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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Ein Vorführungsraum: eine Arbeit von Architekt Oskar Kaufmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0147

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INNEN-DEKORATION 127

architekt oskar kaufmann-berlin empfangs-halle der firma c. bechstein

EIN VORFUHRUNGS-RAUM

eine arbeit von architekt oskar kaufmann

Im »Haus am Zoo« in Berlin, dessen Mitte der »Capitol-
palast« bildet, hat Architekt Oskar Kaufmann, der
u. a. auch die Innenausstattung der Kroll-Oper am Kur-
fürstendamm, der Volksbühne und den Umbau des Sport-
Palastes geschaffen hat, die geräumigen Aus st eil ungs-
und Verkaufs-Säle der bekannten Piano-Firma C.
Bechstein in bemerkenswerter Weise neu gestaltet.
Den Besucher nimmt sofort die künstlerische Stimmung
dieser Räume gefangen. Hier war dem Architekten
die Möglichkeit geboten, über den Begriff des Ge-
schäfts- und Verkaufslokales hinausgehend Raumgebilde
von besonderer Musikalität der Linienführung und mit
köstlichen Wandverkleidungen zu schaffen, da es galt,
der Darbietung und Vorführung der modernen Salon-
und Konzertflügel, dieser Wunderwerke neuzeitlicher
Technik, einen besonders würdigen Hintergrund zu geben.



Breitflächige, warmtonige Vertäfelungen aus kaukasi-
scher Nußbaum-Maser ragen bis zur leichtgewölbten
Decke der großen Empfangs-Halle (Seite 126—127).
Am oberen Rand der Holzverkleidung beginnt die Decke
in dunkelgrünem Ton, der allmählich in reines Weiß über-
geht. Vorhänge, Läufer und Bezüge der Sessel sind auf

die gleiche Ergänzungs - Farbe abgestimmt. Durch breit-
gelagerte Fenster übergießt tagsüber mildes Oberlicht
gleichmäßig den Raum, in dem die Bechstein-Flügel der
verschiedensten Stil-Gattungen — in schlichtesten For-
men sowohl, wie mit reichen, vergoldeten Verzierungen,
im kühlen Glanz schwarzer Polituren, in warmfarbigem
Mahagoni, in russischer Birke usw. — rings sich darbieten.
Abends verbreiten die reichgestalteten großen Kristall-
Lüster festlichen Glanz. Den Abschluß der Hinterwand
des Empfangssales bildet die frei ausschwingende Spiral-
kurve der Rundtreppe, auf deren geschnitzten Brüstung in
Hochrelief der die Leier schlagende Orpheus und die von
der Macht seiner Töne bezwungenen Tiere dargestellt sind.



Der darüberliegende geräumige, eigentliche »Flügel-
saal« ist im Unterbau mit dunklem Mahagoni verkleidet,
Wandbespannung und Vorhänge haben den gleichen ruhi-
gen Farbton. Auch hier löst sich der tiefe Grundton der
Wand nach oben hin in immer heller werdenden Abstuf-
ungen auf. . In dem angrenzenden »Piano-Saal« gibt wie-
derum edles Mahagoniholz als Vertäfelung die grund-
legende Farbstimmung, die aber hier mit einem matten Alt-
gold der Stoffe zu ruhevoller Harmonie kombiniert ist. . f.
 
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