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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Schürer, Oskar: Ueber Raum-Empfindlichkeit: Zusammenhang von Raumkräftespiel und Körpergefühl
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0246

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226

INNEN-DEKORATION

ARCH. TH.

SCHODER
TÜRE IM
VORRAUM

Gerade dieser letztere Ausdruck führt zu einem We-
sentlichen heutiger Innenraum-Gestaltung. Der Innen-
raum wird heute als »Teil-Organismus« des Gesamt-
baues wieder empfunden, er wird nicht gesondert als ein
Individuum in einem fremden Gehäuse eingeschachtelt
erlebt, sondern als innerster Träger einer Gesamt-Harmo-
nie. Reine Architektur-Prinzipien wirken sich im modernen
Wohnraum wieder aus, d. h. der Raum, die Flächen sind
organisiert als »funktionale Elemente« einer raum-
körperlichen Einheit. Um das zu erreichen, genügt es
natürlich nicht, hübsche Möbel und aparte Teppiche in
irgend ein Zimmer zu stellen, sondern die Hauptaufgabe
hiezu ist die organische Verbindung von Raumzelle und
Möbel. Beides, Inhalt und Umhüllung, müssen als Einheit
wirken, aufeinander bezogen sein. Grund-Energien der
Räumlichkeit müssen spürbar alles durchweben. Es ent-
steht also zwischen »Raumkörper« und »Möbelkör-
per« eine bestimmte »Zwischenschicht«, eine Zone
der Uberleitung und Verbindung zweier Sphären. (Denn
als zweierlei Sphären muß man zunächst die Tatsachen

von Raumhülle und Füllmöbel doch ansprechen.) Und in
dieser Zwischenschicht spielen sich nun die wichtigsten
Organisations-Momente der modernen Räumlichkeit ab.

Der Innenraum zeigt sich uns in »Wand-Flächen«. An
diese Wandflächen projiziert unser Körperbewußtsein jene
Energien, die es im Räume spürt oder spüren will. Und
durch diese Projektionen lädt es jene stummen Flächen
mit Kräften, die nun wieder eingehen in den Zimmer-
Raum. Praktisch gesprochen: die Belebung der Wände
durch »Unterteilungen«, Markierung der Decke und des
Bodens durch Flächen-Teilungen, das alles wird wichtig
zur Einbeziehung der im Räume stehenden Möbel in das
Ganze. Sie zieht den Einzelkörper also in eine innigere
Verbindung mit dem Ganzen, ermöglicht einen bestimm-
ten »Rhythmus des Raums«. Das sind alte Weis-
heiten: die mittelalterlichen Künstler haben auf diesen
Prinzipien die räumliche Pracht ihrer Dome aufgebaut.
Daß sie heute wieder neu lebendig werden, macht die
zukunftsträchtige Entwicklung unserer Raumkunst aus.
Hier ergeben sich Beziehungen zur alten Wohnkultur
 
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