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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Die Wirkung der Blumen: von Kuno von Hardenberg
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0271
INNEN-DEKO RATION
251
DIE WIRKUNG DER BLUMEN
von kuno graf von hardenberg
Blumenhaben, vom dekorativen Gesichtspunkte aus be- so gezeigt werden, daß das Auge Seiten-Ansichten
trachtet, einen sehr verschiedenen Charakter. Einige gewinnt. Sie müssen als Solitäre erscheinen: aus engen,
sind in der Aufsicht besonders schön und erfreulich, an- schlanken Röhren emporstrebend oder in Kurven aus-
dere haben den Zauber des Profils, andere wirken nur in schwingend, soll sich ihr exotischer Zauber voll entfalten,
der Fülle. Man muß sie dementsprechend verwenden. Auf- Niemals stelle man sie tief — es wäre ein Verbrechen an
geblühte Rosen, Astern, Gardenien, Nymphäen, einige diesen fürstlichen Gestalten der Blumenwelt. Kann man
Arten Chrysanthemen, verlangen, dank ihrer duftigen sie in Verbindung mit exotischer Kunst, mit den wunder-
Rosetten-Gestalt, daß ihr kunstvoll-symmetrisches Kelch- liehen Göttergestalten des Orients zeigen, kann man sie
gefüge von oben her gesehen werde. Sie kommen da- gegen eine Goldwand stellen, die durch keine Linie ihre
her am prächtigsten zur Wirkung, beraubt man sie ihrer Umriß-Linien und Rhythmen, ihren Wuchs beeinträchtigt,
Stengel und Blätter und läßt sie auf der klaren Wasser- dann erhalten sie eine Wirkung von faszinierender Stärke,
fläche einer Kristallschale schwimmen. . Diese Art deko- *
rativer Verwendung wurde aus England vermittelt und Eine dritte dekorative Wirkung, die mit Blumen zu er-
ist im Begriff sich mehr und mehr einzubürgern — mit zielen ist, läßt sich mit dem Worte »Massen-Wirkung«
Recht. Gibt es doch keine köstlichere Zierde für die nied- bezeichnen. Es ist etwas Berauschendes um Fülle, der
rigen, der niederen Klubsesselform angepaßten Taburett- Künstlerhand eine verborgene Organisation gegeben hat,
Tische, als eine schlichte weiße Schale, auf der sich träu- so sind für ein Fest, das großzügig gefeiert werden
merisch schwimmende Blumenkelche dem Auge bieten, soll, Blumen in Hülle und Fülle unentbehrlich: Blumen
* auf dem Boden in mächtigen bronzenen Dreifüßen, duf-
Ausgesprochene Profil-Wirkung haben alle Orchideen: tende Blumen in Tafel-Aufsätzen, in Vasen und Scha-
sie, die der Natur launische Hand bald wie rote oder len — als beglückende Augenweide, als Gefühlsweide! .
gelbe Insekten, bald wie Apotheosen zierlicher Pantoffel- Freilich dazu gehört das, was sich allein Fülle leisten
chen, bald wie Verwirklichungen unheimlicher Traumge- kann, und das ist leider selten: Reichtum gepaart mit
bilde geformt hat! Ihre Blütenbildungen kommen dann am Naturliebe und Geschmack! .. Oder aber: es sei Som-
besten zur Geltung, wenn sie von der Seite geschaut mer und man sei in einem südlichen Blumen-Lande, wo
werden. Sie müssen daher im ganzen Gefüge ihres Wachs- die Natur nicht nur ihre lieblichsten Kunstwerke, sondern
tums, wie sie sich schwärmend um den Stengel gruppieren, auch den Reichtum daran umsonst gewährt! . . k. g. v. h.
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DIE WIRKUNG DER BLUMEN
von kuno graf von hardenberg
Blumenhaben, vom dekorativen Gesichtspunkte aus be- so gezeigt werden, daß das Auge Seiten-Ansichten
trachtet, einen sehr verschiedenen Charakter. Einige gewinnt. Sie müssen als Solitäre erscheinen: aus engen,
sind in der Aufsicht besonders schön und erfreulich, an- schlanken Röhren emporstrebend oder in Kurven aus-
dere haben den Zauber des Profils, andere wirken nur in schwingend, soll sich ihr exotischer Zauber voll entfalten,
der Fülle. Man muß sie dementsprechend verwenden. Auf- Niemals stelle man sie tief — es wäre ein Verbrechen an
geblühte Rosen, Astern, Gardenien, Nymphäen, einige diesen fürstlichen Gestalten der Blumenwelt. Kann man
Arten Chrysanthemen, verlangen, dank ihrer duftigen sie in Verbindung mit exotischer Kunst, mit den wunder-
Rosetten-Gestalt, daß ihr kunstvoll-symmetrisches Kelch- liehen Göttergestalten des Orients zeigen, kann man sie
gefüge von oben her gesehen werde. Sie kommen da- gegen eine Goldwand stellen, die durch keine Linie ihre
her am prächtigsten zur Wirkung, beraubt man sie ihrer Umriß-Linien und Rhythmen, ihren Wuchs beeinträchtigt,
Stengel und Blätter und läßt sie auf der klaren Wasser- dann erhalten sie eine Wirkung von faszinierender Stärke,
fläche einer Kristallschale schwimmen. . Diese Art deko- *
rativer Verwendung wurde aus England vermittelt und Eine dritte dekorative Wirkung, die mit Blumen zu er-
ist im Begriff sich mehr und mehr einzubürgern — mit zielen ist, läßt sich mit dem Worte »Massen-Wirkung«
Recht. Gibt es doch keine köstlichere Zierde für die nied- bezeichnen. Es ist etwas Berauschendes um Fülle, der
rigen, der niederen Klubsesselform angepaßten Taburett- Künstlerhand eine verborgene Organisation gegeben hat,
Tische, als eine schlichte weiße Schale, auf der sich träu- so sind für ein Fest, das großzügig gefeiert werden
merisch schwimmende Blumenkelche dem Auge bieten, soll, Blumen in Hülle und Fülle unentbehrlich: Blumen
* auf dem Boden in mächtigen bronzenen Dreifüßen, duf-
Ausgesprochene Profil-Wirkung haben alle Orchideen: tende Blumen in Tafel-Aufsätzen, in Vasen und Scha-
sie, die der Natur launische Hand bald wie rote oder len — als beglückende Augenweide, als Gefühlsweide! .
gelbe Insekten, bald wie Apotheosen zierlicher Pantoffel- Freilich dazu gehört das, was sich allein Fülle leisten
chen, bald wie Verwirklichungen unheimlicher Traumge- kann, und das ist leider selten: Reichtum gepaart mit
bilde geformt hat! Ihre Blütenbildungen kommen dann am Naturliebe und Geschmack! .. Oder aber: es sei Som-
besten zur Geltung, wenn sie von der Seite geschaut mer und man sei in einem südlichen Blumen-Lande, wo
werden. Sie müssen daher im ganzen Gefüge ihres Wachs- die Natur nicht nur ihre lieblichsten Kunstwerke, sondern
tums, wie sie sich schwärmend um den Stengel gruppieren, auch den Reichtum daran umsonst gewährt! . . k. g. v. h.