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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Wegelandt, W.: Massvolle Farbigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0055

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INNEN-DEKORATION

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PROFESSOR KARL PULLICH-WIESBADEN BLICK IN EIN WOHN- UND ESSZIMMER

zeihen wir als unfein, bezüglich der Farbigkeit legen wir Jahrhunderts hat bereits deutlich mit der Farbigkeit ge-
uns auf wenige Töne fest, und innerhalb derer ist die liebäugelt, der Expressionismus zeigte besonders in seinen
Distinktion auf die »Nuance« gesetzt. Eine Schattierung äußersten Exponenten eine Lust am Schreiend-Bunten,
in der Aufmachung, eine Kleinigkeit im Zuschnitt der die tagende Ära der »neuen Sachlichkeit« wird auch zum
Dinge sind uns wichtig. Wir verstehen den strahlenden Thema Farbe manch gewichtiges Wort zu sagen haben.
Helden Achill nicht, der seinen Schmerz und seinen Zorn Die Vorzeichen sind da, daß die Stunde gekommen ist,
in ungebärdigem Rasen zeigt, es ist uns unvorstellbar, einer maßvollen Verwendung von Farben zuzu-
daß die ewigen Werke der hellenischen Plastik einmal in stimmen. Auch in der Heimgestaltung ist man bereit, mehr
lauten Farben auf Plätzen und Märkten standen, das bunte Farbe zu bekennen als früher. Schon die Handbibliothek
Gewühl eines Renaissance-Festes mit seinen leuchtenden mit ihren bunten, musizierenden Bücherrücken zeichnet
und prunkenden Stoffen erinnert uns an einen Maskenball. sich wohltuend ab vor der von einst, die mit den braunen
Allzuscharf macht schartig, — allzu unbunt macht Lederbänden uns allzuernst und gelehrtenhaft deucht,
stumpf! Wir stehen nicht an, den Menschen des Maschinen- Und so sind noch viele andere Dinge, die den Wieder-
zeitalters zu tadeln, wenn er in einem zu bunt gehaltenen einzug der Farbfreudigkeit ins Heim anzeigen. . Das
Lebensausdruck immer etwas Bäurisches, Barbarisches, Maßvolle und das grundsichere Gefühl für den Zusammen-
empfindet. Er hat seiner Gesinnungslage nach wohl ein klang müssen nur vorwalten, dann wird jene Daseins-
verbrieftes Recht dazu, doch muß auch hier vor dem freude, die sich in der Lust am Farblustigen ausdrückt,
Extrem gewarnt werden. . Der Stilwandel zu Anfang des in unserem Lebenshabitus richtig werden. . w. wegelandt.
 
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