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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 14. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43256#0105
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MMeryerVollisblatt
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Ichst Einzelnr. 16 /?/. Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er- Mutz: S Uhr, Samstag 8L0 Uhr vormittags. Mir fernmündlich übermittelte AH»
Aiill^ besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die lispalt. <2 träge wird keine Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8105. Un»
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._ ZÄmatzritung mtt -en Beilagen: Aus -er Wett -er Frau Dir LeWuM / SelmattvMe / WiffMMst lmd Kunst
Attr Note Setdekberi, Samstag, 12. Zktvber isZZ ro. Mrgmg / Rr. sZ»

TaffenausfOrverbol nachZialien angenommen
Der EMtionsauMuß beschliktzt die ersten Mnematznahnwn

!ür Okt. Der Verbindungsausschuß
Gühnemaßnahmen im talienisch-abessi-
tdtz Konflikt, der als selbständige Konfe-
^onsn?. soll, hat Freitag vormittag seine
Zierende Sitzung abgehalten.
Vorschlag Lavals wurde der frühere
^„N^sische Außenminister und Minister-
^Wt Vasconcelles zum Präsidenten ge-
«^?^nglich war an den spanischen Dele-
E>e Madariaga gedacht worden, der
Rücksicht aus die spanische Zurück-
in der Sanktionsfvage abgelehnt hatte,
war man an den belgischen Außenmi-
st^ ^Hhmwns, den schwedischen Außenmini-
^tz^wchler und den holländischen Außenmi-
E'is?, te Graeff herangetreten, die aber alle
yAwlls ablehnten.
^ill^ Begründung, daß die Konferenz
^^wirtschaftliche Fragen zu erörtern ha-
wurde sodann als erster Beschluß
^/wundsatz des nichtöffentlichen Berhan-
ke i? ."ufgestellt, und die Oeffentlich -
sofort ausgeschlossen.
irirkl^^.r SanktionskoNferenz werden keine
ß» 'ch einschneidende Maßnahmen erivartet.
s^ i^wzösischen Kreisen herrscht die Auffais-
England, wenn sich die zunächst ge-
tioue wirtschaftlichen und finanziellen Sank-
i>i^ wckit hinreichend wirksam erweisen
Und iEs Wochen zur Blockade von Eritrea
«omaliland schreiten wird.
^.^-Sanktionskonferenz hat beschlossen,
^ssn ^^itsausschuß van l6 Mitgliedern ein-
der sofort die Ausarbeitung genauer
We beginnen soll. Es ergab sich, daß
dj^?nd und Frankreich über die Notwen-
eines schnellen Vorgehens einig sind,
tztgg, Wieder des Ausschusses sind folgende
Frankreich. England, Sowjetunion,
oi-„' Spanien, Südafrika, Argentinien, Bel-
Kanada, Griechenland, Holland, Rumä-
>vi,u Schweden, Türkei, Schweiz, Jugosla-
Fx^wisse Schwierigkeiten bereitet noch die
r Vollmachten der Konferenzteilneh-
Antrag Edens wird der Arbeitsaus-
txs," bereits heute nachmittag zusammentre-
der Konferenz schon am Abend Bor-
^e zu unterbreiten.
Drr Wsrtlaut -es Asrschlugs
sch^s' ll. Okt. Der Entwurf eines Bor-
hat ?über -as Waffenausfuhrverbot
iolgeuden Wortlaut:
stick* "en Regierungen der Völkerbundsmit-
bvnsr Erfüllung der ihnen auf Grund
stl'izMstkel 16 der Satzung obliegenden Ver-
sih^wwgeu zu erleichtern, ist es angezeigt,
1 folgende Maßnahmen zu ergreifen:
f>er' ^>e Regierungen der Bölkerbundsmitglie-
kystgegenwärtia Maßnahmen zum Ver-
fZr^ber Beschränkung der Ausfuhr, der
siu Ausfuhr oder der Durchfuhr von Waf-
si^^'Unition und Kriegsmaterial nach Abes-
^"wenden, werden diese Maßnahmen
aufheben.
stist> Negierungen der Völkerbundsmit-
werden sofort die Ausfuhr und Wie-
»ch r >'hr und die Durchfuhr nach Italien
»ch G E Besitzungen von Waffen, Munition
Ait° "^wgsmaterial, die in der angeführten
8 ^Üsteftihrt sind, verbieten.
Mü Regierungen der Völkerbundsmit-
Aq I- werden die notwendigen Bestimmun-
^i- '^stsen, um zu vermeiden, daß die in der
tih?wlllen Liste crUfgezählten Waffen, Muni-
Kriegsmaterialien, did in ein an-
. "and als Italien exportiert werden,
W d? oder mittMar nach Italien »der
siik,-? ^alieuischon Besitzungen wieder ausge-
M werden.
Dstz- unter Nr. 2 und 3 vorgesehenen
Nahmen beziehen sich auch auf die in der
ö begriffenen Verträge.
lkvrm't- Regierung wird aufgefordert, in
Frist dem Verbindungsausschuß durch
buch? - S des Generalsekretärs des Völker-
^tskr Maßnahmen mitzuteilen, die sie
Mnd den obigen Bestimmungen ge-
haben. j

Die beigegebene Liste enthält bis ins ein-
zelne die Waffen- und Munitionsartsn, deren
Ausfuhr nach Italien unter Verbot gestellt
werden soll.
Einstimmig anMnomMn!
Die Sanktionskonferenz hat ohne wesent-
liche Aussprache den ihr unterbreiteten
Entschließungsentwurf über das Waffen-
ausfuhrverbot einstimmig unter Stimm-
enthaltung Ungarns angenommen.
Der Finanzausschuß der Konferenz wird
am Samstag vormittag die Frage des Ver-
botes von Anleihen jeder Art Prüfen. Es ist
dabei an Regierungskredite, an Anleihen auf
dem Finanzmarkt, an Bankkredite, sowje in
gewißem Umfange auch an gewöhnliche Han-
delskredite gedacht. Wie von englischer Seile
erklärt wird, ist die Konferenz darüber einig,

daß äußerste Beschleunigung in der Anwen-
dung konkreter Maßnahmen -geboten ist. Was
das Waffen-ausfuhrverbot betrifft, so sind zu-
nächst keine Kontrollmaßnahmen in Aussicht
genommen.
Der Arbeitsausschuß der Sanktionskonfe-
renz hat außer dem Entwurf über ein Waf-
fenausführverbot die Einsetzung eines Aus-
schusses aus militärischen Sachver-
ständigen zur Nachprüfung und eventuel-
len Ergänzung der bereits erwähnten Roose-
velt-Liste, sowie die Einsetzung eines wirt-
schaftlich-finanziellen Ausschus-
ses beschlossen. Auf Antrag Englands wer-
den bereits Samstag nachmittag die Wirt-
schafts- und Finanzfragen in Angriff genom-
men werden. Im Vordergrund steht der Vor-
schlag einer Einstellung bezw. Kontingentie-
rung des Ein- und Ausfuhrhandels mit Ita-
lien.

Das griechische Kabinett gebildet

Das neue griechische Kabinett
Athen, 11. Okt. Das neue griechische Ka-
binett ist nunmehr gebildet. Von den Mini-
stern seien genannt: Ministerpräsident: Ge-
neral Kondylis; Vizepräsident und
Außenminister: Chetokqb; Kriegsminister:
General Papagos: Luftfahrtminister: Gene-
ral Niolaidos; Marineminister: Admiral
Dusmanis; Innenminister: Schirnas.
Auch die Posten der Eeneralgouverneure
in Mazedonien, Epirus, Thrazien und Kreta
wurden neu besetzt.
Das Programm -er neuen Negierung
Athen, 11. Okt. Durch eine Verfügung der
neuen Regierung wurde der königlichen Fa-
milie die griechische Staatsangehörigkeit, die
ihr nach dem Umsturz aberkannt worden
war, wieder zuerkannt.
Der Ministerrat hielt am Freitag vormit-
tag eine Sitzung ab, in der das Programm
der neuen Regierung bis zur Rückkehr des
Königs festgelegt wurde. Die Regierung
schlägt u. a. Arbeiten für die nationale Ver-
teidigung, Verstärkung der bewaffneten
Macht und Senkung der Steuern für die ar-
beitende Bevölkerung vor.
Die Regierung hat ferner einen Aufruf an
die Bevölkerung der Insel Kreta, wo die
Republikaner bekanntlich den stärksten Rück-

halt hatten, gerichtet, in dem das vaterlän-
dische Gefühl der Kreter angerufen und das
Ergebnis der Sitzung der Nationalversamm-,
lung bekanntgegeben wird.
Der bisherige griechische Außenminister
Maximos hat den ihm von der neuen Regie-
rung gemachten Vorschlag, die Vertretung
Griechenlands in Genf beizubehalten, an-
genommen.

London. Die Herzogin von Kent, die frühere
Prinzessin Marina von Griechenland, wurde
am Mittwoch -morgen in London von einem
Sohn entbunden. Mutter und Kind befinden
sich wohl.
Belgrad. Anläßlich des Jahrestages des
Todes Königs Alexander I., „des Einigers
von Jugoslawien", fand in der Kathrale von
Belgrad ein feierlicher Gedächtnisgottes-
dienst statt.
Warschau. In auffallend kritischer Form
äußert sich die -offiziöse „Gazeta Polska" zu
den Genfer Beschlüssen. Das Blatt sagt, es
wäre sehr schön, wenn tatsächlich jedes Land
im Falle seiner Bedrohung die automatische
Auslösung des Artikels 16 in Gang setzen
könnte. Das sei aber keineswegs der Fall. Es
wird vorsichtig angedeut-et, daß England dem
Völkerbund seinen Großmachtinteressen nutz-
bar mache.


D« Machtbereiche im Mittelmeer
Der Einsatz der Sanktionen des Völkerbundes gegen Italien rückt selbstverständlich die Ver-
teilung der Macht im Mittelmeer in den Vordergrund. Unsere Karte gibt eine anschauliche
DarstÄlung der Verteilung dieser Macht. England HM Wit Gibraltar und dem Suezkanal
die-Hanpleingänge zum Mittelmeer beisetzt. Die Insel Malta und der Hafen von Haifa sind
wesentliche .Stützpunkte; -Frankreich stößt im Süden ans Mittelmser und hat dort den gro-
ßen Kriegshafen Toulon. Seine Stützpunkte in Afrika sind Algier und Tunis. Italien hat da-
gegen außer der Insel Sizilien und Sardinien nur noch an der klei-nalsiatischen Küste, und
zwar auf den Dodekanes-Inseln, feste StützpuniM. Dieise Jniseln sind besonders wichtig -für die
OelzüfNhr durch die Dardanellen. Italiens Weg zu dem gegenwärtigen Kriegsschauplatz in
Abessinien führt dagegen fast ^ausschließlich durch die Kritischen Machtbereiche.

Ist Woche
Vom Erntedank zum Winterhilfswerk
Litauen — und die Welt lacht / Moskau hinter
den Kulissen / Die Ermannung des Völker»
bundes / Kriegsberichte
BPD. Auch dieses Jahr brachte einen das
-ganze deutsche Volk erhebenden Erntedanktag.
Eine Feier, die keinen ausschloß, der Anteil
am Geschick des Volkes nimmt und der nun-
mehr die Verbundenheit zwischen Stadt und
Land völlig erfaßt. Nationalsozialistische Ar-
beit und Aufklärung hat nunmehr wohl in alle
Kreise des Volkes den Bauern zum Träger
eines wichtigen Pfeilers der Nation werden
lassen und den alten Begriff zu neuem Leben
geweckt, daß die Kraft und der Stolz eines
Volkes aus dem Bauerntum resultiert. Die
Gesundung des Bauerntums war
die große Ausgabe, die am Anfänge der natio-
nalsozialistischen Aufbauarbeit stand. Und in
drei Jahren hat sich erwiesen, wie dankbar
diese Aufgabe .gewesen ist. Ein geschlossenes, in
sich gesundes Bauerntum ringt mit der Scholle
und schafft dem Volke Nahrung, macht es un-
abhängig von der Außenwelt und reagiert auf
die Notwendigkeiten, die eine weise Führung
weitschauend überblickt und planmäßig vorbe-
reitet. Freilich, auch Säen und Ernten sind
nur M-ens-chenwerk, abhängig von der Gunst
des Höchsten, dem der Dank des Volkes an
einem Tage gehört, da sich Feiern in alter
Weise und Massenkundgebungen in neuem Aus-
maß abhalten lassen, organisatorisch vorberei-
tet, zusammengefügt, züsammenklingen. Die
Gunst des Höchsten, der die Menschen lenkt, ist
es jedoch nicht allein, die Segen stiftet und
freudigen Erfolg erbringt, auch in der Füh-
rung der deutschen Menschen liegt ein gut Teil
des Erfolges. Und so war es nur recht, wenn
neben Gott dem Führer heiliger Dank gespen-
det wurde, wenn die großen Reden daraus ab-
stimmten, daß in dem Vertrauen des Volkes
zur Führung mit das Wmtder lag, das nun
wieder über Deutschland gekommen ist. Wir
sind freie Menschen im freien Reiche, in einem
geordneten Staate, der jedem seinen Platz an-
weist und jede Hilfe heischt und in der Volks-
gemeinschaft zu einem gigantischen Block ge-
worden ist. Klein sind die Klagen um einiger
Pfund Butter und weil einige Tage nicht ge-
nug Schweine am Markt waren. Diegro -
ßen Ziele, das Erreichte ist alles.
Klein sind die Kritiker, die mitreden wollen,
aber nur hemmend dem Fortschritt im Wege
stehen und die Aufbauarbeit belasten. Das
Erntedankfest des deutschen Volkes räumte mit
der kleinen Zahl der Nörgler auf, denn es be-
wies von neuem, wie gefestigt die deutsche Pro-
duktion durch den Bauern ist und wie umsich-
tig das Gut des Volkes, das der Hände Werk
geschaffen hat, verwaltet wird. DreiRsden auf
dem traditionellen Erntedankplatz, dem Bücke-
berg, die des Propagandamrnisters, die des
Führers der Bauernschaft, des Ministers Darrs
und die des Führers erschlossen dem deutschen
Volke aufs neue den Einblick in ein Gebiet,
das man bis vor wenigen Jahren nicht ver-
stand und das in seiner liberalistischen Entwick-
lung umstritten war. Dem Handelsgei-st ist dis
erdgebundene Arbeit gefolgt, und aus der erd-
gebundenen Arbeit wächst der Glaube und die
Kraft des deutschen Volkes zur Selbstverteidi-
gung.
Selbstverteidigung aber heißt es auch, wenn
das deutsche Volk in seiner Gesamtheit sich zu
dem großen jetzt durch eine offizielle Feier er-
öffneten neuen Winterh ilfswerk be-
kennt. Kein Land der Welt hat das Bauern-
tum, das wir besitzen, in keinem Lande der
Welt ist das Verständnis zwischen Stadt und
Land so offenbar geworden, als bei uns, und
in keinem Lande finden wir ein Werk das un-
serem Winterhilfswerk ähnlich ist. Auch das
Winterhilfswerk soll Ausd ru ck de r V o lk s-
gemeinfchaft sein, der Verbundenheit des
Volkes zu seinem Führer und untereinander.
Und es soll die Pflicht und das Bedürfnis be-
zeugen, daß bei uns einer für den andern ein-
steht, keiner, wie es schon im ersten Aufruf
hieß, im Winter hungern und frieren darf, da
es unwürdig wäre, so lange andere noch mehr
besitzen. Eine staatsmännische, eine- zu Herzen
gehende Rede des Führers Hat den Aufürkt zu
der neuen Arbeit gegeben, der sich Tausende
und aber Tausende Volksgenossen freiwillig
 
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