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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 8.1894

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Neuhauss, Richard: Das Photographieren von Eis- und Schnee-Krystallen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47903#0111

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Das Photographiren von Eis- und Schnee - Krystallen.

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innerhalb weniger Secunden. Arbeiten im Freien ist also
durchaus nothwendig. Ferner wird man auch im Freien kaum
brauchbare Resultate erzielen, wenn die Lufttemperatur- nicht
mindestens — 5 Grad R. beträgt. Erst beim Mikrophotogra-
phiren merkt man, ein wie flüchtiger Körper der Schnee ist.
Der „ewige Schnee“ bleibt eine Fabel. Selbst bei strengster
Kälte geht die Verdunstung ohne sichtbares Abschmelzen
schnell vor sich. Gehört es nun an sich schon nicht zu den
Annehmlichkeiten dieses Lebens, bei einer Temperatur von
— 5 Grad R. und darunter Arbeiten auszuführen, die, wie
die mikrophotographischen, angestrengteste Aufmerksamkeit
und peinlichste Genauigkeit erfordern, so wird die Sache noch
besonders dadurch verwickelt, dass man gezwungen ist, mitten
im Schneegestöber die Aufnahmen zu machen. Nur der frisch
fallende Schnee ist brauchbar. Sobald derselbe einige Zeit
gelegen hat, zerbröckeln die Krystalle, frieren zusammen und
werden durch niederfallenden Russ und Staub verunreinigt.
Am zweckmässigsten bleibt es, die zur Erde kommenden
Flocken direct auf dem Objectträger aufzufangen. Sehr
hübsche Bilder erzielt man, wenn man mehrere Krystalle mit
Hilfe eines feinen Haarpinsels in Form von Rosetten anordnet.
Die Präparate müssen natürlich trocken liegen und vertragen
nicht die Bedeckung mit einem Deckgläschen. Zur Beleuch-
tung verwendet man durchfallendes Licht. Durch Benutzung
von auffallendem Licht wird Nichts gewonnen, wohl aber läuft
man durch die auftretenden Schatten und Spitzlichter Gefahr,
Bilder zu erhalten, welche der Wirklichkeit nicht entsprechen.
Die nothwendige Vergrösserung bleibt stets eine mässige, etwa
10 bis 20 fache. Letztere reicht aus, um alle Einzelheiten mit
genügender Deutlichkeit zu erkennen.
Da zerstreutes Tageslicht, zumal dasjenige an trüben
Wintertagen, zu mikrophotographischen Arbeiten äusserst unge-
eignet ist, so bleibt man auf künstliche Lichtquellen, am
besten auf die Petroleumlampe, angewiesen. Hierbei ist zu
beachten, dass der beleuchtende Strahlenkegel eine derartige
Erwärmung des Präparates herbeiführt, dass erfolgreiches
Arbeiten unmöglich wird. Man muss unbedingt eine mit
Alaunlösung gefüllte Absorptionscüvette einschalten. Bei den
Arbeiten des Verfassers gefror diese Lösung bei —5 Grad R.
und konnte nur durch reichlichen Zusatz von Kochsalz flüssig
gehalten werden. Schliesslich gefror selbst die Alaun-Koch-
salzlösung. Die Belichtungszeit beträgt auf Erythrosinplatten
unter Anwendung eines Hartnack’schen Projections-Systems
von 31 mm Brennweite 5 bis 7 Secunden.
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