Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 8.1894
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Original-Beiträge
DOI article:Schiffner, Franz: Das Wesentliche der photographischen Perspective
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Das Wesentliche der photographischen Perspective.
Die positive Copie von Eo würde man sieh als Schnitt der
Ebene E — die zu En für das Centrum 0 symmetrisch liegt —
mit dem genannten Strahlenbündel vorstellen können; es ist
also hier die Photographie eine geometrische Perspective für 0
als Auge und 0 H = 0 Ho als perspectivische Distanz.
Wenden wir bei der photographischen Aufnahme ein
Objectiv mit getrennten Knotenpunkten (die bei photographischen
Objectiven zugleich die Hauptpunkte des optischen Systems
sind) an, so kann man sich den bekannten Eigenschaften der
Knotenpunkte entsprechend denken, die vom Objecte A B zum
ersten Knotenpunkte K gerichteten Strahlen (Fig. 21) würden
verschoben, bis K mit dem zweiten Knotenpunkte k Zusammen¬
setzungen der ein tretenden. Jetzt entsteht das Negativ so wie
in der Lochcamera, das positive Bild ist demnach wieder eine
geometrische Perspective, aber mit dem Unterschiede, dass der
erste Knotenpunkt Centrum der Projection und die Ent-
fernung k En des zweiten Knotenpunktes von der empfindlichen
Platte der perspectivischen Distanz KE des Bildes gleich ist.
So lange wir nun bei einer Photographie bloss auf diese
rein geometrische Entstehungsweise Gewicht legen, sie nur als
perspectivische Zeichnung betrachten, wie z. B. bei der photo-
graphischen Messkunst, so lange ist sie für uns eine geometrische
Perspective. Verlangen wir aber von der Photographie, dass
sie ein schönes, künstlerisch wirkendes Bild sein soll, dann
muss sie auch dem subjectivischen Anschauungsbilde ebenso
Rechnung tragen, wie es der Künstler bei seinen freien Ent-
würfen thut — sie sollte eine subjective Perspective sein.
Weil aber die Photographie ihrer Entstehung nach eine
Das Wesentliche der photographischen Perspective.
Die positive Copie von Eo würde man sieh als Schnitt der
Ebene E — die zu En für das Centrum 0 symmetrisch liegt —
mit dem genannten Strahlenbündel vorstellen können; es ist
also hier die Photographie eine geometrische Perspective für 0
als Auge und 0 H = 0 Ho als perspectivische Distanz.
Wenden wir bei der photographischen Aufnahme ein
Objectiv mit getrennten Knotenpunkten (die bei photographischen
Objectiven zugleich die Hauptpunkte des optischen Systems
sind) an, so kann man sich den bekannten Eigenschaften der
Knotenpunkte entsprechend denken, die vom Objecte A B zum
ersten Knotenpunkte K gerichteten Strahlen (Fig. 21) würden
verschoben, bis K mit dem zweiten Knotenpunkte k Zusammen¬
setzungen der ein tretenden. Jetzt entsteht das Negativ so wie
in der Lochcamera, das positive Bild ist demnach wieder eine
geometrische Perspective, aber mit dem Unterschiede, dass der
erste Knotenpunkt Centrum der Projection und die Ent-
fernung k En des zweiten Knotenpunktes von der empfindlichen
Platte der perspectivischen Distanz KE des Bildes gleich ist.
So lange wir nun bei einer Photographie bloss auf diese
rein geometrische Entstehungsweise Gewicht legen, sie nur als
perspectivische Zeichnung betrachten, wie z. B. bei der photo-
graphischen Messkunst, so lange ist sie für uns eine geometrische
Perspective. Verlangen wir aber von der Photographie, dass
sie ein schönes, künstlerisch wirkendes Bild sein soll, dann
muss sie auch dem subjectivischen Anschauungsbilde ebenso
Rechnung tragen, wie es der Künstler bei seinen freien Ent-
würfen thut — sie sollte eine subjective Perspective sein.
Weil aber die Photographie ihrer Entstehung nach eine