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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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May, Ernst: Das neuzeitliche Wohnhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0060

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40

INNEN-DEKORATION

e. may

trfppen-
hausim
haus 1. g.

mit herrlicher Fernsicht fügte zu den vorigen Forder-
ungen die weitere hinzu, die Natur überall gleichsam
in die Räume herein7usaugen. So wurde der Hauptbau-
körper als schlichter Kubus senkrecht an den Hang gesetzt,
der Wirtschaftsbau im rechten Winkel und niedriger ge-
staffelt, gleichsam in ihn hineingeschoben. Alle Räume
des Erdgeschosses wurden zu einem großen »Einheits-
raum« zusammengefaßt, dessen Hauptteil sich durch
zwei Geschosse erstreckt und durch große Fensterflächen
gegen Westen und Südwesten abgeschlossen wurde. Die
an den Zentralraum angrenzenden Zimmer können durch
breite Schiebetüren von dem Hauptraume abgeriegelt
werden. Im allgemeinen bleibt der Durchblick nach ihnen
frei, sodaß eine reizvolle Tiefenwirkung entsteht. Im
Hauptraume führt eine schmale Treppe mit massiver
Brüstung zur Wohngalerie, auf der auf vorgestrecktem
Erker der Webstuhl der Hausfrau eine Stätte fand. Der
Speiseraum ist nicht größer, als eben gerade für eine
5 — 6 köpfige Familie notwendig. Für die Betätigung der
Gastlichkeit bleibt der Hauptraum vorbehalten. Die
Familie speist an einem Tische mit mattgeschliffener,
weißer Glasplatte. Heidelbeerflecken und ähnliche Ver-
brechen bilden nicht mehr Anlaß zu furchtbaren Straf-
gerichten über die Kinder. Neben dem Speiseraum liegt,
durch eine Schrankwand abgetrennt, die Küche, klein

aber für rationelle Wirtschaft eingerichtet. Ein Küchen-
motor erledigt Messer putzen, Kaffee mahlen, Sahne
schlagen, Eis und Teig rühren. Vom Hauptwohnraume
aus öffnet sich nach Süden der plattenbelegte, stauden-
umflorte, als wagerechte Stufe in den Hang geschnittene
Wohngarten. Sein Mittelpunkt bildet ein Freiluftbade-
becken, in dem die Bewohner an warmen Sommertagen
im kühlen Naß ruhend durch die Rispen des Ritterspornes
und über das weiße Blütenmeer der Margueriten hinweg
die Schönheit der Gipfel naher Höhenzüge genießen. . .

Im Obergeschoß ist mit Ausblick der benachbarten
Wiesenniederung der Nidda das Elternschlafzimmer an-
geordnet, daneben der Bade- und Waschraum. Ein ge-
räumiges Kinderzimmer und angrenzend ein kleines Gast-
zimmer empfangen ihre Besonnung von Osten her. Im
Wirtschaftsflügel liegen Nähzimmer und Mädchenzimmer,
darüber, von der Galerie des Wohnzimmers aus zugängig,
ein durch Zugvorhänge verschließbares Sonnenbad, dar-
unter die Garage. . Der Bau ist im Äußeren in warmem
Weiß gestrichen, auf Fernwirkung von der Nidda-Ebene
her berechnet. Fenster und Türen sind orangerot getönt.
Die Wände des Hauptwohnraumes sind weiß gehalten,
das Holzwerk korallrot, die Decke und Möbelbezüge
blau. Speiseraum und Arbeitsraum sind auf den gleichen
Farben-Zusammenklang abgestimmt.......ernst may.
 
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