Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927
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Wichert, Fritz: Klärung des Gegensatzes: Gebilde der Technik, Kunst und Natur
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INNEN-DEKORATION
PROFESSOR JOSEF HOFFMANN-WIEN SPEISEZIMMER IM LANDHAUS AST
Das wesentliche Merkmal der neuen Gestaltungsweise war nung mit nie dagewesener Entschiedenheit diesem G e -
die Aufhebung jeglicher Angleichung an gewachsene gensatz verfallen.. . Es treten im anbrechenden Zeit-
Dinge: kein von unten nach oben mehr, keine Schwer- alter überhaupt auseinander: Mensch und Maschine,
krafts-Analogien, keine Vermenschlichung der Massen Seelenleben und mechanisiertes Tagewerk, freie und an-
wie in Renaissance, Barock und Rokoko. Wesentlich gewandte Kunst. Jetzt erst, im Rahmen einer Baukunst,
war ferner die strenge Berücksichtigung der Zweck- die nicht Gewicht und Plastik, sondern Raum und Gren-
forderungen und konstruktiven Möglichkeiten. Wie eine zen geben möchte, Kanten und wunderbar klare, ruhige
Maschine, wie ein Auto, wie ein Auslandskreuzer, so Flächen, scheinen die schönen Werke der neuesten Malerei
sollten auch das Haus und der Hausrat ihre klaren For- und Plastik ihren Reichtum voll entfalten zu können. .
men aus der Beachtung der Funktionen gewinnen. End- So wird die freie Kunst vielleicht jetzt erst wieder
lieh wurde erkannt, daß Maschinen, Automobile, Flug- volle Gelegenheit finden, zu klassischer Blüte aufzusteigen,
zeuge im gewissen Sinne ebensogut als »angewandte Für uns steht sie trotz des Kinematographen und mäch-
Kunst« betrachtet werden müssen wie Häuser, Tische tiger Reproduktions-Verfahren am Anfang, nicht am Ende,
und Stühle. So schließen sich alle als Menschenwerk *
entstandenen Zweckgebilde als ein großes Reich zu- Die abstrakte Form der neuen Baukunst gibt nun end-
samn.en: Angewandte Kunst, Baukunst, Konstruktion. . lieh auch den Menschen und allen organischen Lebewesen,
Ihm steht gegenüber die ganze »freie Kunst« : Plastik, Tieren, Bäumen, Sträuchern, besonders aber auch den
Malerei und Graphik. Vielleicht sind diese beiden Kunst- Blumen ihren ganzen beseelten Erscheinungs-Reichtum zu-
gebiete vorher nie so weit auseinandergetreten wie jetzt. rück. In einem Renaissance- oder Barockmilieu war der
Die angewandte Kunst, einschließlich der Baukunst, wird Mensch halb erstickt, halb überschrieen von Formen, die
das Höchste zu leisten imstande sein, wenn sie ihre Ge- — ihm nachgebildet — mit seiner Erscheinung wett-
staltungsweise als künstlichen Vorgang, als mathematisch- eiferten, ihn umstellten, ihm von allen Seiten auf den
technisch-konstruktive Arbeit begreift. So gerät sie in Leib rückten. . Im neuen Innenraum enthüllt nicht nur
Gegensatz mit den »gewachsenen« Dingen. Die große das Kunstwerk seinen letzten Ausdrucksgehalt; auch die
Klärung besteht aber vor allem auch darin, daß nun über- Menschen treten wieder als Persönlichkeit hervor. .
haupt alle Naturgebilde, alle organische lebende Erschei- prof. dr. fritz wichert. (in der Zeitschrift »das neue Frankfurt«.)
INNEN-DEKORATION
PROFESSOR JOSEF HOFFMANN-WIEN SPEISEZIMMER IM LANDHAUS AST
Das wesentliche Merkmal der neuen Gestaltungsweise war nung mit nie dagewesener Entschiedenheit diesem G e -
die Aufhebung jeglicher Angleichung an gewachsene gensatz verfallen.. . Es treten im anbrechenden Zeit-
Dinge: kein von unten nach oben mehr, keine Schwer- alter überhaupt auseinander: Mensch und Maschine,
krafts-Analogien, keine Vermenschlichung der Massen Seelenleben und mechanisiertes Tagewerk, freie und an-
wie in Renaissance, Barock und Rokoko. Wesentlich gewandte Kunst. Jetzt erst, im Rahmen einer Baukunst,
war ferner die strenge Berücksichtigung der Zweck- die nicht Gewicht und Plastik, sondern Raum und Gren-
forderungen und konstruktiven Möglichkeiten. Wie eine zen geben möchte, Kanten und wunderbar klare, ruhige
Maschine, wie ein Auto, wie ein Auslandskreuzer, so Flächen, scheinen die schönen Werke der neuesten Malerei
sollten auch das Haus und der Hausrat ihre klaren For- und Plastik ihren Reichtum voll entfalten zu können. .
men aus der Beachtung der Funktionen gewinnen. End- So wird die freie Kunst vielleicht jetzt erst wieder
lieh wurde erkannt, daß Maschinen, Automobile, Flug- volle Gelegenheit finden, zu klassischer Blüte aufzusteigen,
zeuge im gewissen Sinne ebensogut als »angewandte Für uns steht sie trotz des Kinematographen und mäch-
Kunst« betrachtet werden müssen wie Häuser, Tische tiger Reproduktions-Verfahren am Anfang, nicht am Ende,
und Stühle. So schließen sich alle als Menschenwerk *
entstandenen Zweckgebilde als ein großes Reich zu- Die abstrakte Form der neuen Baukunst gibt nun end-
samn.en: Angewandte Kunst, Baukunst, Konstruktion. . lieh auch den Menschen und allen organischen Lebewesen,
Ihm steht gegenüber die ganze »freie Kunst« : Plastik, Tieren, Bäumen, Sträuchern, besonders aber auch den
Malerei und Graphik. Vielleicht sind diese beiden Kunst- Blumen ihren ganzen beseelten Erscheinungs-Reichtum zu-
gebiete vorher nie so weit auseinandergetreten wie jetzt. rück. In einem Renaissance- oder Barockmilieu war der
Die angewandte Kunst, einschließlich der Baukunst, wird Mensch halb erstickt, halb überschrieen von Formen, die
das Höchste zu leisten imstande sein, wenn sie ihre Ge- — ihm nachgebildet — mit seiner Erscheinung wett-
staltungsweise als künstlichen Vorgang, als mathematisch- eiferten, ihn umstellten, ihm von allen Seiten auf den
technisch-konstruktive Arbeit begreift. So gerät sie in Leib rückten. . Im neuen Innenraum enthüllt nicht nur
Gegensatz mit den »gewachsenen« Dingen. Die große das Kunstwerk seinen letzten Ausdrucksgehalt; auch die
Klärung besteht aber vor allem auch darin, daß nun über- Menschen treten wieder als Persönlichkeit hervor. .
haupt alle Naturgebilde, alle organische lebende Erschei- prof. dr. fritz wichert. (in der Zeitschrift »das neue Frankfurt«.)