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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 14. Oktober)
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2 träge wird keine Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8105. Un,
verlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurückgesandt. Gerichtsst.: Heidelbergs
M Lesestundr / Kimatwattr / WlffenMatt und Kunst
rv.Mxgmg/M.M


Witterte Kämpfe an derAduasront
Auf beiden Seiten starke Verluste / Die Italiener greisen an drei Fronten an

Bekanntgabe des Memeler Wahl-
ergebnisses am Montag abend
Konmo, 5. Okt. Wie die Litauischen Tele-
üraphenagentur meldet, wurde am Freitag
deud die ZH-lung der Umschläge, die die
^tlmmzettel der Memelwahlen enthalten, Le-
idet. Die Auszählung der Stimmen mach
Kandidaten beginnt am Samstag. Das Er-
gebnis der Wahlen wird für Montag abend
erwartet.

-oddis Abeba, 4. Okt. Nach abessinischen
Meldungen von der Adua-Front haben sich
iP Abessinier in Vergstellungen gut ver-
Hanzt, so daß der italienische Angriff nur
aower vorwärtskommen soll. Die Meldun-
W sprechen von erbitterten Kämpfen. Die
Miener, so heißt es weiter, machten die
aarksten Anstrengungen, um Adua zu errei-
?En und damit eine günstigere Stellung
"eziehen zu können. Die Verluste sollen auf
°Esden Seiten beträchtlich sein.
Die zuständigen Stellen in Addis Abeba
Erklären, daß die Regierung über die
Umpfe an den einzelnen Frontabschnitten
water eine Verlautbarung herausgeben
?"de. Man hört gleichfalls, daß wahrschein-
"ch schon am Samstag eine allgemeine Tele-
wainmzensur eingeführt wird, um — wie
saan sagt — den vielen Falschmeldungen, die
Jülich aus Addis Abeba in die Welt gin-
entgegenzutreten.
-Aeßt ist auch der italienische Konsul aus
Messie mit einer 150 Mann starken Kara-
gane unbehelligt in der Hauptstadt Abessi-
mens eingetroffen.
Aöigeat von ttawn. Lrusven befrtzt
Rom, 4. Okt. Bei hiesigen amtlichen
stellen ist die Nachricht eingegangen, daß
italienischen Truppen Adigrat
Mgre) beseht haben. Bei Adua leisteten
"re abessinischen Truppen lebhaften Wider-
stand. Die Umgebung Aduas sei militärisch
ein vollkommen organisiertes Wider-
aandszentrum zu betrachten. Amtliche Ver-
Mtziffern stehen noch aus. Gegenüber den
Ausland umgehenden Angaben werden
"alienischerseits alle Vorbehalte gemacht.
Gesundheitszustand und Stimmung der ita-
rrenischen Truppen seien vorzüglich. Zu den
"fachrichten über einen bereits auch vom
^omaliland aus begonnenen italienischen
Zchnrarsch konnte am Freitagabend noch
refne amtliche Bestätigung gegeben werden,
^ie sind aber auch nicht dementiert worden.
„Der KM örr ZMMN ist
ausgezeichnet"
Der erste italienische Heeresbericht.
Rom, 4. Okt. Vom italienischen Propa-
llon-daministerium rvurde -am Freitag nach-
mittag folgender erster amtlicher Heeresbericht
veröffentlicht:
Am Z, Oktober um 5 Uhr haben Armee-,
^chwarzhemden- und Eingeborenen-Divisio-
sstn, um die unmittelbar bevorstehende abes-
vnische Bedrohung zurückzuschlagcn, die
Arenz-e zwischen Barrachit und Meghec über-
chritteu. Zwischen einigen Elementen der
feindlichen Deckung, die keineswegs, wie in
^enf an-gekün-digt wurde, von der Grenze zu-
Mickgezogen war, haben die italienischen
Marschkolonnen sich auf schwierigem und un-
wegsamem Gebiet vorwärtsgeschoben auf einer
^nie, -je durchschnittlich 20 Kilometer von
der Grenze entfernt ist. Der Widerstand der
^vessimschen Streitkräfte ist nicht beträchtlich
^Mgsen, Die Bevölkerung hat die italienischen
Gruppen -am Eingang ihrer Behausungen er-
wartet und weiße Fahnen geschwenkt. Die
italienische Truppenintendanz hat sofort eine
Zerteilung von Lebensmitteln für diese. Be-
völkerung vorgenommen, die sich in einem
Zustande äußersten Elends befand. Die Luf-t-
streitkräfte haben drei taktische Erkundungs-
üiige vorgenommen und sind bis über Ma-
Ealle und" den Fluß Tacacce vorgedrungen.

Andere Geschwader haben Manifeste für die
Bevölkerung abgeworfen. Zwei Bombenge-
schwader, die einem heftigen Infanterie- und
Artilleriefeuer ausgesetzt waren, haben be-
waffnete abessinische Streitkräfte um Adua und
Adigrat bombardiert. Während der Nacht ha-

ben die Truppen auf den bisher erreichten
Stellungen halt gemacht. In der M-org-endäm.
merung des heutigen Tages wurde der Vor-
marsch auf der ganzen Linie wieder ausge-
nommen. General de Bono hat telegraphiert'.
„Der Geist der Truppen ist ausgezeichnet."


Eingebrachtes Getreide vor dem Drusch
Das Bild zeigt uns das Tor in Vurkheim am Kaiserstuhl.
OiVL Aermgtbttckercki'enzk. Archnsbme: Or. Usltt sm Usm.

Grnteö ank

Dem Acker danken wir, dem festen Grund,
Der dienstbereit in wandelloser Treue
Erschlossen liegt zu jeder Zeit und Stund'
Dem Sturm und Regen, wie der Himmelsbläue,
Der wiedergikt das dargereichte Pfund
Im Aebermaß jahraus, jahrein aufs neue,
Der ruhevoll und schweigsam seine Pflicht.
Auch dann erfüllt, wenn alles wankt und bricht.
Dem Bauern danken wir, der sinnt und späht,
Wie er mit täglich immer neuen Mühen
Dem Land, das uns ernährt, zu Diensten steht,
Ruhlos vom Morgen — bis zum Abendglühen
Im Wechselgang des Jahres sät und mäht
And auch nicht rastet bei des Frostes Sprühen.
Er hält, im Bunde mit dem treuen Land,
Des Volkes Wohl in seiner Arbeitshand.
Dem ew'genHerrndes Himmels danken wir!
Er hebt und trägt den Acker wie den Bauern,
Gibt Fruchtbarkeit und Segen für und für
Mit Sommersonnenglühn und Wetterschauern.
Er hält die Zügel straff im Weltrevier,
Daß Saat und Ernte unaufhörlich dauern.
Ihm Dank mit Glockenton und Orgelklang,
Beglückter Menschen Hellem Lobgesang!
A ck ok f AuZusk LssZÄ».

M UMe
Das deutsche Gesicht / Die Memel-Komödie
Endliche Erkenntnis / Die Kriegssurie rast
Deutschland zeigt jedem, der es sehen will,
sein offenes, sein richtiges Gesicht. Es braucht
keine Potemkinschen Dörfer zu evbauen. Es ist
so, wie es der Fremde hier und da, vom ersten
bis zum letzten Tage seiner Anwesenheit auf
sich wirken lassen kann. So ist es begreiflich,
daß -alle Fremden begeistert von diesem natio-
nalsozialistischen Deutschland -m ihre Heimat
fuhren und Verteidiger Deutschlands geworden
sind. Und die Zahl der Fremden ist, wie der
Ausweis über den Reiseverkehr erkennen läßt,
weiter gestiegen.
Unter den Besuchen, die wir im Laufe der
Zeit — viele maßgebende Männer waren dar-
unter — begrüßen konnten, befand sich in die-
ser Woche auch der ungarische Ministerpräsident
Gömbös. Ein Höflichkeitsbesuch, «in privater
Besuch ist es gewesen. Das erkannte man auch s
an der Art, wie Ministerpräsident Gömbös die
Tage in Deutschland verlebte. Fpeilich: politi-
sche Gespräche wurden selbstverständlich gewech-
selt. Aber diese Gespräche können die Welt nicht
beunruhigen. Sie streben letzten Endes nur den
Frieden, die Eintracht auch in der Welt an.-
Was der ungarische Ministerpräsident bei. sei-
nen früheren Besuchen feststell-en konnte, fand
er diesmal wiederum bestätigt. Er sah das ar-
beitende, fvi-edliche, auf sich selbst gestellte und
unverzagte Deutschland, das an seine Beru-
fung, an seine große Zukunft glaubt.
Das Gesicht dieses Deutschlands weist in der
letzten Zeit aber etwas Neues auf: Da traten
die A r b e i t s d ie nst l-e r in diesen Tagen
ihren Dienst an. Aus dem freiwilligen Arbeits-
dienst ist der Arbeitsdienst geworden. Und:
wenn -die neuen Männer des Spatens auch
emgszogen, zum Eintritt bestimmt wurden, so -
-gingen sie just mit der gleichen Begeisterung,
wie seinerzeit die Freiwilligen. Die vielen ver- -
öffentlichten Bilder sagen es. Und jeder konnte
-es selbst erleben, der entweder dabei war oder
an der Bahn von dem Rekruten der Arbeit §
Abschied nahm. Nicht lange, dann lebt jene Zeit s
wieder auf, da den Gestellungsbefehl in der
Tasche, der Rekrut zu seinem Truppenteil wan-
dert und seinen einjährigen Dienst in der
-Wehrmacht beginnt. Heute bereits steht sie,
diese Schöpfung des freien Deutschlands, dieser
Ausdruck der Gleichberechtigung und -des Ho-
heitsrechts. Hindenburg hat noch erleben kön-^
n-en, wie sich diese Wehrmacht vorbereitete und.
-konnte in Frieden die Augen schließen: Deutsch--
land hatte wieder seine Ehre, Deutschland -hatten
-wieder seine Kraft, und sein geliebtes Ostpreu- -
ß-en besonders erdröhnte unter dem Schritt der
-Musketiere. Es war ein Zusamm-enklang zwi-
schen den Manöver-Uebungen, denen der Füh-
rer m Ostpreußen beiwohnte mit der stillen
-Ehrung am Tann-enbergd-enkm-al.
An der ostpreußischen Grenze, in Memel,
spielte sich gleichzeitig die Komödie ab, die nur
möglich war, weil das friedliebende Deutsch-,
land noch immer an die Vernunft appellierte,
und — wozu es berechtigt war — nicht mit'
der Faust auf den As-ch schlug. Diese Wahlen
jedoch haben der Welt die Augen geöffnet. Bis
zuletzt neigte man dazu, die Litauer als un-
schuldige Lämmer zu seihen, von dem großen
Deutschland bedrängt und bedroht. Lügnerisch
versicherte es noch durch seinen Außenminister
in Genf, es handele in Memel nur nach dem
Memelstatut, richte sich- nach -seinen Bestimmun-
gen, werde also auch die -bevorstehenden Wah-
len -so durchführen, daß zu irgendwelchen Be-
schwerden kein Anlaß vorliege. Und die Ver-
treter der Signatarmä-chte überbrachten -der
deutschen Regierung die Versicherung, sie Hätten
sich -davon überzeugt, daß kein Grund zu Be-
fürchtungen vorhanden -sei. Am Tage der Wahl
Uber mußten sowohl die Vertreter der Signa-
tarmäch-te, die zur Sicherheit doch nach Memel,
gefahren waren, wie Hunderte von Vertretern'
der Weltpresse -erleben, daß im Msm-ekllande
eine wüste Komödie aufg-efüh-rt werden sollte,
-die man Wahl nannte.
Und -so la-s man, was man wen-i-ge Tage
zuvor nicht für möglich gehalten hatte, i-n der
ganzen Ausland-spreGe ein vernichtendes UrtsÄ
über die M-em-ölwahlen, über Litauen, -über,
Jignat-armächte und Völkerbund. Man sah
- endlich das Deutschtum in Memel und erkannte,
s das Unrecht, den Unsinn, der diesen Teil deut-
schen Landes m Hände geg-cken Hat, die fchmie-
 
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