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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Osborn, Max: Das "Renaissance-Theater"-Berlin: eine Arbeit von Architekt Oskar Kaufmann, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0320

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INNEN-DEKO RATION

und so zu magischer Lichtreklame verwendet sind; ihren
untersten Teil bilden die Eingangstüren. Man tritt ein,
hat ein Vestibülchen zum Atemholen, und betritt den
Umgang des Parketts: gelbe Wände, hell-weinroter Fuß-
boden-Belag, braune Logentüren mit Quermaserung,
luftige Decke in einer Farbe zwischen Rosa und hellem
Heliotrop. Ringsum ziehen sich anschwellende kantige
Holzpfeiler, die spielerisch glitzernde Beleuchtungskörper
tragen, vorgespannte breite Schirmchen mit Gehänge.
Alles windet sich graziös in den geschweiften Linien der
Wandungen, über denen man die Unsymmetrie der Ge-
samt-Anlage vergißt — denn rechts grenzt die Straßen-
mauer des Hauses die ganze Theaterei streng ab, während
man sich nach links ein wenig ausleben konnte. Durch
diese Schweifungen und Bauchungen wurde auch Platz
für die Garderoben gewonnen, die früher, man höre und
schaudere, im Keller lagen, was einen geradezu gräßlichen
Zustand hervorrief. Zwei elliptische Treppen führen
rechts und links aufwärts zum Rang; eine treffliche, wenn-
gleich nicht so leicht zu verwirklichende Idee, die Raum-
Ersparnis mit Bequemlichkeit verbindet. Das reizend
entworfene und vorzüglich gearbeitete Schmiede-Eisen
der Geländer kehrt in der Treppenmitte an beiden Seiten
in kunstvollen Eisenaufbauten wieder, die sich oben zu
aufragenden, spiralig gewundenen Ausläufern, wie ä jour-
Türmchen, auswachsen. Oben herrscht ein lustiges Grün,
das in gleicher Farbe der polierte Stuck der Wände und

die Türen in Schleiflack aufweisen. . Das Foyer, mit
großen, hohen, schmalen Spiegeln, ist ein koketter grüner
Festraum geworden. In die Decke malte Cesar Klein ein
chinesisch-modernes Stilleben von glitzernder Buntheit.
Diese Entschlossenheit zur Farbe im ganzen Haus ist neu
bei Kaufmann. Ein Nebenraum des Foyers trägt, un-
bekümmert über die grünen Wände verteilt, Messing-
tierchen, die witzig an allerlei Ausrufe erinnern, die man
wohl zuweilen in erregten Dialogen hört . . Nun be-
treten wir den Zuschauer-Raum. Ein solches Kleinod
hat Kaufmann noch nicht geschaffen. Mit zwei mächtigen
eingebauten Eisenträgern hält er die ganze Rang-Empore,
die sich wunderschön in den Saal schmiegt. Das ist ein
konstruktives Kabinettstückchen. Mit den grünen Pol-
stern der Sitzreihen gehen der rote Samt des Vorhangs
und der Logen-Gardinen und das Braun der Holz-Ver-
schalung, die wieder gewählt wurde, trefflich zusammen.
Die Akustik glänzend, denn man sitzt wie in einer großen
Violine. Die Rangbrüstung Rosenholz mit Quermaserung.
Die Rundung der Rückwand aber trägt wundervoll ge-
glückte Intarsien von Cesar Klein, mit reichen Einlagen,
wobei neben den farbigen Hölzern Schildpatt, Perlmutt,
Achat und silbrig schimmernde Zinnleisten stehen.
Solche Zinnleisten sind auch in die Rangbrüstung und
anderwärts eingelassen. Sie tragen ein überaus feines
Motiv heran. Von Behagen und Komfort fühlt man sich
in diesem Raum in die Arme genommen. . . max osborn.
 
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