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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 281 - Nr. 290 (2. Dezember - 12. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43256#0613
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HeidelberyerVMsblatt

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Dir LMtMbe / WmawMr / WkienWatt Md Kunst

7«. Mrsang / Rr. 28»

skitrwera, Mittwsch, ii. Serrmber isZZ

Schriftleitung «. Geschäftsstelle: Heidelberg, Bergh. Str. 88/61, Fernspr. 71S1. Anzeig«»»
schlutz: S Uhr, Samstag 8L0 Uhr vormittags. Für fern-mündlich übermittelt« Auf«

t«ts: Durch Botenzustellung und Post mowatl. 2.06 bei der Geschäftsstelle
1-8» Einzelnr. 16 Erscheint wöchentl. 6 mal. Ast die Zeitung am Er-
^rhindert. besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die 1spalt,
'terzeile l46 nun br.) 7 Textteil: Die 76 mm br. Millimeterzeil« 26 .^4.
SrimatMlmg mtt den Neilngen: Aus der Wett der Fmu
HAr Bvte


Saldwm über dm MdensvorsOlag
^rch bedauerliche Indiskretionen wurde dis Situation erschwert / . Beträchtliche unterschiede zwischen der

französischen Darstellung und dem eigentlichen Plan

' 10. Dez. Baldwin gast im Un-
Dienstag eine Erklärung ab, aus
I^^orgeht, daß die Verhandlungen zwi-
britischen und französischen Regie-
?°er die Friedensvorschläge zur Veile-
abessinischen Streites zur Zeit noch
sind; die Vorschläge hätten daher
Vi-i!'. Ubessiniennoch Italien
, tech werden können. Baldwin bezeich-
!" seiner Erklärung die Nachrichten
Messe
If^sisplan als bedauerlm,.
die „eine schwierige und de-
titz. Angelegenheit unvergleichlich schwie-
"nd delikater gemacht" hätten. Doch
be-
_, _„ ,.„m den
Echen Vorschlägen und dem, was

; über den
che Jndis-
-rige und de-

Angelegenheit unverc
!I^r ^nd delikater gemacht'
hz//r, daß in wichtigen Fragen
e Unterschiede zwische
, Fresse stehe/ festzustellen seien.
Vorgang im Unterhaus spielte sich wie
sst.E: Der Führer der Arbeiteropposition,
H hglft den Premierminister gefragt,
Äg, 'n der Lage sei, vor jedem weiteren
E>as Unterhaus über die Art der Vor-
Lur Regelung des italienisch-abessini-
- .ItreiteZ zu unterrichten, auf die
HqF'.chche Regierung sich festgelegt habe.
r . nntwortete, wie es dem Haufe be-
ni, ^^be der Verbindungsausschuß in
gebilliat. daß die französische und die
Regierung durch Verhandlungen
lü, Ersuch unternehmen, eine Grundlage
Regelung des italienisch-abessinischen
f," finden. Eine solche Grundlage
H^Fntürlich den betroffenen Parteien zur
M^nabme unterbreitet werden. Sir Sa-
sig-.^vvre habe bei seiner Durchreise durch
Samstag und Sonntag über diese
Besprechungen mit Laval gehabt. G-e-
«M/wrsK-läge, die sich sowohl auf den Ge-
das Vorgehen in dieser
^"gen, seien zwischen ihnen erörtert
Baldwin schloß: „Keinerlei Bor-
!nj/ A zur Zeit entweder Italien oder Abes-
dk^^ur Stellungnahme unterbreitet wor-
Ht s? w-ürde daher selbstverständlich ver-
^F'n, über den Gegenstand zur Zeit eine
?l ?ug abzuaeben."
„Dari ich fragen, ob diese Vor-
eH vom Außenminister gebilligt wor-
' 'M wesentlichen die gleichen sind, die
ausländischen und in der hiesigen
tz ^schienen sind?"
„Ich babe die Presseberichte
st / l^üst aeprüft (?!), und augenscheinlich
isz Frankreich etwas durch gesickert,
^r schwierige und delikate Ange-
unvergleichlich schwieriger und de-
dik rl "^wacbt bat Mir wird von denen,
is ^"wbl die Oriqinalvorschläge wie auch
skü»/d"°berichte aevrüft haben, gesagt, daß
Sk» / «che Unterschiede in wichtigen Fra-
,?l..F^den sind/'
k „Sollte es angesichts der Tat-
litz'wh soviel durchgesickert und veröffent-
.?Fen ist, nicht angebracht sein, daß das
tg 'die richtigen Vorschläge unterrich-
-i^ldwin: „Ich verstehe Sie vollkom-
isitzI?cb beklage mich darüber nicht im min-
'/Oiemeint ist die Indiskretion.) „Ich
r m Hause nur folgendes sagen. Ich
Es?i> mganzen Morgen mit Beratungen
"richte verbracht, die in dieser Frage
Uxx .Ert sind, und ich bin noch nicht
d« das Ende erreicht ist. Ich glaube,
/"e Besprechung in diesem Hause, bevor
d^FWe von den betroffenen Parteien er-
i»i n, werden aknn, nicht gut wirken, sondern
dkrhsn^rrteil sehr viel schaden würde. Ich
qFie mich, das Haus zu unterrichten in
dss Augenblick, in dem eine Einigung über
im/orschläge erreicht ist und diese den be-
Fu Parteien übermittelt worden sind."
c^rage des Abgeordneten Sinosair,
di« M F wollte, daß die Besprechungen über
?chlägx des Fünferausschusses des Völ-
hinausgingen, erklärte Baldwin,
»w/ Mderständlich Bedingung für die An-
Vorschläge sei, daß "alle drei Par-
' uer Völkerbund und die beiden Länder,

ihnen zustimmen müßten.
Auf weitere Fragen gab Baldwin keine
Antwort mehr.
Genfer EüKverstMdigenMWuß
zufammengetreten
Genf, 10. Dez. Der Sachverständigenaus-
schutz für die Durchführung der Sühnemaß-
nahmen trat am Dienstag nach zehntägiger
Pause unter dem Vorsitz des schwedischen Ver-
treters Westman wieder zusammen, um die
weiteren Antworten der verschiedenen Re-
gierungen zu prüfen und den Bericht an den
Präsidenten der Sanktionskonferenz fertig
zu stellen.
Der 18er Ausschuß, der die Erweiterung
der Rohstoffsperre beschließen soll, wird, wie
vorgesehen, am Donnerstag in Anwesenheit
von Eden und Laval zusammentreten. Ob es
zur Beschlußfassung kommt, oder ob der
Schwerpunkt der G-enfr Arbeiten in -den Völ-
kerbundsrat bezw. in einen neue einzusetzen-
den Fünferausschuß verlegt wird, hängt von
der Stellungnahme Italiens ab, die für den
heutigen Dienstag oder Mittwoch erwartet
wird.

Einigung ZGisOen England und
Frankreich
London, 10. Dez. Reuter bestätigt am
Dienstag abend, daß über die Friedensbedin-
gungen endgültig eine Einigung zwischen der
britischen und der französischen Regierung er-
zielt worden ist.
Das englische Kabinett trat am Dienstag
nachmittag zur Fortsetzung der Besprechun-
gen über den zwischen Hoare und Laval ver-
einbarten Friedensplan zusammen. Bekannt-
lich sollen in der Kab-inettssitzung am Montag
nach der grundsätzlichen Annahme -des Pla-
nes gewisse Abänderungsvorschläge gemacht
worden sei, -auf die vermutlich bereits eine
französische Erwiderung vorliegt.

Memel. Der Memelländische Landtag trat am
Dienstag um 17 Uhr zu seiner dritten Sitzung
zusammen. Im Verlaufe der Sitzung wurde dem
neuen Direktorium Baldschus mit 21 Stimmen
bei Stimmenthaltung der fünf litauischen Abge-
ordneten und der drei Direktoriumsmitglieder
das Vertrauen ausgesprochen.

Was endgültige GvsedniS
öss Lagrs der nationalen Solidarität

Berlin, 10. Dez. Das endgültige Ergebnis des
„Tages der nationalen Solidarität 1938" be-
trägt
NM. 4182 288,65.
Das Ergebnis des „Tages der nationalen So-
lidarität" 1934 wurde im Rechenschaftsbericht des
Winterhilfswerkes 1934/38 mit RM. 4 021 593,71
ausgewiesen. Das diesjährige Ergebnis liegt
also um
RM. 146 662,34
höher als das Ergebnis des Jahres 1934.
Gau
Groß-Berlin
Magdeburg-Anhalt
Hamburg
Pommern

Sachsen
München-Oberbayern
Württemberg
Thüringen
Weser-Ems
Siidhan-n.-Vraunschweig
Westfalen-Süd

1934 1935
300 000.- 319193,21
165 000.— 167 975,57
54 000.— 103 351,50
144 000.— 111702,57
284 000.— 293 486,97
123 000.— 150.000.—
200 000.— 187 000.—
159 000.— 117 427.81
76 000.— 119 132.-
107 000.— 100 576,39
99 000.- 101235,85

Schleswig-Holstein
Franken
Vaden
Kurhessen
Osthannover
Ostpreußen
Bayrische Ostmark
Pfalz—Saar
Halle-Merseburg
Hessen-Nassau
Westfalen Nord
Mecklenburg-Lübeck
Düsseldorf
Koblenz-Trier
Kurmark
Schwaben
Main-Franken
Schlesien
Köln-Aachen
Essen

221 000.— 204 000.—
50 000.- 88 172,19
148 660.— 141566.—
77 000.— 65116,69
136 000.- 175 000.—
134 000.— 169 000.-
110 000.— 94 228.—
61000.— 94 687,73
89 000.— 69 977,03
220 000.— 185 000.-
127 000.— 117 736,03
90 000.— 110 582,17
104 000.— 119 633,17
50 000.— 43 827,76
180 000.— 175 000—
85 000— 67 912—
48 000— 44 682,35
232 000— 250 000—
102 000— 120 000—
46 000— 55149,06
4 021 000—4162 286,05


Segnung der eisernen Eheringe in Rom
In -ei-ner Kaserne der Miliz in Rom werden gegenwärtig die eisernen Trauringe -gesegnet
-die die Ehepaare an Stelle -der für das Vaterland geopferten goldenen Ringe erhalten ha-
ben. Einzeln treten die Paare vor -den Militärpfarrer, um die Segnung ihrer Ringe vorneh-
men z« lassen. (Scherl-Bildevdienst-M.)

MlUWM der Außenpolitik
(Von unserem außenpolitischen Mitarbeiter.)
Bevor der englische Außenminister Sir Sa-
muel Hoare seine Reife nach Paris antrat, nm
schließlich i-n der Schweiz — wie es heißt —
einige Tage der Ruhe und Erholung zu pfle-
gen, hat er im englischen Unterhaus über die
außenpolitische Lage gesprochen. Diese Rede
gibt nun Anlaß zu großem Rätselraten. Was
will sie sagen? Was sagt sie? Sicherlich hat
England seinen Plan, -der auch in Paris
besprochen werden soll, denn England denkt
nicht, wie der Außenminister in seiner R-ed-e
wieder erklärte, isoliert vorzugshen, sondern
nur i-n Gemeinschaft mit -dem Völkerbund. Eng-
land will aber auch k-o-ns-eguent bei der Durch-
führung der Beschlüsse des Völkerbundes fein.
Und da der Völkerbund nun einmal Italien
als schuldig erklärt hat, und die Bedingung
stellte, über Fri-Sdensmöglichkeiten könne nur
dann gesprochen werden, wenn Italien den
-alten Standpunkt herstellt, also Abessinien
räumt, so läßt sich nur schwer die Rede mit
diesen feststehend-en Tatsachen in Einklang brin-
gen. Es hieß, Sir Hoare beabsichtige, sich mit
Mussolini zu treffen und auszwsprechen. Diese
Meldung ist von englischer Seite dementiert
worden. Doch hat Hoare einen überraschend
herzlichen Appell an Mussolini persönlich ge-
richtet, erklärt, England wünsche sogar eine
starke italienische Regierung, wolle auch mit
Italien in Frieden und Freundschaft leben
und seh-e in den nächsten Tagen und Wochen
eine entscheidende Bedeutung. Das sei, sagt
man nicht ohne Grund, eigenldi-ch der Brücken-
schlag noch Rom.
WieaberverhältsichRom? Soweit
bisher auf diese Rede geantwortet ist, lautet sie
ziemlich negativ. Italien will nichts opfern,
will nicht'nachgeben, will Erreichtes nicht op-
fern, ist mit den Vergleichs-vorschäg-en, die un-
ter der Hand doch nach Rom geleitet worden
sein müssen, nicht zufrieden. Vielleicht kommt
es auf die Entscheidung der italienischen Kam-
mer -an. Doch ist wohl anzun-chmen, d-aß die
italienische Presse diese Entscheidung vorweg-
nimmt und damit auch eine Aussprache zwischen
Hoare und Mussolini zur Unmöglichkeit wird.
Die Lage ist daher durch die Unterhausred-e
Hoares nicht geklärt, sondern ebenso undurch-
sichtig als früher. In -der Oelfrage allein zeigt
sich eine auffällige Zurückhaltung, die dem an-
fänglichen Hurra-Vorgehen nicht recht ent-
spricht. Es scheint in dieser Frage doch noch
v-i-el Spannung zu liegen, die nicht zu -beheben
ist. In Rom wird man darüber sicherlich weit-
gehend unterrichtet sein und aus den obwalten-
den Tatsachen die Schlußfolgerungen ziehen,
wie die Antwort zu lauten hat. Kommt es, was
allem Anschein nach wahrscheinlich ist, zu keiner
Verständigung über eine Friedensgrundlage,
so muß die Ausweitung der Sanktionen not-
wendigerweise in Angriff genommen werden,
da es weiter um das Ansehen des Völkerbundes
geht, den zu verteidigen jedes Mitglied nach
Lage der Sache die Pflicht bat.
Die kommunistischen Handlan-
ger in Frankreich verraten sich immer
mehr. Sie geben zu, daß die ganze Opposition
gegen di-e nationalen Verbände von ihnen
künstlich gesteigert wird und im Hintergründe
die Befehlshaber, die Moskauer Abgesandten
stehen. Außerordentlich fch-ari sind bisher die
Auseinandersetzungen in der Kammer zwischen
rechts und links gewesen, ohne daß indessen
bisher ein Ergebnis zu verzeichnen ist. Die
-französische Regierung steht diesen Aus-einan-
-dersetzungen so ziemlich tatenlos gegenüber, sie
wartet ab, hört aber deutlich, daß -die Linke
etwas verlangt, Verbot und Entwaffnung der
nationalen Verbände, was sie für sich in An-
spruch nimmt. Der rechtsstehende Redner Tait-
tinger erbrachte b-gweiskräft'ges Material, daß
namentlich die kommunistischen Verbände weit-
gehend bewaffnet sind. Für diese Bewaffnung
-hat Moskau Sorge getragen, dem die Erstür-
mung der bürgerlichen Front in Frankreich zu
-langsam geht Die Widerstände gegen eine
Bolfchewisierung Frankreichs find wohl vor-
handen, doch hat es den Anschein, als ob die
in der Volksfront vereinigten Linksparteien
bereits Oberwasser besitzen und mit reiflicher
Ueberlegung -diesen Kammervorstoß gegen die
Rechte unter na-bmen. Ihnen liest es vor allem
 
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