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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Steinmetz, Ludwig: Ein Landhaus am Wörthersee: eine Arbeit von Josef Hoffmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0075

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XXXVlll. JAHRG.

DARMSTADT.

FEBRUAR 1927.

EIN LANDHAUS AM WORTHERSEE

EINE ARBEIT VON JOSEF HOFFMANN-WIEN

A uf der »Hohen Warte« in Wien wurde in den
l\ Jahren 1910/11 die »Villa Ast« gebaut. Als
Abschluß einer Reihe von Villen, in denen sich Jo-
sef Hoffmanns Entwicklung seit 1902 dokumen-
tiert: von der Lust am neugestaltenden Einfall bis
zur besonnenen Reife, die jegliche Einzelheit auf
das Ganze bezieht zu harmonischem Zusammen-
schluß und natürlichem Ausdruck der Funktion.
Im vergangenen Jahr baute Josef Hoffmann für
Baurat Eduard Ast abermals ein Landhaus in
Velden, im Ufergelände des Wörthersees, dessen
Umgebung durch seine Naturreize zu den gerühm-
testen Landschaften Österreichs zählt. . Das Haus
selbst, hoch auf steiler, bewaldeter Berglehnen, ent-
zieht sich der Straße. Ihr entlang kennzeichnet ein
Parkzaun in der charakteristischen, strengen Bin-
dung der glatten Vertikalstäbe im eisernen Rahmen,
von rustikal gemauerten Pfeilern gehalten, die Bau-
zone Hoffmanns. Am Abschluß ein gleichfalls
rustikal gemauertes, steil bedachtes Wirtschafts-
Gebäude. Ein bequem geführter Serpentinenweg
und einige Stufen, flankiert von zwei hochstieligen
Laternentulpen, führen empor zum Bauplateau.
Vornehm, schlank erhebt sich der leicht gegliederte
Baukörper. Elf horizontale plastische Streifen glie-

dern rhythmisch, in gleichen Abständen die Höhe,
zwei Reihen behaglicher Fenster den Wohntrakt
rechts, unregelmäßig gestreute Rundfenster be-
leben die Flächen des Flurtraktes links. Dem vor-
springenden Vorraum ist auf vier schlanken Pfei-
lern die rundbogige Überdachung des Eingangs
vorgelegt. Von breiten, nach oben auswärts ge-
schrägten Gesimsflächen bekrönt, und geschmückt
mit den in unbeschwerter Heiterkeit bewegten
Relief-Gestalten von der Hand Anton Hanaks,
trägt sie den Flurbalkon des Obergeschosses. Der
oberste der horizontalen Streifen als Gesimse
stärker betont, umschreibt die Silhouette des
flachen Daches gegen Wald und Himmel. Uber-
schneidet auch in wechselnden Bildern von den ver-
schiedenen Standpunkten aus den fensterlichten
Uberbau des Dach-Aufganges am Flurtrakt. Die
architektonische Garten-Gestaltung ist, knapp nach
Vollendung der Anlage, noch nicht zu ihrer Wirkung
gelangt. Nur die siebenbogige Beton-Pergola, be-
stimmt, von Schlingrosen überwuchert zu werden,
beherrscht nun den Gartenplan. . In der klar auf-
geschlossenen Raumbildung und Gliederung der
Halle offenbart sich selbst im Bilde wieder die
Meisterschaft Hoffmanns in der Raum-Gestaltung.

1927. n. 1.
 
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