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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 281 - Nr. 290 (2. Dezember - 12. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43256#0561
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HMelberserVolksblatt

Svnnerstas. s. Sermk?r 1S3Z

K8.siMmna

Schriftleitnng «.Geschäftsstelle: Heidelberg, Bevgh. Str. SS/61, Fernfpr. 71S1. Arrzetge»«
schluß: 8 Uhr, Samstag 8L0 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Anf»
2 träge wird kein« Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8105. L»
verlangte Beiträge ahne Rückporto werben nicht zurückgesandt. Gerichtsst.: HeideSber-.
Av ZeWMöT / AWMMM / WUMMKtt Md Kunst

ts: Durch Botenzustellung und Post monatl. r.oo ,.E.F. bei der Geschäftsstelle
Einzelnr. 10 Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er-
.^^"dert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die bspalt.
^erzeii« (46 mm br.) 7 Textteil: Die 70 mm br. Millimeterzeile 25
Wmatzrltung mit den BErMn: Aus der Mlt der Frmi T


Der Landerkamps in London
^tschland - England o:Z / 78 NO Zuschauer verfolgen mit Spannung den interessanten und fairen Kamps

?ss P,;,' Zm dem Deviscnprozeß gegen die
R des Ordens der „Barmher-
er" ans Trier beantragte der
am Mittwoch in zwei Fällen
in den übrigen drei Fällen Ge-
^afen.
in der Systemzeit entstandene
von neun Millionen Mark im
MUs °Er Stadt Kiel konnte in zweiein-
^it Ä/F nationalsozialistischer Aufbau-
^IUos abgedeckt werden.

DNB. London, 4. Dez.
^»k^iiball-Länderkamps Deutschland —
ej," endete nach interessantem Verlaus
verdienten 3:V-Siege der eng-
ii s.^kufsspieler, die schon bis zur Pause
'kiiisd-? Führung lagen. Das Spiel — ein
'Mftsspiel im wahrsten Sinne des
R. verlief ohne jeglichen Zwischen-
f ür die Engländer ist der Län-
Deutschland — England ein sport-
ElZ°n, ^llnis ersten Ranges. Die Spalten
«! Zungen sind gefüllt mit Berichten über
Spiel. Aber daneben erfährt die
Mchs^eit auch einiges über das neue
'iört ^v, von dem man zwar schon viel
d 4»! doch nur wenig weiß. In die-
Hhn ^wmenhang sei erwähnt, das, ein
unserer Gesellschaft von einen be-
früheren englischen Offizier ein
^tx/v erhielt, das folgenden bemerkens-
aufweist: „Ich bin überzeugt,
deutsche Mannschaft ebenso fair
tz!.s,.U>ird,' wie es der deutsche Soldat
"rieg getan hat."
m 17 ZWhtzxzßUN
^l>^"?ntaa hatte die Länder Bevölke-
N,g Zeit, sich mit dem Länderkampf
H h.;. befassen. In Gedanken war man
den Meisterschaftsspielen. Erst mit
n tzess^ffen der deutschen Mannschaft war
M V gebrochen und das Interesse er-
My-^Ullemein wurde.über die deutsche
^"lt ein sehr gutes Urteil abgegeben,
betont, dass die eigene Elf eine
besser sei. Die Kleinigkeit des
Isiir -vs wurde mit 3:1, ja sogar mit
„Ewen englischen Sieg ausgelegt.
"er Taaesanbruch legte der Dampfer
vUs" mit 16 deutschen Fukballaästcn
"w Kai von Soutbampton an. Die
wh^e der deutschen Käste war überaus
Humvee und Southampton trafen in
u Morgenstunden rund 17 Sonder-
Kolumbus-Fahrer batten einen
^hjr "orheeelran^ mitgebracht. dessen
5 Aufschrift trug: ..Zum Gedenken
l^M^^chen Toten. — Ban 15 deutschen
'»iiH^vbängern. die zum Länderkamvf ae-
>!^N^vvd " Der Kranz wurb» am eng-
'^velea^E^denkmal in der White Hall
,^'en Ionisation gps den Londoner B"bn-
oi»rsgg „r,d V'ctorig war norbild-
bereitstehenoen Autobussen
di» r?nn auf eine zmeistündiae Fobrt.
Sebensmürdiateiten den englischen
'ftn„ E kennenz"lennen. Obne einen
verlies die Fahrt. Das rubiae. be-
whssvo nnd vornehme Anstreien der
I^li^EU Machte sichtlich»« Eindruck ans die
"eh. Bevösferung. Oetder bat sich das
ko.^E^kblechfert Rach einioen klaren.
Rostigen Taaen isi der o»ft>'chtete
K^E^obel gekommen, dazu fällt feiner
WmNkststitH
ist im äußersten Norbosten Kroß-
liegen. Wenn hier draußen nicht die
der Omnibusse Straßenbahn.
^Privatwagen vorbeilriechen, ein nicht
Menschenstrom die schmalen Straßen
!?ß«i? vziirde, bemerkte man kaum daß sich
j?- .v größten enalischen Nlat-anlaaen be-
in wenigen Minuten Avstraoupr a,_>s

mit Spannung erwarteten Länderkampfes
Deutschland—England ist.
Die Eingänge für 78 000 Menschen sind wohl
schmal, aber so zahlreich und übersichtlich ange-
legt, daß der Menschenstrom ohne Gedränge und
Stockungen auf den steil ansteigenden Rängen
endet. Hier steht kein Stadion, wie es in
Deutschland in jeder größeren Stadt zu finden
ist, hier steht lediglich ein Fußballfeld. Auf den
Stehplätzen finden bei einem Eesamtsassungsver-
mögen von 78 000 Zuschauern fast 60 000 Schutz
vor den Unbilden der Witterung.
Sek «KM
Schon seit 7 Uhr früh befinden sich die Zu-
schauer auf dem Wege nach Tottenham. Der
Einmarsch der Massen vollzog sich in mustergülti-
ger Ordnung. Einzelne Versuche roter Hetzer, den
friedlichen Wettkampf zu stören, fanden nirgends
Beachtung. Einige allzu aufdringliche Zettel-
verteiler wurden von den wachsamen Polizisten
schnell abgeführt. Das amtliche Programm ent-
hielt folgende Vegrüßungswortein deut-
scher Sprache:
„Die Mitglieder der deutschen Fußballmann-
schaft, die Vorsitzenden und deren Landsmänner,
welche die Reise von ihrem Vaterland unternom-
men haben, das Wettspiel zwischen Deutschland
nnd England zu sehen, heißen wir herzlich will-
kommen. Wir sind vertrauensvoll, daß das Wett-
spiel im Sinne unserer Sportfreundlchaft ausge-
traqen wird zugunsten beider Mannschaften.
Möge das Resultat des Spieles das Gefühl der
beiden Nationen hegen nnd ihre Freundschaft
mit einem treuen Band knüpfen."
Auf den Tribünen wehen der Union-Jack und
die Hakenkrouzflagge wegen des Trauerfalls im
enalischen Königshaus« auf Halbmast. Das Wet-
ter hat sich aufgeklärt, di« Nebelschwaden und
grauen Nebelwolken des Vormittags sind ver-
flogen und die Sonne wagt sich sogar, wenn
auch nur schüchtern, hervor. Eine halbe Stunde

vor Spielbeginn ist der Platz von 75 000 Men-
schen umsäumt. Die beiden Mannschaften sind
bereits angekommen. Die deutsche Els ist frohen
Mutes; sie zieht sich auf dem Platze selbst um.
Währenddessen geht eine Welle der Begeisterung
durch die Reihen der deutschen Zuschauer. Die
Kapelle spielt das Horst-Wessellied, das von den
Deutschen entblößten Hauptes mit erhobener
Rechten angehört wird. Als di« letzten Klänge
verrauscht sind, dankt mächtiger Beifall unsere
Zuschauer für diese schöne Geste.
In der Ehrenloge haben die führenden Män-
ner des deutschen und englischen Fußball-Ver-
bandes Platz genommen. Man sieht den Präsi-
denten der FA, Charles Claga, den Sekretär
Ruos, von deutscher Seite den Leiter der deut-
schen Delegation, Dr. Erbach. Unter den
Ehrengästen bemerkt man ferner den deutschen
Botschafter in London, vanHoesch, den Lan-
desgruppenleiter der NSDAP für Großbritan-
nien und Irland, Vene, den Reichssportführer
v. Tschammer u nd O st e n, Dr. D i e m und
den österreichischen Botschafter in
London.
Es ist 2.15 Uhr enalischer Zeit, also nach unse-
rer Zeit 3.15 Uhr. Da ertönt aus der Ecke des
Platzes Beifall, der sich zum Orkan steigert. Die
deutsche Mannschaft betritt zusammen mit der
englischen Mannschaft das Spielfeld; die deutsche
Elf in schwarzen Hosen und weißen Hemden mit
roten Aufschlägen, die Engländer mit blauen
Hemde:, und weißen Hosen. Die beiden Mann-
schaften spielen in der angekllndigten Aufstel-
lung. Die Deutschen nehmen in der Mitte des
Feldes Aufstellung, die Kapelle stimmt das
Deutschlandlied an. das die Zuschauer entblößten
Hauptes anhören. Die 10 000 deutschen Zuschauer
singen begeistert mit. Dann wird die englische
Hymne intoniert, bei der die deutschen Spieler
und Zuschauer die Arme erheben.
(Spielverlauf siehe Seite 8.)

Einfuhrverbot für Reichsmarknoten
NottvMm MüMmaßnakM gMn trn MWnMknMMlMMl ins
Ausland / die deutsche Währung bleibt unberührt

Berlin, 4. Dez. Trotz des seit langem bestehen-
den Ausfuhrverbotes für Reichsmarknoten ist in
letzter Zeit auf Grund illegaler Verbringung
solcher Noten ins Ausland deren Angebot im
Ausland überaus stark geworden. Das hohe Di-
sagio, welches die hinausgeschmuagelten Reichs-
marknoten im Ausland infolgedessen aufweisen,
führte mehr und mehr dazu, daß die ausländi-
schen Abnehmer deutscher Waren ihre Zahlungen
an die deutschen Exporteure statt mit Devisen
oder im staatlichen Verrechnungsverkehr mit
Reichsmarknoten zu leisten suchten. Auch im
Dienstleistunqs- und Kapitalverkehr wurden
mehr und mehr statt Devisen Reichsmarknoten
angeboten.
Es hatte dies zur Folge, daß für Deutschland
der unbedingt notwendige Devisenanfall für
seine Ausfuhr, seine Dienstleistungen und im Ka-
pitalverkehr gefährden würde.
Um diele offensichtliche Schädigung der deut-
schen Wirtschaft zu unterbinden, sah sich die
Reichsrea-erung aenötigt, zu dem bereits beste-
henden Verbot d»r Verbringung von Reichs-
marknoten ins Ausland ein Einfuhrverbot für
Re^chsmarknoten und im Zusammenbaus damit
Bestimmungen zu erlassen, welche die Verwen-
dunq verbotsm-bm" mmmkührter Reichsmarkno-
ten im Ink»-' ' -n.

Diese Maßnahmen sind reine Abwehrhandlun-
gen und berühren unsere Währung als solche und
ihren Wert in keiner Weise. Die freie Reichs-
mark. d. h. Mark aus legal erworbenen, freien
transferierbaren ausländischen Guthaben im
Inland, ist nach wie vor im ganzen Ausland voll-
wertig und notiert zur Münzparität. Diese
freien Reichsmarkguthaben bezw. Auszahlungs-
anweisungen auf sie sind in. normalen Zeiten die
alleinigen Markzahlungsmittel gewesen, welche
im internationalen Verkehr zur Anwendung ge-
kannten. Man hat in normalen Zeiten im Aus-
land niemals in nennenswertem Umfange zur
Zahlung von Verpflichtungen gegenüber Deutsch-
land Reichsmarknoten gehandelt und gekauft.
Wenn nun der nur auf ungesetzliche Weise zu-
stande gekommene, mit Schädigungen für die
deutsche Wirtschaft verbundene Handel in Reichs-
marknoten durch die neuerlichen Maßnahmen der
deutschen Regierung im Ausland unterbunden
wird, so hat dies, wie die erwöhnte Tatlache der
festen Notierung der freien Reichsmark zeigt,
keinerlei Bedeutung für die deutsche Währung
als solche. Es handelt sich vielmehr lediglich um
Sicherheitsmaßnahmen dafür, daß die deutsche
Volkswirtschaft nicht auf illeaal« Wmsg um den/
ihr zustehenden Devisenbetrag des d-"'^schen Ex-
porthandels, Dienstleistungs- "alver-
kehrs gebracht wird.

»Die FtzameeadsOatt eisrss Volkes
überwindet jede Slot"
Jeder Volksgenosse spendet am „Tag der nationalen Solidarität", am kommenden
Samstag, den 7. Dezember, gern und freudig sein Scherflein für die Aermsten der Armen.

Md und Erdöl
Von unserem römischen Mitarbeiter
--- Rom, den 3. Dezember.
Wenn man die politischen, moralischen
und wirtschaftlichen Kräfte bestimmen will,
aus denen sich heute die Spannungen der eu-
ropäischen und der weltpolitischen Lage ent-
wickeln, wird man sich hüten müssen, die
Widerstandskraft und den Widerstandswil-
len des italienischen Volkes gegen den poli-
tischen Druck des Völkerbundes und den
wirtschaftlichen Druck der Sanktionen zu un-
terschätzen. Es ist zwar auch aus der Nähe
nur sehr schwer zu erkennen, mit welchen
Motiven die Kampfparolen der Führung in
den verschiedenen Schichten des Volkes aus-
genommen und weitergeleitet werden. Aber
es ist kaum ein Zweifel darüber möglich,
daß eine starke Welle patriotischer Begeiste-
rung und nationaler Bereitschaft alle Schich-
ten des Volkes erfaßt hat. Regierung und
Volk erscheinen als eine geschlossene politische
Einheit. In dieser Einheit wächst der
Widerstand mit täglich zunehmender Erbit-
terung. Jeder einzelne ist bereit, sich in den
wirtschaftlichen Kriegszustand der Nation
einzuordnen und seinen Platz auszufüllen.
Schon in den ersten zwei Wochen nach dem
Beginn der Sanktionen bat sich das private
unb öiientliche Leben der Italiener in vielen
wesentlichen Zügen umgeformt. Die politi-
sche Gleichrichtung ist freilich schon seit Jah-
ren das Werk des Faschismus. Aber weite
Bezirke des täglichen und privaten Lebens
sind bisher dcw-m unberührt a->blieben —
nur allzu begreiflich bei einem Volke eigen-
williger Individualisten., das den scharfen
Rhythmus modernen Lebens nur ungern
oufnimmt und schwer zu organisieren ist.
Aber nun sind wie von innen heraus neue
Kräfte de' Ordnung und Sammlung aufge-
brochen. Auch das private und täaliche Le-
ben stellt stch unter ein neues Gesetz. Der
von den Sanktion«" auiaestachelte Kampf-
geist beherrscht die Stunde.
-k-
* *
Wenn echter Patriotismus nicht an tönen-
den Werten, sondern an dem Maß persön-
licher Opferbereitschaft zu erken-
nen ist. dann gibt das italienische Volk in
Zielen Tagen, da es aufgefordert wurde, dem
Vaterland sein Geld zu oviern. eine ein-
drucksvoll« Bewährungsprobe. Der Staat
bat ein Goldeinsuhrmanovol errichtet, das
vrivgt« Geldvorräte ankauft, oder sich g-»a°g
eine ftinfprozentia« Verzinsung mit der Ner-
vftichGug zur V'"ckaah« in Feingold leiben
Dis römiick' Rieberlgsftinq der Ba"«a
d'Iteltg ,u d'esem ^weck seit einigen Ta-
aen fünf Schglt«,- eröftnet. an denen dgg
Gold auf keine" Gehalt geprüft und abae«
">aaen wird. Einer duvon ist bei- „Ebren-
bbalter", der nur Gold als Geschenk an-
nimmt. Er ist nicht weniger umlagert ol?
die anderen. Aus gsie" Kr«üen der B»nöl-
lerung strömt lfter das Vublftum zusammen:
dis einfach« Trau aus dem Volke mit dem
hupten Sch""ec-Hich geben den vornehmen,
in diskretes Schwarz gekleideten Dam«" aus
alten Vatrifterfamilien. der kleine Beamte
neben dem autverdienenden A'ft und Adno»
kgten Arbeiter neb«" dem Nraftssor Auf
den Tüchen hinter den Schaltern häufe" sich
die Hakskeftchen. Armbänder, llbron. s^br-
'inae. Kravattennadeln. Kreuze. Medaillen,
Ebsrinae. O'densauszeichnungen. Vatenae-
schenke der Kinder, alte'erbte' Familienbe-
sitz und die bescheidenen Prunkstück» aus den
^esttaaen des kleinen Mannes. Aus allen
Orten der Provinz wird täglich Aebnliches
gemeldet. Die blrchenfürsten neben ihre gol-
denen Ketten. Rrustkre«ze und Ninae. Vete-
ranen ibre M»daillen. Snortal-ufte ihre Aus-
zeichn"na»n. Sammler ihre Mün»eu. Danna
Rachels Mussolini, die Frau d»s Duce, und
ihre Tochter Edda, die Frau des als Flie-
gerhauntmann in Ostafrika stehenden Vro-
vagandaministers Eiano haben der faschisti-
schen Ortsgruppe, zu der ibre Villa an der
Romentanischen Straße gehört, «ip Kilo-
gramm Gold und 56 Kilogramm Silber ab-
geliefert. In Mailand, der reichsten Stadt
des Landes, sind in den ersten drei Tagen
über drei Doppelzentner Gold zusammenge-
kommen. Es ist in Wahrheit, wie die ita-
lienischen Zeitungen schreiben, ein pleftiseito
Z'oro. eine „Volksabstimmung mit
Gold".
 
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