Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0181
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Lang, Hugo: Das aseptische Haus
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INNEN-DEKORATION
161
KARL BERTSCH. DEUTSCHE WERKSTÄTTEN A.-G. KONDITOREI TELSCHOW-BERL1N. HAUPTRAUM
tischen Haus«. . In Sanatorium und Laboratorium, in
Fabriken vieler Produktionszweige, in Baderaum, Küche
usw. hat diese Raumgestaltung sich bereits verwirklicht.
In öffentliche Räume, Cafes und Konditoreien, Verkaufs-
räume dringt sie immer weiter ein. Auch im Wohnraum
tritt sie schon zutage: in immer heller werdenden Räumen
und schlichteren Möbeln, in den aus gebogenen Nickel-
röhren mit leichten Gurten gebauten Tischen, Betten
und Sitzmöbeln des »Bauhauses«, in der Verwendung von
Spiegelglas-Belag usw. — alles Elemente, die den Wohn-
raum immer »keimfreier«, hygienischer machen.......
Es ist begreiflich, daß für den größten Teil der Men-
schen eine solche »aseptische« Raumgestaltung noch un-
behaglich, kalt und nüchtern erscheint. Sie hat zweifel-
los auch ihre bedenklichen Seiten. Sie »isoliert« den
Menschen von der Natur und von Vielem, was ihm bisher
nahe war. Aber in der Anpassung ist der Mensch Meister.
Intensiver Durchgestaltung wird es gelingen, auch in dieser
neuartigen Raumwelt die erforderliche »Intensität des
Raum-Erlebens« hervorzurufen. . Es ist denkbar, daß nach
einiger Gewöhnung die Wirkungen älterer Formungen
demgegenüber als spannungslos und veraltet erscheinen.
Es ist auch denkbar, daß infolge der gesetzmäßig ein-
setzenden »psychischen Reaktion« nach einiger Zeit wie-
der eine höchst differenzierte Formung erstrebt wird.
(Ein solcher Vorgang zeigt sich z. B. im Ubergang von
schlichten zu reichbebilderten Textilien.).....h.lang.
★
VIELE SEHEN in der Bedürfnislosigkeit das letzte
Ziel. Nichts könnte mißverständlicher sein. Be-
dürfnislosigkeit ist das Ursprüngliche. Das Kulturniveau
einer Gemeinschaft bemißt sich daran, wie hoch ihr nor-
maler Lebens - Standard ist. Der Mensch soll, in der
Tat, nicht möglichst bedürfnislos sein, sondern möglichst
edle Bedürfnisse haben in allen Hinsichten. Wie denn
die Norm des souveränen Menschen nie »sich nach der
Decke strecken« hieß, sondern: das zu gewinnen, wessen
er zur vollen Entfaltung bedurfte. . . graf h.Keyserling.
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KARL BERTSCH. DEUTSCHE WERKSTÄTTEN A.-G. KONDITOREI TELSCHOW-BERL1N. HAUPTRAUM
tischen Haus«. . In Sanatorium und Laboratorium, in
Fabriken vieler Produktionszweige, in Baderaum, Küche
usw. hat diese Raumgestaltung sich bereits verwirklicht.
In öffentliche Räume, Cafes und Konditoreien, Verkaufs-
räume dringt sie immer weiter ein. Auch im Wohnraum
tritt sie schon zutage: in immer heller werdenden Räumen
und schlichteren Möbeln, in den aus gebogenen Nickel-
röhren mit leichten Gurten gebauten Tischen, Betten
und Sitzmöbeln des »Bauhauses«, in der Verwendung von
Spiegelglas-Belag usw. — alles Elemente, die den Wohn-
raum immer »keimfreier«, hygienischer machen.......
Es ist begreiflich, daß für den größten Teil der Men-
schen eine solche »aseptische« Raumgestaltung noch un-
behaglich, kalt und nüchtern erscheint. Sie hat zweifel-
los auch ihre bedenklichen Seiten. Sie »isoliert« den
Menschen von der Natur und von Vielem, was ihm bisher
nahe war. Aber in der Anpassung ist der Mensch Meister.
Intensiver Durchgestaltung wird es gelingen, auch in dieser
neuartigen Raumwelt die erforderliche »Intensität des
Raum-Erlebens« hervorzurufen. . Es ist denkbar, daß nach
einiger Gewöhnung die Wirkungen älterer Formungen
demgegenüber als spannungslos und veraltet erscheinen.
Es ist auch denkbar, daß infolge der gesetzmäßig ein-
setzenden »psychischen Reaktion« nach einiger Zeit wie-
der eine höchst differenzierte Formung erstrebt wird.
(Ein solcher Vorgang zeigt sich z. B. im Ubergang von
schlichten zu reichbebilderten Textilien.).....h.lang.
★
VIELE SEHEN in der Bedürfnislosigkeit das letzte
Ziel. Nichts könnte mißverständlicher sein. Be-
dürfnislosigkeit ist das Ursprüngliche. Das Kulturniveau
einer Gemeinschaft bemißt sich daran, wie hoch ihr nor-
maler Lebens - Standard ist. Der Mensch soll, in der
Tat, nicht möglichst bedürfnislos sein, sondern möglichst
edle Bedürfnisse haben in allen Hinsichten. Wie denn
die Norm des souveränen Menschen nie »sich nach der
Decke strecken« hieß, sondern: das zu gewinnen, wessen
er zur vollen Entfaltung bedurfte. . . graf h.Keyserling.