Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

DOI Artikel:
Sobotka, Walter: Familienwohnhaus-Mietwohnung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0027

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

7

Gerade entgegengesetzt ist in den meisten Fällen die schon in der Anlage der Miethäuser Berücksichtigung

Aufgabe, wenn eine Mietwohnung eingerichtet finden würde, wäre das »Einrichten« auf den Entwurf

werden soll: mit guten Möbeln schlechte Räume korri- beziehungsweise auf die Auswahl von Sitzmöbeln, Tischen

gieren! Daß diese Räume meist schlecht sind und keines- und einigen leichten Möbelstücken, Lampen, Stoffen für

falls mit der organischen Struktur eines Wohnhauses Vorhänge und Polsterungen usw. beschränkt. Man stelle

konkurrieren können, ist nicht verwunderlich, da von sich vor, wie beweglich dann die Menschen der Groß-

vorneherein soviele Mög- stadt würden, — und dies

lichkeiten des freistehen-
den Hauses entfallen und
die Bauart aus begreif-
lichen Gründen der kon-
ventionellen Wohnungs-
Einteilung entspricht.
Die meisten unserer opu-
lenteren Mietwohnungen
sind in ihrer Anlage noch
ganz nach den Forder-
ungen der »Repräsenta-
tion« entwickelt — eine
Reihe von Salons, die
besser der Aufrecht-
erhaltung einer sozialen
Stellung als dem eigent-
lichen Wohnen dienen
können. Es zeigt sich hier
wie überall ein Mangel
an Wahrhaftigkeit und
fast möchte man sagen —
dafür eine Vorliebe für
alle Theaterdekoration.
Die meisten Stadtmen-
schen wohnen zwischen
solchen »Kulissen« —
auch heute noch! . . . .

sollte auch ein Vorteil
der Mietwohnung sein.
Man vergegenwärtige
sich dagegen den trost-
losen Anblick eines heu-
tigen Wohnungs- Um-
zuges, der einen Wust
von Hausrat und Möbel-
ungetümen ans grelle
Licht der Straße zerrt.
Man bedenke, wieviele
Menschen ihreWohnung,
die nach Lage und Um-
fang ihren geänderten
Verhältnissen nicht mehr
entspricht, nur deshalb
nicht wechseln, weil sie
so schwer mit Möbeln
belastet sind. Wie sehr
würde vielen Menschen
das Beziehen einer Woh-
nung erleichtert, wenn
sie eingebaute Schränke
vorfänden, die durch eine
nur wenig erhöhte Miete
abgezahlt würden, woge-
gen die Kosten der Ein-

— Die Lösung eines richtung verringert wür-

Problems kann nie in der walther sobotka-wien. grundriss: »haus granichstädten« den. Wieviele Korridore

Nachahmung der Lösung würden freigelegt und

eines anderen liegen; es kann nur aus sich selbst und mit wieviele Zimmer von dem Alpdruck befreit, der auf ihren
konsequenter Logik entwickelt werden. Auch der Miet- verstellten Wänden lastet! Es wäre damit nicht allein den
wohnung muß eine moderne Form entsprechen, die Forderungen nach Wirtschaftlichkeit und Verein-
allen Momenten Rechnung trägt, welche dem Problem fachung des Haushaltes Rechnung getragen, sondern
anhaften. Ein solcher Typus müßte sich die modernsten in künstlerischer Hinsicht ein großer Schritt getan,
wirtschaftlichen und hygienischen Grundsätze zu Nutze Was wir beim Einrichten von Mietwohnungen anstreben,
machen; er müßte bei Anwendung der vollkommen- ist trotz der fehlenden Voraussetzungen genau dasselbe:
sten technischen Einrichtungen für Heizung, Reinigung, durch Einbau von Schränken den Räumen wenigstens
Wasserversorgung, Abfallentfer- wohltuende Klarheit zu erhalten;

nung usw. (in viel weiterem Um- , —, -p -Xij._gWfj wo es geht, sie sogar dadurch in

fang, als es bei Familienhäusern rz q-.J( V-—Mp|! -IlLLjlSj .. Ii unerwarteter Weise zu gliedern
üblich und möglich ist) dort, wo f jörnf ''"'"'l VlH",' i »EL 44ll, ' c v- und zu gruppieren, und so den Platz
der eigentliche Haushaltungs- ~ |tl:i ' -/ ' rrHH»-t'gi"' zu schaffen für eine Wohnlichkeit

Betrieb stattfindet, auf Aus- = fl|jjftjpiM , ^TT-T-^ von neuem, modernem Geist. Die

nützung und Ökonomie des ver- E jlt[ * n ypfili Möglichkeit, Einbauten geräumi-

wendeten Raumes größten Wert !j i jlr^ . [j/ Wffl+flg ger, dabei einfacher und billiger

legen. Und das zugunsten heller, 11 Mi ^&=£m~~\*m~ herzustellen, als freistehende

zusammenhängender Wohnräume, S^^^^^^^^Ws Schrankmöbel, mag dabei als Hin-

die möglichst leer sein können, i)^''^'^^^1^.1";;1""';^^;1!1";; ; .-aj ^ tergrund dienen; im Vordergrund

d.h.ausdenenallegroßenSchrank- obergbschoss: haus, gr-wjbn tä_r,~lH"1 ^ bleiben doch immer die künst-
möbel entfernt sind die an einer lerischen Motive.. Darum sei es
Stelle, oder in einem Raum als fixe Einbauten, die zum nochmals gerade herausgesagt, daß alles, was der Archi-
Hause gehören, konzentriert wären. Je mehr eingebaute tekt macht, ob er nun es mit Vernunftgründen und kon-
Möbel für Garderobe, Küche, Office, Bibliothek usw. eine struktiven Erwägungen belegt oder ob er wirtschaftliche
Wohnung enthält, umso klarer und erfreulicher muß sie Gründe geltend macht, in Wirklichkeit doch nur darum
sein und umso leichter ist sie rein zu halten und zu be- macht, weil es ihm gefällt, weil es ihn künstlerisch be-
wirtschaften. Wenn nun dieser Zustand erreicht wäre und friedigt und weil er es so machen will und muß.. w. s.
 
Annotationen