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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 271 - Nr. 280 (19. November - 30. November)
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WelberserVolksblatt


Melbers,

Botenzustellung und Post mrmatl. S.VS i^k, bei der Geschäftsstelle
Einzelnr. 10 Erscheint wöchentl. 8 mal. Ist di« Zeitung am Dr-
^i^^"dert. besteht kein Anrecht ans Entschädigung. Anzeigenpreis: Die Ispa-l-t.
°MI« f4g br.) 7 3^. Textteil: Die 70 nun br. Millimeterzeile 25
^^Wmatzettung mtt den Bsttagen: Aus -er Mtt öerFrm;
^°rMe

7V. Mrgmg / Rr. 27g

Zrettas, 2S. Nvvember iszZ

Schriftleitung «. Geschäftsstelle: HoweNerg. Bergh. Str. M/V1, Fernst«. 71S1- «nzelgsa*
schluß: S Uhr, Samstag 8Z0 Ahr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Ao-*
träge wird kein« Gewähr übernomMSN. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. SIM. An*
verlangte Beiträge ohne Rückporto werde« nicht znrückgssandt. Gerichtsst.: HeideLberg-
M 8MWM / AimatlWM / WisiMMft WO KE

Kabinett Laval vorerst gesichert

Ein Nrrtramnsvotum für die Regierung mtt 345:225 Stimmen

Nov. Der Kammerpräsident ver-
zs" Uhr nach einer kurzen Sitzungs-
Ergebnis der Abstimmung über den
a^n^llierung, für den die Vertrauens-
n>ar. Danach wurden 570 Stimmen
z,?- Von diesen sprachen sich
Stimmen für und 228 Stimmen
»egen die Regierung
Kammer beschloß anschließend, zuerst
^iti^^andlung der Fragen über die Finanz-
Gierung einzutreten.
7di» Kammer wurde um 15 Uhr Programm-
kkij-s ^^te Sitzung vor dichtgefüllten Tribü-
Ak» ^°t. Die Regierung und die Abgeord-
fast vollzählig vertreten. Trotz der
bot das Abgeordnetenhaus kein un-
-H Bild. Auch der stchtbare Ordnungs-
mr s besonders verstärkt worden.
^K^"^^rpräsident verlas zunächst die Ver-
I 23- November über den Wiederzu-
! ^tli^t der Kammer und erklärte die außer-
Tagung für eröffnet. Nach Verle-
Rkky,!^^tiegenden Anfrage beantragte Mi-
Laval die sofortige Behand-
bie Finanzpolitik der Regierung be-
Anträge und forderte die Zurück-
,Pg übrigen Anfragen, indem er gleich-
?»gi„ Vertrauensfrage stellte. Die Ausfüh-
s ">it B " """ einem großen Teil des H-au-
.ifall ausgenommen. Laval erklärte
Einverstanden, daß vor der Erörterung
M iiz, Chauvins die vorliegenden Anfra-
Bünde und die Aufrechterhaltung
. K behandelt werden.
ergriffen die Vertreter der ein-
, ,"?pen das Wort, um sich je nach ihrer
, oder gegen den Wunsch der Regie-
.Är ^ukprechen.
?»<Üs^!^En Stunde wurde die Sitzung des
, d" ""bfllhrlichen Nachrufen des Prä-
der m Jranneney über die wäh-
Varlamentsferien verstorbenen fünf
eröffnet.
vttrlamMtarWZ Lags noch
ungeklärt
Nov. Die finanzpolitische Aus-
Kammer wurde gegen 20 Uhr M.
? Fixil?"rochen. Die nächste Sitzung findet
^soll^ um 9.30 Uhr statt. Nach Möglich-
Ü 'Manzpolitische Aussprache bis Frei-
abgeschlossen werden. Der erste Tag
Körung parlamentarischen
Die drei Abgeordneten die ihre
M 2-!^9ründeten, begnügen sich damit, in
Aichr^-" "uf die Finanzpolitik einzugehen.
,bej von 120 Stimmen, die die Regie-
Abstimmung über die Eeschäftsord-
?Moll . ist politisch nicht so bedeu-
Aolbt,' sie ziffernmäßig ausfleht, da in-
der Radikalsozialisten augen-
^ieh„ ^rnungsverschiedenheiten über die
teK,.^ ^r Regierungspolitik bestehen,
bamit, daß Laval nach Abschluß
^tsr,:^olitischxn Aussprache eine Mehr-
V.eu wird. Voraussichtlich wird sie aber
,Ae m als die heutige. Was die kom-
bringen wird, läßt sich zur Zeit
öf "bersehen, da dann der strittigste
der Bünde, zur Verhandlung
«Eine Entscheidung über das
» Äy- Hicksal des Kabinetts Laval ist also
"8 der nach st en Woche zu er-
warnte vor einem Sturz der
^riz,, Regierung
Zusammentritt
b fand eine Sitzung der radllal-
^.Gruppe statt, in der der Partei-
V Ä^^^utsmmiister tzerriot, eine Erklä-
V" Emö' auf die Abgeordneten sicht-
buck machte. H-erriot warnte -die
die Regierung zu stimmen. Er
sich ^Ee das Kabinett gestürzt wer-
Meiner Ansicht nur drei Lösu-n-
^g d^'^llämlich; 1. Bildung einer Re-
^Volksfront, was die Auflösung der
würde, 2. ein rein raldika/I-
Kachsnott, Ich wüßte aber Wie-.

mauden unter uns, der unter den gegenwärti-
gen Umständen es wagen würde, allein die
Verantwortung dafür zu übernehmen. Es
bleibt dann 3. nur die Bildung einer Regie-
rung, die der jetzigen Regierung gleicht, die
Sie stürzen würden. Ich frage mich also,
warum soll man die Regierung wechseln.
Die sogenannte Abordnung der Linken, die
vor der Kammersitzung ebenfalls zusammenge-
treten war, -hat lediglich die bestehende Un-

stimmigkeit zwischen den Kommunisten und
Sozialisten einerseits und den Radikalsoziali-
sten andererseits feststellen können. Man hat
sich nur über die Frage der Kampsbu-nde un-
terhalten, gegen die man sich angeblich über-
einstimmend ausgesprochen haben soll. Die
übrigen strittigen Fragen, vor allem die Frage
einer einheitlichen Taktik gegenüber der Re-
gierung, sind zurückgestellt worden.

Ausgaben des „Komitee France-Allemagne"
Aeußmmgen feines AiWenten

Paris, 28. Nov. Kommandant L'Hopt-
tal, der Präsident des kürzlich in Paris
gegründeten „Comits France-Allemagne",
äußerte sich in einer Unterredung mit einem
Vertreter des „Journal" über die Aufgaben
dieser Vereinigung. Kommandant L'Hopi-
tal führte u. a. folgendes aus:
„Seit zwei Jahren haben verschiedene fran-
zösische Frontkämpferverbände mit
den entsprechenden deutschen Verbänden
Fühlung genommen. Nunmehr haben es die
Vertreter dieser Gruppen und eine Anzahl
französischer Persönlichkeiten für notwendig
erachtet, diese Bemühungen zusammenzufas-
sen, um dadurch die Einheitlichkeit zu sichern.
Im Anschluß an eine Sitzung wurde vor
etwa 14 Tagen ein erster Ausschuß gegrün-
det, dem die Herren Lichtenberger, Henri
Pichot, der Vorsitzende der Union Fädsral
der ehemaligen Frontkämpfer, Jean Eoy, der
stellvertretende Vorsitzende des Nationalver-
bandes der ehemaligen Frontkämpfer, Jean
Suarez, de Chappedelaine, Bertrand de
Jouvenel und Fernand de Vrinon angehö-
ren. Einige Tage später wurde eine Gene-
ralversammlung abgehalten, die die vor-,
geschlagenen Satzungen bestimmt und einen
Verwaltungsrat einsetzte. Dieser bildete sei-
nerseits einen Direktionsausschuß".
Auf die Frage des Berichterstatters nach
den Zielen des „Comite France-Allemagne"
antwortete L Hopital, daß diese aus den
Satzungen klar hervorgingen und fuhr dann
fort:

„Das Ziel sei, die Entwicklung der pri-
vaten und öffentlichen Beziehungen zwi-
schen Frankreich und Deutschland zu
fördern, und zwar auf allen Gebieten,
ganz besonders in geistiger, wissenschaft-
licher, wirtschaftlicher und sportlicher
Hinsicht, um durch ei« besseres gegen-

MMMMMm «Met
i Valüszas beruft drei Vertreter der Einheitsliste.
i Memel, 28. Nov. Der Gouverneur des Memel-
j gebietes hat heute nachmittag den Präsidenten
des Memelländischen Landtages, Landwirt Aug.
Valdszus, zum Präsidenten des Direktoriums er-
nant. Valdszus hat bald darauf das Direkto-
rium gebildet und zu Landesdirektoren berufen:
den Vizepräsidenten des Landtagese, Willy
Betke, den Landwirt Szigaud und den Buchhal-
ter Ernst Surau.
*
Der fünfte Memelländische Landtag ist am
Donnerstag um 17 Uhr zu seiner zweiten Sitzung
zusammengetreten. Auf der Tagesordnung stand
als einziger Punkt: Stellungnahme zum Ergeb-
nis der Besprechung mit dem Gouverneur über
die Ernennung des Direktoriumspräsidenten.
Im Hinblick darauf, daß der Gouverneur noch
ein paar Stunden vor Beginn der Sitzung den
Landtagspräsidenten Valdszus zum Präsidenten
des Direktoriums ernannt hatte, war der Ge-
genstand der Beratungen hinfällig geworden.
Das Haus beschränkte sich darum lediglich, ohne


Italiener opfern ihr Gold für den Kampf ihres Vaterlandes
Der Aufruf zur AMsfevung von goldenen Gegenständen hat in ganz Italien om großes
Echo gefunden. In langen Rechen sicht man die italienische Bevölkerung an den Gold-
sammelstellen anstchen, nm ihr Gold dem Staate zur Verfügung zu stellen. Die Aufschrift
auf dem Plakat im Hintergrund lautet auf deutsch: „Gäbt das Gold dem Baterlande."
- tWelMld-M.).

seitiges Vsrstä'ndnis zur Festi-
gung des europäischen Friedens beizu-
tragen.
Wir rechnen darauf, und wir wünschen,
hierfür alle Männer, die guten Willens
sind, zu gewinnen, gleich welcher Partei sie
angehören. Sie wirken damit für Frank-
reich. Wir betrachten diese Aktion nicht als
Versuch einer politischen Annäherung, wohl
aber einer Annäherung von Land zu Land.
Man kann in jedem Volk durchaus Patriot
sein, ohne sich deswegen allem außenpoliti-
schen Verständnis zu verschließen.
Wenn man wünscht, daß eine starke Kette
die Völker verbindet, ist es wichtig, daß ganz
zuerst jedes Glied selbst stark sei. Die Jun-
gen müssen jede Möglichkeit haben, unter
allen Gesichtspunkten die Fragen zu betrach-
ten, die die Beziehungen zu den Nachbarvöl-
kern stellen."
„Deshalb habe ich", so schloß Kommandant
L'Hopital, „den Vorsitz übernommen. Ich
habe die Gewißheit, auf diese Weise meinem
Land zu dienen.
Wenn alles — worauf ich achten werde
— mit Ordnung und maßvoll geschieht,
bin ich der Ansicht, daß wir eine nütz-
liche Aufgabe vollbringen werden."
*
Der Neichssportführer v. Tschammer und
Osten, der am Freitag vor dem „Eomite
France-Allemagne" sprechen wird, traf am
Donnerstag nachmittag im Olympia-Flug-
zeug auf dem Flughafen Le Veourget ein.

Aussprache, auf die Kenntnisnahme von der er-
folgten Direktoriumsbildung.
Der Vorsitzende der Einheitsliste, Papend-ieck,
begrüßte die Ernennung des Landtagspräsiden»
ten Valdszus zum Direktoriumspräsidenten und
gab der Hoffnung Ausdruck, daß das neue Direk-
torium mit den Herren Betke, Szigaud und Su-
rau zu einer gedeihlichen Arbeit zum Wohle des
Memelgebietet und des gesamten Staates kom-
men werde. Die Sitzung dauerte kaum zehn Mi-
nuten.

MUmAWMM '
Rio de Janeiro, 28. Nov. Bundespräsident
Vargas hat in einem Rundtelegramm an di«
Gouverneure der einzelnen Staaten das End«
sämtlicher Aufstände mitgeteilt. In Rio wurden
insgesamt 1300 Aufständische gefangen genom-
men. Das Militär hat 30 Tote verloren.
Rio de Janeiro, 28. Nov. In Rio de Ja-
neiro sind insgesamt etwa 1300 Aufständische
gefangen genommen worden. Sie werden nach
der Blumen-Inssl in der Bucht von Rio
überführt. Bis Donnerstag morgen wurden
im Heeresbofvital 30 Tote und etwa 200 ver-
wundete Offiziere und Mannschaften als
Opfer des kommunistischen Aufstandsversuchs
gezählt. Die auff Regierungsseite Gefallenen
werden am Donnerstag nachmittag unter mi-
litärischen Ehren bestattet.
Wie aus Natal gemeldet wird, ist dort der
Dampfer „Santos", auf -dem die Aufständi«
schen des 21. Jäg-erbataillons die Flucht er»
griffen batten, wieder in den Hafen zurück-
gekehrt. Die Rebellen haben sich den Behörde«
ergeben
Eine Abendzeitung berichtet, daß der Bun-
despräsident -beabsichtige, noch in diesem Fahr
dem Parlament eine Gesetzesvorlage einzurei-
chen, die die Ausstoßung aller Offiziere des
Heeres und der Marine, sowie die Absetzung
aller Zivilbeamten und Lehrer vorsehe, die
sich -als Anhänger -des Kommunismus erwiesen
haben.
Schwere Vlutopfer der Aufständischen
Paris, 28. Nov. In Natal haben sich etwa
500 Aufständische an Bord des Dampfers
„Santos" eingeschifft, nachdem sie die Ban-
ken und verschiedene große Geschäftshäuser
geplündert hatten. In Pernambuco mußten
die Aufständischen etwa 100 Tote zurücklassen.
Feierliche Beisetzung von vier Todesopfern
Rio de Janeiro, 29. Nov. Die vier Offi-
ziere, die am Mittwoch bei der Unterdrük-
kung des kommunistischen Aufstandes gefal-
len waren, wurden am Donnerstag nachmit-
tag feierlich beigesetzt. Der Bundespräsident
und sämtliche Minister schritten mit im
Trauerzug, dem eine große Menschenmenge
das Geleit aab.
 
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