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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 241 - Nr. 250 (15. Oktober - 25. Oktober)
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7S.MrWW/M.242

Sridslbm, RiitweK, iß. SktMr 1«

k Schriftleit-uug «. Geschäftsstelle: Heidelberg, Dergh. Str. 39/61, Fernspr. 7151. Auzoigo»»
schluß: 9 Uhr, Samstag 8L6 Uhr vormittags. Mir fernmündlich übermittelte A«s-
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verlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurückgesandt. Gerichts.: HeideDerg.
M LeWunör / Wmawartr / WisiMNNft Md Kmst

^Hspreis: Durch Botenzustellung und Post monatl. 2.06 bei der Geschäftsstelle
i,8g Einzelnr. 16 Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er-
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_ WmatZtilMg mit dM Bsilasrn: Aus der Mit der Amu
Bele


bollstänidige Blockade handeln, die wir im
Weltkrieg erleben mußten. Uns wurden ja auch
die Nahrungsmittel gesperrt, während Italien
nur das Kriegsmaterial oder Material, das
dem Kriege dienen kann, vorenthalten werden
soll.
Auf der einen Serie würde demnach Italien
tatsächlich fein Kriegsmaterial, das zum größ-
ten Teil aus ausländischen Rohstoffen herge-
stellt wird, nicht mehr voll ergänzen können,
auf der anderen aber wird Abessinien nunmehr
mit Kriegsmaterial beliefert werden. Wenn dis
Meldungen zutreffen, so scheint hier schon vie-
les und rechtzeitig vorbereitet zu sein, was
einigermaßen anffallen muß. Es heißt näm-
lich, daß, namentlich im angrenzenden eng-
lischen Göbiet, bereits reiche Waffenvorräte
lagern, die jeden Tag nach Abessinien abgöhen
können. Wahrscheinlich sind sie schon unter-
wegs, weshalb auch die Italiener so großen
Wert darauf lögen, die einzige Eisenbahn Abes-
siniens stillzulegen. Es kommt in diesem Krieg
gegen den Krieg tatsächlich auf eine wesentlich«
Förderung Abessiniens heraus, und das kann
denKriegschonstarkbeeinflussen,
o h n e d a ß e s z u m i l i t ä ri s chen Sank-
tionen kommt. Hinzu kommt weiter, daß
Abessinien bislang keine Kredite erhalten hat,
jetzt aber wahrscheinlich die Lieferungen we-
nigstens ohne Sorge und auf Kredit gemacht
werden. Die Finanzfperre gegen Italien hat
dagegen wohl weniger Bedeutung. Es dürfte
sich bestätigen, daß das Haus Rothschild Italien
finanziert hat. Immer war ja eines der großen
Bankhäuser im Spiel, wenn ein Krieg die
Welt in Aufregung setzte. Morgan finanziert«
bekanntlich Frankreich im Weltkrieg. Entweder
wrrd jetzt Italien bereits das Geld erhalten
haben, oder Rothschild hat es übernommen,
die Einkäufe in einigen Ländern zu bezahlen.
Wenn Italien indessen nichts einkaufen kann,
ist es auch gleichgültig, ob dem Hause Roth-
schild die weitere Kredithergabe an Italien
unterbunden wird.

12s Jahre Kriegsakademie
Tubelsvier in Anwesenheit -es Führers / „Die Wehrmacht ist nur ein Leit, das Größere ist die Nation.'


Saris, wo-
inis er-

Militärs und der Ehrengäste begrüßte ehr-
furchtsvoll den Obersten Befehlshaber der
deutschen Wehrmacht.
Ser Festakt
nahm seinen Beginn. In militärisch knappen
Worten begrüßte der Kommandeur der Kriegs-
akademie,
General -er Artillerie Liebmann,
dis Gäste. General Liebmann dankte dem Füh-
rer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht
für sein Erscheinen an diesem Ehrentage der Aka-
demie, ebenso den anwesenden Reichsministern
und den übrigen Gästen. Er dankte weiter dem
Führer für die Wiederherstellung der deutschen
Wehrfreiheit und erklärte, sich an den Führer
wendend: Wir wissen und sind im tiefsten durch-
drungen davon, daß wir diese Freiheit allein
Ihrem heißen Wollen und Ihrer unbeirrbaren
Führung verdanken und — wie das deutsche Volk
— so werden auch wir mit der gesamten deut-
schen Wehrmacht Ihnen, mein Führer, dies durch
unwandelbare Treue und Hingabe danken. Wei-
ter gedacht General Liebmann all der Männer,
die in schwerer, kritischer Zeit dafür gesorgt ha-
ben, daß die Ketten, die Vergangenes mit Zu-
künftigem verbinden mußte, niemals ge-
brochen seien. Mit besonderer Freude und
Genugtuung begrüßte er die Gelegenheit, auch
dem ehemaligen Chef der Heeresleitung, Gene-
raloberst von Seeckt, gegenüber diese Dankes-
schuld bekennen zu können. Eine hohe Ehre und
Freude sei es, in der Person des Generalfeld-
marschalls von Mackensen den ältesten Repräsen-
tanten der alten Armee zu begrüßen und mit
ihm eine große Zahl ehemaliger Kommandeure
und Lehrer der alten Kriegsakademie. Den
Schülern und denen, die diese Schüler jetzt her-
anzubilden hatten, könne nichts Besseres gegeben
und gelehrt werden, als das, was Kern und In-
halt auch ihrer Lehre gewesen sei:
eine Gesinnung, die den großen Vorbil-
dern gerecht zu werden strebt, deren
Bildnisse diesen Saal zieren; eine Be-
rufs- und Lebensauffassung, die das
Sachliche stets hoch über das Persönliche
stellt, die rückhaltlose Hingabe an Füh-
rer, Volk und Vaterland, als Selbst-
verständlichkeit betrachtet und über der
mit großen Lettern das Wort steht:
Mehr sein als scheinen!
(Fortsetzung siehe Seite 2)

Mv.
- M hem Gebäude der Kriegsakademie hatte
NM" große" Menschenmenge angesam-
vie den Führer bei seiner Anfahrt mn
n lrufen begrüßte. Das Wachregiment Ber-
.war in Paradeaufstellung angetreten.
Festsaal hatten sich die Vertreter der
reMrung mH anderer Behörden, die
^ralitat des alten und neuen Heeres, ehe-
i>er L.Kommandeure, Lehrer und Schüler
^Kriegsakademie versammelt. Die feld-
Uniform umr selbstverständlich in die-
? Hause vorherrschend. .
10 Uhr ertönte von der Straße her der
, astiüierniarsch und wenige Minuten später
boiOl Führer und Reichskanzler, begleitet
twnrr m Reichskriegsminister und dem Kom-
H deur der Kriegsakademie, den Festsaal. In
s-:°^tung des Führers befanden sich außer
Wehrmaktsadjutanten Oberstleutnant
Mach, Reichspressechef der NSDAP., SS-
^?^uführer Dr. Dietrich und Brigadefüh-
Schaub. Die Versammlung der hohen

, Merlin, 15. Okt. Mit der Wiederherstellung
«lob. ^on Wehrfreiheit ist auch die Kriegs-
die Dienstag vor 125 Jahren von
Mral von Scharnhorst begründet worden
» Und in der so viele spätere deutsche' Feld-
IhE militärische und geistige Schulung
En hatten, die dann aber nach dem Ver-
Mr Diktat geschlossen werden mußte, wie-
Neu erstanden.
große Festsaal, in dem am Dienstag
die Feier des 125jährigen Bestehens
wurde, ist ebenfalls militärisch ein-
jsts ausgestaltet. Fünf lebensgrose Bilder an
t-n, wänden des Saales zeigen die markan-
ch« r Danner der preußisch-deutschen Mili-
zn^Wchte von den Befreiungskriegen bis
hy.^genwart: General von Scharn-
Mo, den Schöpfer der Kriegsakademie,
n preußische Armee ihre glorreiche Wie-
ickchMhung verdankte, den Generalfeldmar-
M von Moltke, Sieger von Königgrätz
dan, General von Schliessen, den
dy Parder Kriegskunst, Generalfeldmarschall
r-s^Hi nd enb u rg, den großen Heerfüh-
vez Weltkrieges, und schließlich den Füh-
d«^and Reichskanzler Adolf Hitler, der
A>»> ätschen Volke die Freiheit, die nationale
die Selbstachtung und den sozialen
Mn gab.
siK dem Gebäude der Kriegsakademie
Misr"^. Dienstag früh in Erwartung
che den Führer bei seiner Anfahrt mn
" begrüßte. Das Wachregiment Ber-

Dienstag wurde mit einem
glichen Festakt das 128-Iahr-
^biläum der Berliner Kriegs-
^adenrie begangen. An dieser
Mr nahm auch der Führer und
berste Befehlshaber der Wehr-
et teil. Unser Bild zeigt die
^lnehnrer während der Natio-
Mynrnen. In der vorderen
^the von links nach rechts: Pros,
r. Krüger, Rektor der Uni-
^sität, General von Witz le -
Ministerialdirektor Dr.
Unkel, Reichsminister Dr.
. ° bbels, Lhef des General-
les General Beck, der Ober-
°ichlshMxr der Luftwaffe, Ge-
der Flieger Göring, der
Bührer, der Kommandeur der
^gsakademie General der 2n-
tunterie v. Liebmann, Eene-
^lseldmarschall «.Mackensen,
Moral der Artill. v. Fritsch,
Generaloberst v. Seeckt, Gene-
v-Rundstedt, Reichsar-
lssührer Hier!, Prof. Dr. v.
Mim, Rektor der Technischen
V°chschule.

„Krlrs" sm« dm Krieg
Mit den Sanktionen soll es ernst werden,
aber es läßt sich tatsächlich nicht übersehen, ob
sie die gedachte Wirkung haben werden. Es ist
immerhin von Interesse zu wissen, wie nach
den letzten offiziellen Ziffern die Beziehungen
mit Italien waren. Danach stand England mit
15,1 Prozent an der Spitze der nach Italien
importierenden Länder. Es folgen Deutsch-
land und die Vereinigten Staaten mit je 13,4
Prozent. Die Zahlen für einige andere Staa-
ten sind: Frankreich 5,8, Sowjetrußland 4,
Schweiz 3,7, Oesterreich 2,2, Argentinien 5,8,
Ungarn 0,9, Albanien 0,2 Prozent. Rohstoffe
erhielt Italien von folgenden Ländern gelie-
fert: Kohlen aus England, Deutschland, Polen;
Oel aus Rumämen, Sowjetrußland, Amerika,
Rohbaumwolle aus Amerika, Aegypten, Bri-
tisch-Jndien, Wolle aus Australien, Argenti-
nien; Gummi aus Britisch-Fndien und Hollän-
disch-Ostindien; Elfen und Stahl aus Frank-
reich, Amerika, Belgien; Kupfer aus Amerika,
und Zinn uNd Nickel aus England. Der eng-
lische Boykott hätte also große Bedeutung, und
Amerika hat ja bereits die Einfuhr nach Ita-
lien gesperrt. Jedenfalls haben einige Länder,
wenn sie sich den Sanktionen anschließen, er-
hebliche Einbußen und Verluste. Da fragt es
sich, ob der Völkerbund die vorgesehene Ent-
schädigung leisten kann. Auch dasLochüber
Oesterreich und Ungarn soll gesperrt
werden. Die dem Völkerbund nicht angshören-
den Länder machen einige Kopfschmerzen. Aber,
selbst wenn es.gelingt, die Zufuhren nach Ita-
lien abzusperren, kann es sich nicht um jene

Sir George Clerk, der am Montag Laval
aufsuchte, fei hiervon nichts mitgeteilt wor-
den.
Die Unterredung Clerks habe sich lediglich
auf die verschiedenen Aussichten der gegen-
wärtigen Lage erstreckt. Sie seien ein Beweis
für die enge Zusammenarbeit, die zur Zeit
zwischen Großbritannien und Frankreich be-
stehe. Es liege keine Anregung Mussolinis vor,
eine neue Lösung durch den Völkerbund zu
erörtern. Er habe weder Vorschläge gemacht,
noch habe man Vorschläge von ihm verlangt.
Die Vorschläge,
die Mussolini gemacht haben soll, können einer
hiesigen Agenturmeldung zufolge wie folgt
zusammengesaßt werden:
1. Italien hält seine Truppen in den jetzi-
gen Stellungen.
2. Es wird ein selbständiger Staat unter
italienischer Schutzherrschaft in der Provinz
Tigre geschaffen.
3. Die Provinzen Harr ar und Oga»
den werden an Italien abgetreten.
4. Italien stimmt dem britischen Vorschlag
zu, wonach der Freihafen von Zella an Abes-
sinien abgetreten wird, wofür Abessinien Ita-
lien eine Eisenbahnzone zu gewähren hat, die
Eritrea und Jtalienisch-Somaliland verbin-
det.
5. Der übrige Teil Abessiniens wird einem
System internationaler Kontrolle unterstellt,,
das dem vom Fünferausschuß im September
vorgeschlagenen ähnlich sieht, in dem jedoch
Italiens Einfluß vorherrschend sein soll.
6. Italien erklärt sich mit der Regelung der
Angelegenheit durch den Völkerbund einver-
standen.
Reuter berichtet dazu aus Rom, in „wohl-
unterrichteten Kreisen verberge man die An-
sicht nicht", daß die Schwierigkeiten für eine
friedliche Regelung zur Zeit unüberwindlich
scheinen. In keinem Falle, so werde in Rom
festgestellt, werde Italien Verhandlungen zu-
stimmen, solange es Gegenstand von Hübne»,-

Angebliche Fnebensbedingvngen Mffolinis?
W AM» »lau« mm »Ich, NN tlr RWtM, dieser Bnrnrr MeldmMi
London, 15. Okt. Berichte aus Paris, wo-
nach Laval Erklärungen Mussolinis er-
halten habe, in denen sich letzterer zur Erör-
terung von Friedensbedingungen
auf einer neuen Grundlage bereit erklärt habe,
werden in London, wie der diplomatische
Mitarbeiter von Reuter erfährt, für falsch
gehalten. Dem britischen Botschafter in Paris
 
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