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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 261 - Nr. 270 (7. November - 18. November)
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Srihelberg, Samstag». Revrmkrr 1KZ

7». Mrgang / Ar. 283

br. Millimeterzeile LS
btimatzritung mit den Beilagen: Aus der Welt der Arm

umreis-
T^hslt i zg Botenzustellung und Post monatl. 2.00 bei der Geschäftsstelle
Einzelnr. 10 eH/. Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist di« Zeitung am Er-
^»lestr besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die Ifpalt.
mm br.) 7 Textteil: Die 70 mm I

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schlich: 9 Uhr, Samstag V.
träge wird keine

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mittags. Für fernmündlich übermittelte Auft
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Die Lemtunde / Srimatwartr / Wissenschatt und Kunst



Der toten Helden..Ewige Wache"

Die Stadt der Bewegung im Zeichen der großen Gedenkseiern / Nächtliche Weihestundr an der Zeldherrnlmlle

Der letzte Appell

beinahe selbst den Tod gefunden hätte, in sei-
nem Buch „Mein Kampf" schreibt, daß es
zwecklos wäre, über Schuld zu reden bei
Menschen, die vielleicht im tiefsten Grunde
ihres Herzens doch alle mit gleicher Liebe an
ihrem Volke hingen, und die nur den ge-
meinsamen Weg verfehlten oder sich nicht
auf ihn verstanden", so kennzeichnet er selbst
diese Stunde als den Tiefpunkt deutscher
Zerrissenheit. Und in seinen Worten liegt
zugleich die Mahnung, daß solche Zerrissen-
heit nur dann völlig überwunden werden
kann, wenn je^sr Deutsche lernt, auch im
andersdenkenden Volksgenossen zuerst immer
den deutschen Bruder zu sehen, dem es genau
so um das Wohl von Volk und Heimat geht.
Als jene sechszehn Männer mit ihren Ka-
meraden den Mündungen der Gewehre ent-
gegenmarschierten, da war in ihnen dieser
Glaube lebendig. Da waren sie überzeugt,
daß auch denen, die ihnen entgegentraten,
die Ehre und Freiheit der Nation am Herzen
lag und daß sie deshalb nicht auf ihre deut-
schen Brüder schießen würden, die ja nichts
anders wollten, als für diese Ehre und
Freiheit zu demonstrieren. Ein Kommando,
aus der Spannung des Augenblicks hervor-
gehend wie ein Blitz . . . und die tödlichen
Schüsse fielen. Alle Liebe und Sorge, mit
der man sich dann der Verwundeten annahm,
konnte das Furchtbare nicht mehr ungesehen
machen. Sechzehn Frauen und Mütter trau-
erten um Gatten und Sohn. Unser Volk aber
hat diese Stuüde zur Umkehr aufgerufen,
indem sie ihm den Bruderkrieg als Folge der
Zwietracht warnend vor Augen stellte.
In der Heimaterde wurden die Toten des
9. November bestattet. Da nun aber dieser
Tag sich zum zwölften Male jährt, werden
sie wieder in der Stadt, in der sie starben,
vereint sein. 2n sechzehn mächtigen Sarko-
phagen aus deutschem Eisen werden sie in
Zukunft in der Ehrenhalle am Königsplatz
in München ruhen, kommenden Geschlechtern
zur Mahnung. Auf jedem der Särge stehen
in erhabener Schrift die Worte „Der letzte
Appell", der Name des Gefallenen und ein
schlichtes „Hier". Als wären sie zum Appell
angetreten und antworteten auf den Ruf des
Führers, so stehen ihre Särge in Reih und
Glied. Sie wollen immer dabei sein, wenn
es um Deutschlands Zukunft geht. Es ist ihr
letzter „Appell", von dem es kein „Abtreten"
mehr gibt. Hinter diesem „Letzten" aber steht

Die Tragik deutschen Schicksals umweht Zwietracht des wehrberaubten und m Ver-
jenen Platz' an der Feldherrnhalle in Mün- trägen geknechteten Volkes hat m lenem Es-
chen, den am 9 November 1923 das Blut von schehen ihren erschütterndsten Ausdruck ge-
sechzehn deutschen Männern färbte. Denn die funden. Wenn Adolf Hitler, der damals

AkW her EvndMüge
Nov. Schon in den ersten Mor-
»7^ Freitag standen die Straßen
-Zf", Zeichen des 9. November. Die
e wurde von den festen Tritten
D^a-^""bn unterbrochen, die aus allen
W ei»"» auf den Münchener Bahn-
n"^n waren. Zehntausende von
Z Führern und Angehörigen
' ihr'NSKK, Arbeitsdienst, HI, BDM
bezogen die ihnen vom Quar-
«."ckbsenen Unterkünfte in den ver-
tteilen.
M Sonderzug rollte im Haupt-
'!" Ostbahnhof aus allen Gauen
§ ein. Im Morgengrauen traf auch
?? Pol-M des Gaues Groß-Berlin mit etwa
Äieh»" ichen Leitern und Angehörigen der
d>^rl>n NS-Formationen, darunter auch
am*. Inhaber des Vlutordens, ein und
^kr„ ; Ostbahnhof von den Quartier-
, Empfang genommen. Auf dem
Z' "uf dem sich bereits die Teilneh-
Tonderzüge aus Norddeutschland
nahmen auch die Berliner
Uoss^/" Aufstellung und marschierten in
m Zuge zu ihren Unterkünften.
lebhnft ging es in der Umgebung
^/aukellers zu, di« einem braunen
!l^ler-?i"ch" Den Eingang des Bürger-
te» . huschen uuf zwei rot-braun ver-
ruhende Adler. Immer noch
Zbtgtz. an der weiteren Ausschmückung
und nun sind es auch die
allen Teilen des ganzen
die reichsten Flaggengeschmuck und
ktürw» ""^rre Zier angelegt haben. Von
Kirlre»," Deutschen Museums weht das
und in den Straßen, durch die
t«', "Zer historische Zug des 9. November
g A gibt es kein Haus ohne Flaggen-
tr .Zitverständlich prangt auch das alte
ttest Z Einfallpsorte aus dem östlichen
E d" innere Altstadt, im Fahnen-
tih „ ""ch das Rathaus hat bereits sein
tkkntt'gt- Am Odeonplatz seitlich der
?erte»"" " weht von der Theatinerkirche
eine mächtige Hakenkreuzfahne.
Z " Fahnenmasten auf dem Platz vor
»Rnt"hEe selbst flattern das Haken-
N»,. eine Fahne der HI. In dem
t des Novembertages herrscht
ZiehtZd der Feldherrnhalle und des Kö-
- Menschengewoge, in dem es zeit-
em Vorwärtskommen gibt.










. AMMmg
t Aov. Auf drei Münchener Fried-
Nont"reitag mittag die 16 Gefallenen
1923 feierlich aufge-
t»s unt"' 2m Waldfriedhof. im Nord-
V^llen t Ostfriedhof waren die Ausfcg-
«El, vor t" hohen Lorbeerbäumen ge-
O»?^us acht tannenumwundenen
L!f °i4b°;Isf"ummen aufloderten.
i» sierb^L edelgeformten Zinnsärge, in
tzt-en Aeberreste der Männer gebet-
stitle'^ "or 12 Jahren an der Seite
«I, Z ^eben Angaben für die Frei-
^Ziozi», tZück des deutschen Volkes, tragen
"h a» Z?muck ein dunkelrot-samtenes
iirtstnkr dessen Mitte vom weißen Grund
>,,7-s^aufleuchtet, das Siegeszeichen,
gegangen sind; zu Füßen
ZMtzr» "Zes trägt das Bahrtuch in golde-
g-. Z Namen der Gefallenen. Vor je-
Korb mit riesigen weißen Chry-
^8 unter feierlichem Orgelklang
SA auf, die das bisherige
2 .Molt- SS-Standarde „Deutsch-
«-ZEger»^ Di« Ehrenwache mit den Fah-
Sk»Namen der Gefallenen tra-
h» ^s!telli/"°"bstürme nahm hinter den Sär-
lioZ^ttz»^' Die Angehörigen der Gefalle-
Z Aufbahrungsakt bei und weil-
^griffenheit vor den Särgen derer,
Vaterland geweiht und geopfert ha-


Die Gefallenen des 9. November 1923. Scherl Bilderdienst
Erste Reihe von links nach rechts: Felix Allfarth, Kaufm.; Karl Kuhn, Oberkellner: Klaus
von Pape, Kaufmann; Andreas Bauriedl, Kaufmann; zweite Reihe von links nach rechts:
Theodor v. d. Pfordten, Landgerichtsrat; Max Erwin von Scheubner-Richter, Dr.-Jng., Oblt.;
Lorenz Ritter von Stransky, Ingenieur, Oblt. a. D.; Johann Rickmers, Rittmeister a. D.; dritte
Reihe von links nach rechts: Wilhelm Ehrlich, Bankbeamter; Kurt Neubauer, Diener; Theodor
Casella, Bankbeamter, Leutnant a. D.; Karl Lafore«, stud. ingen.; vierte Reihe von links
nach rechts: Anton Rechenberger, Schlosser; Osk. Körner. Kaufmann; Martin Faust, Bankbeam-
ter; Wilhelm Wolf, Kaufmann.

Nach dem Aufzug der Wache, deren Posten bis
zum Abend von Stunde zu Stunde abgelöst wer-
den, wurde der Bevölkerung Gelegenheit gebo-
ten, den gefallenen Vorkämpfern des Dritten
Reiches den Tribut ihrer Ehrfurcht zu entrichten.
Der Führer bei -er alten Garbe
München, 8. Nov. Um 8.30 Uhr trifft der Füh-
rer im Bllrgerbräukeller ein, wo sich die alt«
Garde versammelt hatte. Hermann Göring

und Christian Weber begrüß«» ihn. In Vertre-
tung des damaligen Führers des „Regimentes
München", Obergruppenführer Brückner, der an
diesem Ehrentage leider noch an den Folgen
einer Operation leidet und nicht anwesend sein
kann, meldet Gruppenführer Helfer dem Führer
das „Regiment München", dessen ehemalige
Kompagnieführer in der Halle angetreten
sind. Viele Hände muß der Führer schütteln, ehe
er in den Saal treten kann. Dann brandet eine
einzige Woge des Jubels auf. Obergruppenfüh-

die Ewigkeit. Denn ohne Ewigkeit wäre es
kein Appell, sondern trostlose Vernichtung,
mag auch die Tat und ihr Ruhm unter uns
fortleben. Darum mahnt uns diese Reihe
der eisernen Sarkophage, daß alles Wirken
und Streben für Volk und Heimat einst im
letzten Appell vor Gott dem Herrn bestehen
muß. Daß wir einst Rechenschaft dafür ab-
legen müssen, wie wir in der Gemeinschaft
unseres Volkes nach dem Vollkommenen ge-
strebt haben. Nach dem Vollkommenen zu
dem ja nicht nur der Einzelne, sondern auch
ein Volk des Ganzes berufen ist. Denn der
Sinn alles Strebens ist Vollkommenheit.
Erst in ihr kann es Erfüllung finden. Alle
Volllkommenheit aber ruht in Gott.
Dr. E. W.

rer Hermann Göring tritt an das Pult und
kündigt an, daß der Führer nun zu seinen alten
Kämpfern sprechen wird. Als der Führer dann
beginnt, war fast jeder Satz unterbrochen von
Stürmen der Zustimmung und des Beifalls.
Brausend schließt sich der Beifall an den letzten
Satz, als der Führer geendet hat. Wuchtig und
ehern wie aus einem Munde jauchzt dem Führer
das Sieg-Heil seiner Getreuen entgegen. Dann
erklingt, einem heiligen Gelöbnis gleich, das
Lied der Deutschen und das Horst-Wessel-Lied.
Heilrufe und immer wieder Heilrufe huldigen
dem Führer. Tausende von Arme strecken sich ihm
entgegen. Der Führer drückt vielen alten er-
grauten Kämpfern die Hand, ehe er den Saal
verläßt.
 
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