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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 8.1894

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Neuhauss, R.: Stegemann's neuer Geheimapparat
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Stegemann’s neuer CTeheimapparat.

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Stegemann’s neuer Geheimapparat.
Von Di. R. Neuhauss.
Es ist gewiss ein Wagniss, heutzutage einen neuen Geheim-
apparat auf den Markt zu bringen, wo Alles überfluthet ist
mit Kodak, Spiegel-Reflex, Diamant, Dilettant, und wie die
Kästen alle heissen mögen, die sich den zumeist recht unzu-
treffenden Namen „Geheimcamera“ beilegen. Der Anklang
jedoch, den die Stegemann’sche Camera seit den wenigen
Wochen ihres Erscheinens gefunden hat, beweist, dass ein
Bedürfniss nach einem wirklichen Geheimapparat, der mit
ansehnlichem Plattenformat (9 X 12 cm) arbeitet, vorhanden
ist. Die bei Detectivcameras jetzt allgemein übliche Verbin-
dung des Plattenmagazins mit der eigentlichen Camera ist
eine so widersinnige, dass es sich nicht verlohnte, hierüber ein
Wort zu verlieren, wenn nicht das kaufende Publikum in
völliger Verkennung des Zweckes einer Geheimcamera sich
immer wieder auf diese Magazinapparate stürzte. Alles, was
uns heute als Geheimbild vorgesetzt wird, verräth auf den
ersten Blick, dass der einäugige Kasten von den Aufzunehmen-
den rechtzeitig in seiner wahren Bestimmung erkannt wurde.
Wer es ernst damit meint, in’s volle Menschenleben hinein-
zugreifen und — in Stadt und Land — das ursprüngliche
Leben und Treiben der Menschen auf der Platte festzuhalten,
muss einen Apparat benutzen, der sich, ohne lästig zu fallen,
dauernd in der Rocktasche mitführen lässt. Um ferner das
Gelingen der Bilder bei schnellen Bewegungen der aufzu-
nehmenden Gegenstände zu gewährleisten, muss der Moment-
verschluss unmittelbar vor der Platte angebracht sein. Was
bedarf es hierüber weiterer Worte? Die herrlichen Aufnahmen
unseres Anschütz beweisen zur Genüge, dass einzig dem un-
mittelbar vor der Platte angebrachten Verschluss die Zukunft
gehört. Die Ueberlegenheit desselben beruht darauf, dass die
einzelnen Abschnitte der Platte nach einander belichtet werden
und dass jeder Theil der Platte während der Belichtung das
volle Objectivlicht erhält.
Der vordere Theil des Stegemann’schen Apparates besteht
aus einem konischen Lederbalgen, der mit Hilfe von zwei,
mittels Scharnieren am Objectivbrett angebrachten Brettchen
versteift wird. Die Versteifung lässt sich mit einem Griff be-
werkstelligen. Der Momentverschluss ist in einem Holzgestell
untergebracht, welches sich aus dem Apparat herausziehen
lässt, wie ein Tischkasten aus dem Tische. Will man Zeit-
aufnahmen machen, so entfernt man das Gestell, schliesst die
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