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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 251 - Nr. 260 (26. Oktober - 6. November)
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Autobahnbenützer in er.
ah kamen, ging der Vorfall ohne
^Attb°"^sekretär Dr. Schlegelberger in
Der Staatssekretär im Reichs-
Mn Dr. Schlegelberger ist, wie
Malt i« einem mehrtägigen Auf-
MvorwNt eingetroffen. Am Mitt-
Heid°7s'wird der Herr Staatssekretär
Meis sein, um die hiesigen Justizbe-
ihrer Arbeit zu besichtigen.
M ^det m Mannheim im Friedrichs-
Ug Dkün^^^nsamer Kameradschaftsabend
^ldey stg^^er und Heidelberger Justizbe-

MttrrnMrMen
Mr Mittwoch: Stark bewölkt und rsgnevffch,
bei westlichen, zeitweise nordöstlichen Winden
mild.
(Wetterbericht des Roichswetterdienistes,
Ausgabeort Stuttgart.)

Grotzmarkthalle Handschuhsheim.
Marktbericht vom 28. Oktober. Kastanien 10
bis-11, Quitten 21, Birnen 16—18, Aepfel 11 bis
23, 9—10, Feuerbohnen 20—21, Tomaten 7—10,
4—8, Trauben 15, Endiviensalat 2—3. — Anfuhr
und Nachfrage gut. Nächste Versteigerung heute
nachmittag 4 Uhr.


latzgebühr 30 Pfg. — Erwerbslose frei —, Inha-
ber von Abonnements sowie einzeln gelösten
Eintrittskarten zum 2. Stadt. Symphonie-Kon-
zert zahlen gegen Vorzeigen derselben nur 10
Pfg. Stadt. EinlahgebAhr.
*
Das 2. Stadt. Symphonie-Konzert des ver-
stärkten Städt. Orchesters unter Leitung von Ge-
neralmusikdirektor Overhoff findet am Montag,
den 4. November, 20 Uhr, in der Stadthalle statt.
Als Solist wurde Herr Professor Frederic La-
mond gewonnen. Das Programm bringt: L. v.
Beethoven: Ouvertüre zu Collins Trauerspiel
„Loriolan" op. 62, L. v. Beethoven: Klavierkon-
zert Nr. 3 L-moll op. 37, W. A. Mozart: Sym-
vhonie Nr. 41 C-Dur mit Fuge (Jupiter, K. bis
V. Nr. 851).
Heidelberger Lichtspieltheater.
Capitol: „Vaboona".
Gloria : „Ich war Jack Mortimer".
Schlußlicht: „Ich war Jack Mortimer".
Kammerlicht: „Der Himmel auf Erden".
Odeon: „Ihr größter Erfolg".
Filmbühne Leimen: Oberwachtmeister
Schwenke.

di^EEMM NemMliMmgen
? e r 29- Oktober: Das Heidelber -
- subv. Konservatorium
lsto veranstaltet heute abend um 20
Anstalt einen Kam-
Mi s)?-A b e nd. Mitwirkende: Klavier:
^ufiT°Eug, Violine: Adolf Berg, Cello: W.
Hvvn: Friedrich Mühlhausen. Das
' ^«^5 bringt: Josef Haydn: Trio für
»»tt: und Cello C-Dur, W. A. Mo-
Ast JJ,"ate sbr Klavier und Violine B-Dur
^r. Brahms: Waldhorn-Trio op. 9T Es-
brn SN. Oktober: NSDAP Ortsgruppe
Pz. Kundgebung in der Stadthalle.
UenÄ"'Karlsruhe spricht über: „Die Auf-
""Eli»» n- -Reichsnährstandes und die augen-
Ernahrungslage".
z an . *
s/9stkalische Morgenstunde findet am
k» Vm r, 3- November, 11.45 Uhr, in der
Zu Gehör kommt Mozarts
L-iL Nr. 41 C-Dur mit Fuge (Jupiter).
" °r Worte spricht Generalmusikdi-
t Overhoff. Saal- und Städt. Ein-

,-^tr n.-: <
buM 7."w Sonntagmorgen noch schläf-
m^e berregenbenetzten Scheiben sah,
die wackeren Leute von der
i^ktli» k „i der Arbeit sehen. Da galt es
"chb Uhr mit Geräten am
2 stehen zur Schlußübung
bes soeben abgeschlossenen
?Eil2Mbirektor Müller punkt 8 Uhr
iK-^^ben!" befahl, waren trotz Regen
acht Kompagnien vollzählig
br? ° u»?^u sich noch die Fsuer -
Me. g-,"b dre Sanitätswache ge-
^tete ^uuge Reihe selbstloser Männer
^s zum ihrer Führer. Rasch
Jad. p ? «Brandherd", dem Gebäude der
Mer „..„balle, wo aus irgend einer Ursache
MM.Mebrochen war. Kurze Befehle des
^Ers, Leitern rasselten, Schläuche
My und angescholssen an die gün-
Mrym Bwrstellen. Geräte herbeigefahren,
Merzte - - - ein Bild emsiger Arbeit.
M o^uerwehrleute stiegen an den Lei-
Uer» '.luchten vom Dache beizukommen,
^»siaei-m^ben an den Pumpen oder An-
die Sanitätswache machte Jn-
My, N bb „rettete" gefährdete Menschen-
st allen Seiten ging es an die Ve-
Mbari«„b^s schädlichen Elementes, die be-
Gebäude wurden vor Uebergrisf

EWuMmg örr FrestvMgen AruerwM
.Großfeuer" in der Universität.
des Feuers bewahrt. Der Wettergott schien
beim Löschen helfen zu wollen, unaufhörlich
prasselte es auf Ausübende und Zuschauer
nieder! Einstellsignal! Schnell wurden die
Geräte zusammengeklappt und weggeschoben,
Schläuche eingerollt, Hydranten geschlossen,
die einzelnen Abteilungen waren rasch ange-
treten und durften das Lob der Führer
ernten.
Branddirektor Müller begrüßte die bei der
llebung erschienenen Vertreter der Stadt,
der Partei, der Behörden. Sein Gruß galt
Kreisleiter Seiler, Generaldirektor
Munke, Polizeidirektor Henninger
und als Ehrengast der Sanitätskolonne Ge-
heimrat Vulpius. Sodann stattete er den
Hauptleuten seinen Dank ab für die treu ge-
leistete Arbeit d. Jahres, sprach seine Zufrie-
denheit über die heutige llebung aus und
ermahnte zu kraftvollem Einsatz künftiger
Aufgaben, auch des Luftschutzes, und bat
Vorbild zu sein in der Erziehung der neuen
Jungmannschaften. Ehrengäste und Zu-
schauer hatten das schlechte Wetter nicht ge-
scheut; volksverbunden ist die Feuerwehr.
Inzwischen waren die einzelnen Wehren
mit Geräten abgerückt, — nur der unerbitt-
liche Regengott fuhr fort zu löschen den gan-
zen Tag, wo es doch „gar nicht mehr nötig
gewesen wäre". -s.



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lietsro vir Ibnen scknell unck billig: 8riet bogen, dlitteilusgen, kecknungsn, prospeüto
Lrietumrcklsge, Postkarten, OescbLttskarten, llovntsscben. Karteikarten, Tieterscbelne
(Quittungen, Ourcbvckrstbebücker unck klocks in ollen gevünsckten ^usiübrungsn
Vvrvioscki-iivllvrei kkktillvlbvvg ^8, kti>gliviin«n 8ti-sü» SS, Vvlokoir 7LSL

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Flehend hebt das Weiblein beide Hände,
indes ihr die Hellen Tränen über das welke,
faltige Gesicht rinnen.
„Ach, frommer Pater, nun habe ich doch
den weiten, beschwerlichen Weg gemacht! Und
das Steigen wird mir allweil so sauer! Ich
bin ja fast oben, und der Enkel jammert so
nach der Salbe. Es ist das einzige, das 'hm
Ruhe gibt hei seinen argen Schmerzen!"
Die schwarzen Augen stechen wie Messer-
Er hat die Hand ausgereckt. Und sagt nichts
weiter als das eine Wort:
„Hinab!"
Und der Ton seiner Stimme erstickt jedes
weitere Wort der weinenden Frau. Sie tastet
nach ihrem Stock und klettert mit zitternden
Knien die Felsenstmen wieder hinunter.
Bruder Bichtnlf sieht ihr minutenlang nach,
nm sich zu vergewissern, ob sie ihm auch ge-
horsam sei.
Dann lacht er hart auf, wendet sich und
steigt die letzten Stufen zum Wildenstein em-
wor.
Dabei hat er die Lippen zusammengeknif-en
und denkt angestrengt nach.
Als ex im Burghof steht, verlangt er Frau
Jrmintrud zu sprechen.
„Sie wird in der Turmkammer ganz oben
sein", sagt die Magd, die in der Küche hun-
dert.
„So führe mich zu ihr hinauf. Ich habe ihr
eine Botschaft auszurichten vom Kloster."
Die Magd schüttelt den Kopf.
„In die Kammer hat noch niemand geschaut.
Sie ist immer allein darin. Oft viele Stun-
den. Dahinein wird sie auch Euch nimmer
lassen, Pater. Ich rufe sie herab."
Und sie wischt sich die nassen, roten Hände
an der derben Sackichürze.
In den stechenden Augen des Mönches ist
ein Glimmen wie verhaltener Triumph. Aber
er sucht es zu verbergen, indem er die Lider
lässig senkt.
„Halt, Mädchen, rufe deine Frau noch
nicht! Was -meint denn Ihr hier unten in den
Gesinderäumen, was Eure Herrin da oben

lkoinonvertrieb Drei
(Nachdruck verboten.)
s ez g , st war die Luft frei, da konnte
n Ee ,^"gen, seine stechenden Augen
„"i „M schicken. Und es gab immer
und auszukundschaften bei
i ^uy„ Ochsten. Und meist Dinge, deren
andern gar nicht so lieb war.
Q stt steigt Bruder Bichtulf höher und
schon Jahren fallt es manch-
Ml/e? „^cht sauer, und er muß sich oft
Wi Augen ruhen nicht. Wie
ssi ml geschmeidige Katzen hu-
Ai und dahin. Ein altes Wsib-
A Z: Kiepe auf dem Rücken überholt
"'ch; jGt ihm ehrfürchtig die Hand und
"GelM chU Gruß.
r ^sus Christus!"
das o Amen!" murmelt er und
Mchnkn Julien des Kreuzes über ihrem
grauen Scheitel.
.'Äm^eine Tochter?"
°rschb v„?Enstein, Pater. Will mir Kräu-
dstEynl von Frau Jrmintrud. Dieweil
NaL" schlimmen Fuß hat."
sn„ "schwarzen, geschmeidigen Kaben-
auf ster Lauer, und die Ohren'da-
frelli^ ^"Antrud so gute Salben?"
r7°e, m-, sw' frommer Pater. Und eine
hÄri Hand. Die Wunden die sie
ter ö„I^"uf zu bluten. Sie kennt alle
tz^oraus^Ees und bereitet selber die
geschwätzig geworden und steigt
Astnsti>g " hustend neben dem Mönch die
« tyn, ^wpor. Bruder Bichtulf streicht
Estr Armp, schwarzen Bart. In der Tiefe
lauert es voll Neugierde und

LGMGÄZSMW
Lin kr o m » n « u , ckeut,«b«r V « r E «l a 6 « o k « t 1
lko NI « n V e rtri ed Drei (J u « 11 e n - V erI » g . ll s n i ß »b r ü c k - 8 s.
„Also Tränklsin braut sie auch? Und mur-
melt wohl gar Zaubersprüchlein dabei?"
Die Alte schlägt erschrocken ein Kreuz.
„Da sei Gott vor, frommer Pater! In Jesu
Namen «tut sie alles. Und immer gütig und
freundlich ist sie zu uns. Auch wenn man sie
mitten in der Nacht holen sollte zu einem
Sterbenden."
Jetzt ist der Pater stehengeblieben und
stampft zornig mit dem Fuße auf.
„Und geistlichen Brüder sollt Ihr holen,
wenn es ans Sterben geht, törichtes Volk!
Und nicht so eine, die aus fernem Ungarland
hierher kam und die niemand kennt. Viel-
leicht ist sie gar eine Hexe!"
Dem Weiblein bleibt der Mund ofsenstehen
vor Schreck.
„Eine Heilige ist sie! Eine Heilig! Wie hätte
sio uns allen sonst so helfen können?"
Jetzt Packt der Pater sie hart an den beiden
dürren Armen und zwingt sie, ihm ins Ge-
sicht zu sehen.
„Ich verbiete dir und allen hier herum, je-
mals wieder Zaubersalben oder Tränke von
dieser Fremden zu holen. Wißt Ihr denn
gar nicht, wie sehr Ihr Eure Seelen mit iol-
chem TeufÄsspuk gefährden könnt? Augen-
blicklich kehrst du wieder um und gehst heim "
„Ihr irret, frommer Pater -- ganz gewiß,
Ihr irret diesmal! Gehet nach oben auf den
Wildenst-ein und redet mit der Herrin. Ihr
werdet sehen, wie gut, wie freundlich sie sit!
Und daß sie nimmer zaubern kann!"
Bruder Bichtulf preßt die Lippen zusam-
men.
„Kannst du nicht hören? Eilends steigst du

Die Magd steht ihn groß an. Mit guten, er-
staunten Äugen. Dann sagt sie nachdenklich:
„Ich meine, unsere Frau wird da oben et-
was Gutes schaffen für uns alle. Vielleicht
schneidet sie Linnen zum Weihnachtsfest zu,
was wir nimmer sehen sollen. Oder sie betet
zur Mutter Gottes um Herrn Kristians ge-
sunde Heimkehr. Habe noch nie darüber nach-
gesonnen, weil es uns ja nichts angeht.
Um die Lippen des Mönches kräuselt Spott.
Er zuckt die Achseln und sagt dann kalt:
„So rufe deine Frau."
Indes die Magd die Treppen hinaufsteigt,
bleibt er horchend stehen. Dann reibt er sich
kichernd die Hände.
„Mir scheint, ich bin zur guten Stunde
hier hsraufgekommen auf den Wildenstem.
Nur die Augen und Ohren muß man offen-
halten. So spürt man überall ein Geheimnis
auf, das lieber verborgen bleiben möchte 'N
Schatten und Dunkel. Aber Fuchsaugen sind
scharf, Wildensteinerin. Du solltest dich hüien
bei deinem Tun!"
Da ist auch die Magd schon wieder zurück.
„Wollet in den Garten gehen, frommer
Pater. Frau Jrmintrud kommt gleich. Es
sei so schön an der Mauer, wo die Bänke stehn.
Da hat man eine gute Rast und eine gute
Schau über das weite Land."
Und sie zeigt dem Pater, wie er über den
Burghof in das Gärtchen kommt. Als er an
die Mauer tritt, erhebt sich von der Bank ein
lichtes, blondes Mädchen, das dort tiefgebeugt
über seiner Näharbeit gesessen.
„Benedikta", denkt ex, „das trifft sich gut.
Vielleicht wird sie etwas über die Wildenstsi«
nerin aussagen. Stiefmütter hat man nie-
mals gern."
Und er macht sein freundliches Gesicht und
begrüßt sie mit salbungsvollem Ton. Bene-
dikta war bald blaß, bald rot geworden als
sie die Kutte am Gartentor sah. Fetzt, als sie
das fremde Gesicht erkennt, beißt sie sich jäh
auf die Unterlippe und reißt sich zusammen,
(Fortsetzung folgt.)
 
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