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Wenzel, Alfred: Belebung oder Lebendigkeit
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0241
INNEN-DEKORATION
221
ARCHITEKT THILO SCHODER-GERA-REUSS ORCHIDEEN-HAUS. HAUS STR.-RE1CHENBERG
Es scheint auf den ersten Blick schwer: der dreidimen- Die Konzeption dieses Weges löst den großen Zu-
sionale Raum wird durch zweidimensionale Elemente, sammenhang des Hauses mit der Natur, in die es
Flächenbegrenzungen, aus dem Allraum abgesondert und sich einordnet, und von der es sich gleichzeitig als »Ge-
steht unverrückbar. AussolchenRäumenbestehtdasHaus. schaffenes« vom »Gewachsenen« sondert: wenn wir vom
Belebung im bisherigen Sinne beschränkt sich auf für sich Kies über Bruchsteinplatten auf Klinkerpflaster schreiten
betrachtete Einzelräume. Hier ist aber das Ganze wichtig. und von da zum Beton kommen, so wird in diesen Material-
★ Verschiedenheiten schon in sachten Ubergängen eine
Leben ist »Bewegung«; zumindest unser Leben; es Führung zum Hause hin deutlich, die, etwa durch die Auf-
hat Völker gegeben, denen es ein selbstgenügsames In-sich- einanderfolge: Baum und Busch, Hecke, Staudenrabatte,
Beruhen war: uns ist es dynamische Gerichtetheit. große Topfpflanzen unterstützt, vorbereitet auf das Haus
So liegt also alles an der »Konzeption« : auch das selbst, das in seinem inneren Ausbau dann seine »Glie-
Haus als Raum mit seinen Teilräumen wird sich trotz derung« durch diese »Idee des Weges« erhält, indem sie
aller Festgefügtheit als etwas Lebensvolles vor uns auf tun, empor- oder hinabführt, hindurchgeleitet oder
wenn eine »Idee der Bewegtheit« in ihm offenbar verweilen läßt, spannt und löst, anregt und beruhigt,
wird. Sie muß jedem Haus-Organismus also zu Grunde Erst durch eine solche zugrundeliegende Dynamik er-
liegen: nämlich als Idee eines »Weges« im oder durch geben sich lebensvolle Räume als optische Wirkungen,
das Haus, auch zum Hause hin oder von ihm weg, wenn denen aber dann jene Bewegtheit des Lebens innewohnt,
es seine Einfügung in Garten und Landschaft angeht. die auch uns selbst erfüllt, — und die wohl das ist, was
Diese Idee hat nichts zu tun mit zweckentsprungenen der chinesische Philosoph, unübersetzbar, in seinem »Tao«
Kommunikations-Formen, deren klare Abwicklung selbst- ausdrückt: das »Wandeln auf einem sinnvollen Pfade«. .
verständlich, aber untergeordnet ist. Es handelt sich dar- Dann steht das Wohnhaus im Einklang mit uns und ist:
um, im Bewohner selbst das Gefühl einer »Führung« Organismus.......Architekt alfred wenzel-wien.
zu erwecken, die so sinnvoll sein muß, daß sie an und
für sich schon eine ständige Erlebnis-Wirkung auslöst, T^ER TRAGE ist der eine menschenunwürdige Mensch,
die, weil sie unserem eigensten Lebensrhythmus ent- 1 ) Teder Produktive war, dementsprechend, wesent-
spricht, ja in ihm seine Quelle hat, von ungleich höhe- lieh nicht träge. Zum großen Teil war er es deshalb
rem Werte ist als die Sensationen des Dekorativen, gegen nicht, weil die Schwierigkeiten seiner Natur oder seines
das wir aus psychologischen Gründen schnell abstumpfen. Schicksals ihn davor bewahrten. . graf herm. Keyserling.
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ARCHITEKT THILO SCHODER-GERA-REUSS ORCHIDEEN-HAUS. HAUS STR.-RE1CHENBERG
Es scheint auf den ersten Blick schwer: der dreidimen- Die Konzeption dieses Weges löst den großen Zu-
sionale Raum wird durch zweidimensionale Elemente, sammenhang des Hauses mit der Natur, in die es
Flächenbegrenzungen, aus dem Allraum abgesondert und sich einordnet, und von der es sich gleichzeitig als »Ge-
steht unverrückbar. AussolchenRäumenbestehtdasHaus. schaffenes« vom »Gewachsenen« sondert: wenn wir vom
Belebung im bisherigen Sinne beschränkt sich auf für sich Kies über Bruchsteinplatten auf Klinkerpflaster schreiten
betrachtete Einzelräume. Hier ist aber das Ganze wichtig. und von da zum Beton kommen, so wird in diesen Material-
★ Verschiedenheiten schon in sachten Ubergängen eine
Leben ist »Bewegung«; zumindest unser Leben; es Führung zum Hause hin deutlich, die, etwa durch die Auf-
hat Völker gegeben, denen es ein selbstgenügsames In-sich- einanderfolge: Baum und Busch, Hecke, Staudenrabatte,
Beruhen war: uns ist es dynamische Gerichtetheit. große Topfpflanzen unterstützt, vorbereitet auf das Haus
So liegt also alles an der »Konzeption« : auch das selbst, das in seinem inneren Ausbau dann seine »Glie-
Haus als Raum mit seinen Teilräumen wird sich trotz derung« durch diese »Idee des Weges« erhält, indem sie
aller Festgefügtheit als etwas Lebensvolles vor uns auf tun, empor- oder hinabführt, hindurchgeleitet oder
wenn eine »Idee der Bewegtheit« in ihm offenbar verweilen läßt, spannt und löst, anregt und beruhigt,
wird. Sie muß jedem Haus-Organismus also zu Grunde Erst durch eine solche zugrundeliegende Dynamik er-
liegen: nämlich als Idee eines »Weges« im oder durch geben sich lebensvolle Räume als optische Wirkungen,
das Haus, auch zum Hause hin oder von ihm weg, wenn denen aber dann jene Bewegtheit des Lebens innewohnt,
es seine Einfügung in Garten und Landschaft angeht. die auch uns selbst erfüllt, — und die wohl das ist, was
Diese Idee hat nichts zu tun mit zweckentsprungenen der chinesische Philosoph, unübersetzbar, in seinem »Tao«
Kommunikations-Formen, deren klare Abwicklung selbst- ausdrückt: das »Wandeln auf einem sinnvollen Pfade«. .
verständlich, aber untergeordnet ist. Es handelt sich dar- Dann steht das Wohnhaus im Einklang mit uns und ist:
um, im Bewohner selbst das Gefühl einer »Führung« Organismus.......Architekt alfred wenzel-wien.
zu erwecken, die so sinnvoll sein muß, daß sie an und
für sich schon eine ständige Erlebnis-Wirkung auslöst, T^ER TRAGE ist der eine menschenunwürdige Mensch,
die, weil sie unserem eigensten Lebensrhythmus ent- 1 ) Teder Produktive war, dementsprechend, wesent-
spricht, ja in ihm seine Quelle hat, von ungleich höhe- lieh nicht träge. Zum großen Teil war er es deshalb
rem Werte ist als die Sensationen des Dekorativen, gegen nicht, weil die Schwierigkeiten seiner Natur oder seines
das wir aus psychologischen Gründen schnell abstumpfen. Schicksals ihn davor bewahrten. . graf herm. Keyserling.