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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Lang, Hugo: Landhausbau in England: Arbeiten von Oliver Hill F. R. I. B. A., London
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0116

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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT OLIVER HILL F. R. I. B. A.-LONDON ARBEITSZIMMER MIT BÜCHEREI. HAUS IN D.

Küste von Nord-Devonshire. Er steht mit dem Haupt-
gebäude in Verbindung durch eine Loggia, die im Bild
durch die geöffnete Türe zu erblicken ist. Der Fußboden
der oberen Diele (S. 101) dieses Landhauses ist in
einem rauchblau-grauen Ton gestrichen. In die Schei-
ben des langgestreckten Fensters sind die Namen der
am Ausbau des Hauses beteiligten Handwerker ein-
graviert. Die Wohndiele (S. 102) hat einen Fuß-
boden aus sehr breiten Ulmenbohlen und mächtige
Deckenbalken, die einem Wrack entnommen wurden, das
in der naheliegenden Meeresbucht vorgefunden wurde. .



Die Ansicht des Bibliothekraumes (S. 97) eines
Landhauses in Warwickshire, mit dem Blick ins Speise-
zimmer, zeigt eine Eichentüre schlichter Bauart, mit Griff
und Riegel in Eichenholz. In den Fußboden sind rote
Ziegel eingelegt, der Wandbewurf behielt seine natürlich
gerauhte Oberfläche. . Der große Kamin des Speise-
zimmers (S. 98) desselben Hauses ist mit einem leicht-
geschweiften Sturz in altem Eichenholz überdeckt, dar-
über steigt die Kaminwand, aus schmalen roten Dach-
platten gefügt, in sanft vordrängender Wölbung zur Decke.
Das Holzwerk dieses Raumes ist silbergrau abgetönt,
in die Zwischenräume der schweren Deckenbalken sind
querlaufende Eichenplatten gefügt. . Die sehr geräu-
mige Kamin-Nische des Empfangszimmers (S. 101)
mit Erker ist ganz mit schmalen Dachplatten ausgelegt«.

Soweit der Architekt. Was zu diesen sachlichen An-
gaben hinzuzufügen wäre, und was im Besonderen aus
diesen charakteristischen Arbeiten zu beobachten und zu
lernen ist, läßt sich vielleicht folgendermaßen zusammen-
fassen: Das charakteristische Element, die »Qualität«
dieser Raumgebilde ist die »Eleganz des Primitiven«,
die sich hier darbietet. Eine Analyse dieser Gestaltungen
führt notwendig zur Erkenntnis, daß es möglich ist, mit
primitivem Material, mit primitiver Handwerksarbeit, bei
entsprechendem Feingefühl dennoch eine vornehme
Wirkung zu erzielen, — wie es ebenso möglich ist, mit
kostbarstem Material und raffinierter Technik unvornehm
zu wirken. Man kann den natürlichen Werkstoffen ihre
ganze Material-Frische und Intensität belassen und durch
schlichte Handwerks-Arbeit und gute Proportionierung
der Flächen steigern, man kann solches Material aber auch
durch Uber-Bearbeitung, Vergewaltigung und schlechte
Flächen-Aufteilung völlig verderben. . Es muß immer
wieder gesagt werden: gewiß ist die Form und der
männlich gestaltende Geist das, was uns im Innersten
angeht; aber die Fähigkeit der gleichzeitigen Einfühlung
in das Material und die echte »Gelassenheit«, die
das natürliche Material in seiner Eigenart nicht unter-
drückt, sondern in seinem Wert bestätigt, ergibt erst das
Vollkommene. . In Häusern und Räumen solcher Art ist
der Mensch nicht von der Natur »isoliert«, sondern immer
in stärkender Berührung mit ihrer Kraft . . hugo lang.
 
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