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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Jaumann, Anton: Funkturm-Restaurant Berlin: eine Arbeit von Professor Heinrich Straumer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0256

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236

INNEN-DEK ORATIO N

PROFESSOR HEINRICH STRAUMER-BERL1N FAHRSTUHL-SCHACHT. BERLINER FUNKTURM

gerade in innen architektonischer Hinsicht viel Schwierig-
keiten bot, sei kurz einiges gesagt. Die vier Eckpfosten
des Turmes gehen mitten durch den Raum hoch. Sie
durften aber als solche nicht in Erscheinung treten, ebenso
nicht die schrägen Diagonalverbindungen zwischen den
vier Masten. Es war also, ohne daß die Festigkeit des
Gerüstes beeinträchtigt wurde, einerechtwinklige Rahmen-
konstruktion zu schaffen, und diese mußte ebenso wie die
eisernen Eckmasten verkleidet und dem Charakter eines
vornehmen Innenraumes angepaßt werden. In dem
Kernteil waren der Aufzug unterzubringen, die Treppe,
eine Telefonzelle, das Büfett und die zahllosen teilweise
umfangreichen Leitungen, die bis hierher zum Gastraum
oder weiter bis zur Turmspitze führen. Dieser Kernraum
umschließt ein Quadrat von 9x9 Meter. Er besitzt eine
wagrechte Decke, während die Decke des Außenraumes
abgeschrägt ist. An diese Decke schließen sich die schräg
nach innen einspringenden Fenster, die in Tischhöhe enden
und so einen ungehemmten Ausblick in die Ferne und nach
unten gestatten. Kerngehäuse und Pfeiler sind vollständig
in Holzgetäfel umkleidet, das in kräftig gerundeten Rah-
menleisten zusammengefaßt ist. Die Decke ist in Stuck
mit tiefen Hohlkehlen durchgebildet, die alle nach der

Mitte des Turmes zielen und an dem Rahmenunterzug
mit Voute abschließen. Indem alle diese Hohlkehlen auf
den Mittelpunkt hinweisen, ziehen sie den Raum energisch
zur Einheit zusammen, was durch die straffe und einheit-
liche Behandlung der Werkstoffe noch unterstützt wird.

Dem künstlerisch fein ausgewogenen äußeren Umriß
entspricht die vollendete Durchbildung des Innenraums.
Manche Klippen waren zu vermeiden. Die besondere Ge-
legenheit, auch die Nähe des Messegeländes konnten zu
sensationellen Mätzchen locken. Die vielen Eisenkonstruk-
tionen konnten den Raum zum Käfig werden lassen. Die
zahllosen Sicherungen, die den Gast umgeben und be-
treuen, konnten sich vordrängen und zuletzt gerade das
Gefühl der Sicherheit untergraben. Und es konnte der
Gastraum leicht durch den sich einschiebenden umfang-
reichen Kernteil gestört, verkleinert werden. Nun, alle
diese Gefahren sind umgangen. Wer aus dem Aufzug den
Raum betritt, fühlt sich wie in einem gepflegten Heim
empfangen. Alles strahlt warme und lichte Stimmung.

Die Außenwände werden von den schrägen, doppelten
Kristall-Spiegelglas-Fenstern gebildet, die durch Holz-
rahmen mit Nickelbeschlägen geteilt sind. Man glaubt fast
in einem Wintergarten zu sitzen. Den Übergang zur Wand
 
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