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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 261 - Nr. 270 (7. November - 18. November)
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MelberyerVolksblatt

7». MkWM / Nr. 269

Sribrldem.emStas.16. Rvvemdrr 1K5

Botenzustellung und Post monatl. 2.08 ^^5. bei der Geschäftsstelle
Einzelnr. 18 Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er«
blitzte besteht kein Anrecht ans Entschädigung. Anzeigenpreis: Die Ispa-tt.
l48 mm br.) 7 Textteil: Die 78 mm br. Millimeterzeil« 25
^^AMWltuilg Mit den Brilagen: Ms der Mit der Fr« T
j^Lrtr

t Schriftleitung u. Geschäftsstelle: Heidelberg, Vergh. Str. S9M, Fernspr. 7151. Anzeigen«
schlutz: S Uhr, Samstag 8L8 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Auf-
Z träge wird kein« Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8185. An«
A verlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurückgesandt. Gerichtsst.: Hsidelderg.
M LeWmde / WmkMMe / WiKMWft »O Kunst


38 800

des

Von den übrigen Frontabschnitten liegen
keine Neuigkeiten vor. Die Luftwaffe setz-- ihre
Aufklärungstätigkeit im Gebiet des Amba
Alntschi fort, wobei sie mit Erfolg feindliche
Ansammlungen bombardierte.

beiterparteilicher Gegenkandidat rund
Stimmen auf sich vereinigen konnte.
Dagegen gelang es dem Innenminister Sir
John Simon, mit einer allerdings nur sehr
knappen Mehrheit von 647 Stimmen ins Unter-
haus zurückkehrsn.
Der Wlkerbundsminister Eden erzielte mit
38 000 gegen 10 000 Stimmen die beachtliche
Mehrheit von rund 25 000 Stimmen.
Auch Winston Churchill wurde wiederge-
wählt (20 000 Stimmenmehrheit), desgleichen
Lloyd George, der seine Mehrheit von 5000
auf 9000 Stimmen erhöhen konnte. Der unab-
hängige Minister James Maxton verdoppelte
die bei der letzten Wahl erzielte Mehrheit.
MacDonald fühlt sich erschöpft.
London, 15. Nov. MacDonald hat seinen
Wahlkreis in Schottland bereits verlassen und
ist am Freitag morgen in London angekommen.
Bei seiner Ankunft erklärte er, daß er wahr-
scheinlich geschlagen worden sei. Er sei ein ver-
brauchter Mann. „Ich möchte schlafen und im-
mer noch mehr schlafen, meine Energie ist völlig
verbraucht".

242.
l8z -"Kirrung wuroen insgesamt
abgegeben, für die Oppo-

London, 15. Nov. Ministerpräsident Bald-
ur i n bezeichnet das Ergebnis als hervorragend.
Die Wählerschaft habe der nationalen Regierung
erneut das Vertrauen ausgesprochen und sie be-
auftragt, die Arbeit für den nationalen Wieder-
aufbau und den Weltfrieden fortzusetzen. Die
Regierung werde alles tun, um in den kommen-
den Jahren das Vertrauen des Landes zu recht-
fertigen.
Der Führer der arbeiterparteilichen
Opposition, Major Attlee, drückte in
einer Erklärung an die Presse seine Befriedi-
gung über die Gewinne der Arbeiterpartei aus,
die nahe an den vorherigen höchsten Stand von
1929 herankäme. Die Arbeiterpartei sehe voll
Vertrauen den Arbeiten des neuen Parlaments
entgegen, da sie wisse, daß ein großer Teil der
Nation sie stütze.
MMMgtz MOsnalts
London, 15. Nov. Eines der bemerkenswerte-
sten Wahlergebnisse ist die Niederlage des Prä-
sidenten des Geheimen Staatsrates und früheren
Ministerpräsidenten Ramsay MacDonald,
der nur 17 800 Stimmen erzielt während sein ar-

MM NMM.MM
Goslar. Im Rahmen eines Empfanges sprach
Reichsbauernführer Darrs am Freitag vor-
mittag auf dem Reichsbauerntag vor den Ver-
tretern der landwirtfchaftschaftlichen Organisa-
tionen und der Auslandspresse über das Bau-

erntum als Bindeglied der Völker. Am Abend
fand in der Kaiserpfalz 'die traditionelle Sitzung
des Reichsbauernrates und die Vereidigung
seiner neuen Mitglieder statt.
Paris. Auf Grund der am Donnerstag vor-
mittag von den nationalen Studenten der Pa-
riser Rechtsfaknltät durchgeführten Protest-
kundgebungen gegen Professor Jeze, den
Rechtsvertreter Abessiniens in Genf, hat die
Fakultät angeordnet, daß die Vorlesungen von
Professor Jeze bis auf weiteres ausgesetzt wer-
den. Sollten weitere Studentenkundgebungen
stattfinden, ist die zeitweilige Schließung der
Rechtsfakultät angödroht worden.
Kowno. Die Unterredung des Gouverneurs
des Memelgebiets mit dem Präsidium des
Landtags ist ergebnislos verlaufen .

Sieg der englischen Regierungsmehrheit
NorlüuMs EndMMis der englischen Wahlen

- Nov. Um 1 Uhr früh MEZ stan-
ELohlergeüiriäe aus. Der Stand der
wie folgt:
^«ser„ Regierungsparteien:
(im alten Parlament 4K8),
» m °rale 31 (38).
z ^""p°rtei 8 (13),
"" iiir die Regierung 421 (514).
Opposition:
isz (87),
U">'
Opposition 179 (99).
^rvngsmehrheit beträgt also
, * di»
s- Regierung wurden
-- -

Mutiges Gefecht an der Somalifronl
16. Nov. An der Somali-Front
A DschK.Marfch in Richtung auf Harrar
Aich; s/Wg" fortgesetzt. Die Kolonne
»Mai Donnerstag im unteren
A emen überlegenen Gegner, der
Msiyj^ x Kamvfe geworfen wurde. Die
I," " über 300 Tote, darunter
lmb»„ und viele Verwundete ver-
i»Mion .Zahlreiche Maschinengewehre,
Md ein Panzerwagen blieben in
Auf italienischer Seite
»5 Ciyund ein Unteroffizier aefal-
bk> zwei Askari-llnteroffiziere
Claris wurden verwundet.

(Funkspruch des Kriegs-
M^rs des DNB ) Neber das Gefecht
o sola»„Mn im italiensichen Hauptguartier
der Einzelheiten bekannt: Die Ror-
die" MEil-Truppe unter General Ma-
, blanke des 'linken italienischen
MM nllem die Verproviantierung
^oren . E- stieß am Donnerstag früh vor
h» Na ^^i aut eine Abteilung von
M ^«r ^'.Müiniern. Die abessinische Abtei-
, ewebven und Maschinenoeweh-
sich ^nd eröffnete sofort das Feuer.
Mtz "^whr entwickelnde Feuergefecht
«Mtviu „Mnzen Tag. Am Abend wurden
rUf Seite die Askaris zum Sturm-
Meßt, denen es nach erbittertem
1 Mang, die Abessinier zurückzuwer-
<i» .
8^ichx N Truppen ließen 55 Tote,
m M"^ete, sowie Munitionsvor-
Mf dem Kampfplatz zurück,
der-» ^eite sind SO Askaris gefallen
IpMk Nr-Mbet. Außerdem wurden vier ita-
M darunter Oberst Belli, ver-
tzAky MM Abend zogen die italienischen
MZniAor Ihre Versorgung 'mit
" erfolgt vorerst mit Hilfe von
itWW)Me ßeMMkicht
E°MisteMM Das italienische Propa-
veröffentlicht am Grund
von General de Bono den
Mrikap ^b^ksbericht:
ö^En'^bPen in Verbindung mit Ab-
der k^MEen Armeekorps stießen am
ArM^ene in der Nähe von Asbi
L des Dedschak Kassa Sebhat.
wurde der Feind ge-
er auf dem Kampffelde 55
hundert Verwundete zurück-
.MEr Seite wurden vier Offiziere
' derV 20 Askari getötet. 50 Askari
st. Asbi wurde besetzt.

,Fhrei Eure deutschen Meister"
Mttsr MrEkg her MjKskulturkammer / Mrufung des ReiGRullur-
fMW in AnmfMWt dts FMWLs

Berlin, 15. Nov. In einem großartigen äuße-
ren Rahmen hielt am Freitag mittag die Reichs-
kulturkammer in der Philharmonie in Anwesen-
heit des Führers und Reichskanzlers und aller
führenden Männer des Staates und der Bewe-
gung, der Künste und Wissenschaften, der Wehr-
macht, der Wirtschaft, des diplomatischen Korps
und der in- und ausländischen Presse ihre dritte
Jahreskundgebung ab.
Der große Saal der Philharmonie trug wun-
dervollen Schmuck. Die Wände des Saals, die
Brüstungen der Logen und des Ranges waren
mit golddurchwirkten Tannengirlanden behan-
gen, die sich um die Säulen des die ganze Saal-
breite einnehmenden Musikpodiums wanden.
Ueber der Rückwand auf elfenbeinfarbenem Tuch
stand in großen Lettern der Spruch, der Leitsatz
für das Wirken der Reichskulturkammer ist:
„Ehret Eure deutschen Meister". Darunter leuch-
tete auf rotem Samt das Hakenkreuz auf wei-
ßem Grund in einem Kranz von Herbstblumen
und Laub. Auf der Brüstung des Podiums leuch-
teten gelbe Astern aus frischem Grün. Vor dem §
Rednerpult, das zum ersten Mal das Wappen
der Reichskulturkammer trägt eine silberne Pla-
kette mit dem Reichsadler, der das Hakenkreuz
in den Fängen hält, stehen Büsche von leuchtend
gelben Chrysanthemen, die auch die Logen
schmücken.
In der ersten Reihe hat der Führer seinen
Platz zwischen Reichsminister Dr. Goebbels und
Staatssekretär Funk. Rechts von Dr. Goebbels
sitzen die Reichsminister, ferner Staatsminister
Professor Dr. Popitz, Staatssekretär Dr. Lam-
mers, der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine,
Admiral Dr. h. c. Rasder, die Reichsleiter,
Reichsführer Hühnlein; auf der linken Seite ne-
ben Staatssekretär Funk schließen sich an die
Präsidenten der Kammern, Professor König,
Professor Dr. Raabe, Hanns Johst, Staatsmini-

ster Prof. Dr. Lehnich, Ministerialrat Dreßler-
Andreß, Reichsdramaturg Dr. Schloesser.
Die Führung des ganzen neuen Deutschland,
alle Träger der Kultur sind versammelt und mit
ihnen auch die Vertreter des Volkes, die an die-
ser Kultur tätigen Anteil haben.
Kurz vor 12 Uhr künden die Heilrufe der Mas-
sen, die die Anfahrtstraßen säumen die Ankunft
des Führers. Am Eingang des Hauses empfan-
gen ihn der Präsident der Reichskulturkammer,
Reichsminister Dr. Goebbels, und der Vizeprä-
sident, Staatssekretär Funk, um ihn zu seinem
Platz zu geleiten, während Teilnehmer und Mit-
wirkende der Kundgebung mit erhobener Rech-
ten grüßen.
Festliche Fanfaren, gespielt von Mitgliedern
der Staatsoper, leiten die Kundgebung ein.
Staatsschauspieler Friedrich Kaytzsr spricht
meisterlich den „Vorspruch auf die Kunst" von
Gerhard Schumann.
Dann bringt das Philharmonische Orchester
unter Leitung des Präsidenten der Reichsmusik-
kammer, EeneralmusiLirektor Professor Dr.
Peter Raabe, „Einleitung und Passacaglia" von
Karl Hoyer, dessen Orgelpart Professor Heit-
mann übernommen hat, zu Gehör. Mit begei-
stertem und dankbarem Beifall wird das ein-
drucksvolle Werk des jungen Nationalsozialisten
Komponisten, das sich so trefflich in den Rahmen
dieser Feierstunde einfllgt, ausgenommen.
Brausender Jubel aber bricht los, als der
Präsident der Reichskulturkammer, Dr. Goeb-
bels, an das Rednerpult tritt. Nach seiner
Rede, über die wir Montag berichten werden,
klang die dritte Jahreskundgebung der Reichs-
kulturkammer überwältigend aus mit Ludwig
von Beethovens herrlicher „Eroica", die mit mo-
numentaler Gestaltungskraft vom Philharmoni-
schen Orchester unter Generalmusikdirektor Eug.
Jochum wiedergegeben wurden

MMMe Mu« des
MermMems
Staatssekretär Stuckart über die Verordnungert
zum Reichsbürger- und zum Blutschutzgesetz
Berlin, 15. Nov. Vor Vertretern der Presse
erläuterte der Staatssekretär Stuck art im
Reichsinnenministerium die am Donnerstag
erlassene Erste Verordnung zum Reichsbür«
gergesetz und Erste Verordnung zur Ausfüh«
rung des Gesetzes zum Schutze des deutschen
Blutes und der deutschen Ehre. Er führte
etwa aus:
Die jetzt ergangenen Verordnungen und die
Nürnberger Gesetze bilden eine selbst-
verständliche Einheit. Das Reichs-
bürgergesetz und das Gesetz zum Schutze des
deutschen Blutes und der deutschen Ehre und
ihre Ausführungsverordnngen beruhen auf
der Erkenntnis, daß
das blutmätzig gesunde Volk die Grund-
lage und die Voraussetzung für den Be-
stand und die Fortdauer des Deutschs«
Reiches
sind. Das Reichsbürgergesetz und das Blut-
schutzgesetz mft ihren Ausführungsbestimmun-
gen bilden die grundlegende gesetzliche
Regelung des Rassenproblems.
Beide Gesetze heben den Träger deutschen und
artverwandten Blutes heraus, das erste, in-
dem es ihm allein die vollen Polit'schen Rechte
und Pflichten einräumt, das zweite, indem es
die Blutmischung zwischen Juden und Staats-
angehörigen deutschen oder artverwandten
Blutes verbietet.
Für die Reichsbürgerschaft verlangt das
Reichsbürgergesetz den Willen und die Eig-
nung des Staatsangehörigen, dem deutschen
Volk und Reichsvolk zu dienen. Es fordert
ferner als wesentliche Voraussetzung die Blut-
zugehörigkeit zum deutschen Volk oder die
Blutsverwandtschaft mit ihm.
Damit sind die Fuden ohne weiteres vom
Erwerb des Reichsbürgerrechts ausge-
schlossen.
Nur der Reichsbürger kann als der alleinige
Träger der staatlichen und politischen Rich-
tung und Pflichten in Zukunft zum Reichstag
wählen und gewählt werden, sich an Volks-
abstimmungen beteiligen, Ehrenämter in Staat
und Gemeinden ausüben und zu Ehrenbeam-
tsn ernannt werden. Es kann also kein Jude
in Zukunft ein solches offizielles Amt mehr
ausüben. Alle jüdischen Beamten scheiden da-
her mit dem 31. Dezember unter Gewährung
des gesetzlichen Ruhegehaltes aus ihren Stel-
lungen aus. Soweit es sich dabei um Front-
kämpfer handelt, werden sie nicht mit dem
üblichen Ruhegehalt in den Ruhestand versetzt,
sondern mit ihrem vollen Dienstgehalt. Dis
Frontkämpfer werden also wirtschaftlich so
gestellt, als ob sie weiter im Dienste verblieben.
Der deutsche Staatsangehörige erwirbt das
Reichsbürgerrecht nicht ohne weiteres durch
seine Abstammung oder auch durch seine Be-
tätigung allein für das deutsche Volk, sondern
durch einen staatlichenHoheits-
akt die Erteilung des Reichsbür-
ge rbriekes. Da aber bis zur Verleihung
des endgültigen Reichsbürgerrechts und Er-
teilung des Reichsbürgerbriefss infolge der
großen Zahl der Verteilungen geraume Zeit
verstreichen wird, trägt der Paragraph 1 der
Verordnung zum Reichsbürgergesetz dieser
Notwendigkeit Rechnung, indem er
, das vorlmmo- Reichsbiirgerrecht aken
Staatsangehörigen deutschen oder ver-
wandten Blutes, dfz am 15. September
1935 das Neichstagswahlrecht ausübten,
zuerkennt.
Da außer den Staatsangehörigen deutschen
Blutes auch Staatsangehörige artverwandten
Blutes Reichsbürger werden können, steht die
Reichsbürgerschaft auf den in Deutschland le-
benden Minderheiten wie Polen, Dänen usw.
offen.
Beide Gesetze, das Blutschutzgesetz und das
Reichsbürgergesetz mit ihren Ausführungsver-
ordnungen enthalten zugleich die großzü-
gig e L ö s u n g des I ud e n p r o L l e m s.
Sie bringen und wollen eine klare Scheidung
zwischen Deutschtum und Judentum und schaf-
fen dadurch die gesetzliche Grundlage für einen
modus vivendi, der allen Belangen gerecht
wird.
Die Verordnung zum Reichsbüraeraeketz
briiM.m L L. ' -- -
 
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