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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Osborn, Max: Café Schottenhaml-Berlin: von Architekt Oskar Kaufmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0333

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INNEN-DEKORATION

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architekt oskar kaufmann in berlin orchester-podium. »cafe schottenhaml«

»CAFE SCHOTTENHAML«-BERLIN

von architekt oskar kaufmann

Ein großes Cafehaus an der exponierten Berliner ein solch weltstädtisches Amüsierlokal, dessen Publikum
Tiergarten-Ecke, zwischen Bellevue- und Viktoria- ebenso bunt ist wie diese Treppenhaus-Zauberei. Ringsum
Straße, im Zentrum des elegantesten Lebens, der luxu- ließ Kaufmann nicht minder seiner Laune die Zügel schie-
riösesten Geschäfte — das war etwas für Oskar Kauf- ßen: Da ist die große Raum-Abteilung, die man von der
mann. Er öffnete alle Schleusen seiner Phantasie und Straße und den vorgebauten schmalen Terrassen zuerst
seiner lebensfreudigen Natur. Den weiten Hallenraum, betritt: zartblaue, helle Tönungen herrschen vor; an den
den er vorfand, und der, von irgend einem nüchternen freistehenden Pfeilern Büschel von Beleuchtungskörpern,
Architekten hingestellt, höchst langweilig dreinschaute, glitzernd und starrend von schmalen, oben abstehenden
nahm er gründlich in Bearbeitung. Treppen und Em- Glasleisten. Als Wandbespannung Seidenstoff mit moder-
poren wurden eingebaut, sodaß ein überaus munterer nen Chinoiserien nach Entwurf von Professor Cesar Klein.
Wechsel von hohen und gemütlich-niedrigen, von großen Darüber ward ein berlinischer »Porzellan-Raum« ein-
und kleinen Raum-Segmenten entstand, ein fideles Trepp- gerichtet, der schon Berühmtheit erlangt hat. Die Staat-
auf-Treppab, das sich in Kaufmanns geliebten Über- liehe Porzellan-Manufaktur ließ Schalen und Platten mit
schneidungen und geschwungenen Linien entwickelt und altberlinischen Stadtblicken und Porträts bemalen. Sie
gerade darum so lebendig und anreizend wirkt, weil der sind auf resedafarbigem Velvetstoff gravitätisch ange-
Eintretende es zuerst kaum übersehen kann, sondern nur ordnet, und jedes Feld wird von f eingliedrigen, bronzierten
ein heiteres Getümmel von überall sitzenden, ausruhenden Messing-Umrahmungen eingefaßt, die, sehr passend und
Menschen wahrnimmt. Das Zentrum ist die Haupttrep- reizvoll, eine Ubersetzung von Rokoko- und Empire-
pen-Anlage. Kaufmann belegte sie mit einem glitzern- Gedanken in modernen Dialekt darzustellen scheinen. . .
den Mosaik großer farbiger Glasscheiben, unter denen ★

goldene und silberne Tönungen mit reichster Schmuck- Weiter zurück dort oben wieder eine Sensation: der

Wirkung vorherrschen, und die überdies noch Spiegel- »Tanz-Saal«. Hier hat es Kaufmann riskiert, die Wände

artig behandelt sind. Der Effekt ist überraschend. Eine mit transparenten Alabaster-Platten zu belegen und da-

hohe Wand, die in dem schmalen Cafe-Bau eigentlich zu hinter Beleuchtungskörper anzubringen, sodaß der ganze

nahe steht, erhält dadurch lichte Weite und Distanz. Raum abends leuchtet. Aber auch die angrenzende

Auf ihr tauchen in auf- und absteigenden Reihen kera- »Bar« sei nicht vergessen: denn sie ist ganz und gar,

mische Halbbecken auf, auf deren Rand plastische Email- ihre Wände wie ihre tragenden Pfeiler in der Mitte, mit

vögel sitzen und an dem Wasser zu nippen scheinen, das dunkelrotem Saffianleder ausgeschlagen. Man sitzt darin,

von den oberen Schalen in die unteren tröpfelt. Gewiß, als sei man in Burgunder getaucht, und findet, das Le-

das ist eine »Sensation«, aber sie paßt ausgezeichnet in ben sei unbedingt eine erfreuliche Einrichtung. . m o.
 
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