unserer l'sZfssreitunA „l^si6e1ber§er
Vollcsblstt" bleibt unsere kttrmu Vereinsrlruckerei
HeiÄIelberK ^.-6. sls
weberbesteben. >^ir bitten 6sber unsere bisberiZfen treuen
I^eser sowie Lescbältskrsuncle unserer kttrms eucb terner-
bin uns clis Druciceuktrs^s rulcorninen ru lessen. V^/ir drucken
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bincllicbe ^n^ebote uncl Vertreterbesuob.
O.-A.
 
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