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Vom mechanischen und chemischen Steindruck.
Harzgattungen, welche dem Scheidewasser wiederstehen, sowie
die fetten Substanzen, Wachs, ünschlitt u. dergl., theils in
ätherischem Oele oder Weingeist, theils auch in Alkalien
auflösen und verdünnen lassen. Es handelte sich darum,
eine Masse zu erhalten, welche sich in kaltem Zustande
zum Ausbessern der Fehler auf der Kupferplatte verwenden
liess. Einige Versuche mit Weingeist und verschiedenen
Harzen befriedigten nicht, desgleichen eine Lösung von Wachs
in Terpentinöl und Senefelder ging bald zu einem Ver-
suche mit Wachs und Seife über, welcher über alle Er-
wartung gut gelang.
Eine Mischung aus drei Theilen Wachs mit einem
Theile gewöhnlicher Unschlittseife, auf dem Feuer
geschmolzen, mit etwas feinem Kienruss versetzt und dann
in Regenwasser aufgelöst, gab eine Art schwarze Tinte,
womit die gemachten Fehler leicht verbessert werden konnten.
Ein neuer Stein des Anstosses war es, dass Senefelder’s
einziges Kupferblättchen nach jedem Abdrucke immer wieder
mühsam abgeschliffen und polirt werden musste, wodurch
auch die Platte sehr bald an Dicke abnahm. Dieses brachte
ihn auf die Idee, zu seinen Arbeiten eine Zinnplatte zu ver-
wenden, welche sich viel leichter ab schab en und poliren liess.
Ein alter Zinnteller seiner Mutter wurde dazu sofort in Requi-
sition gesetzt, doch die Versuche fielen beim Aetzen sehr
unvollkommen aus und ein Stückchen sogenannte Kehlheimer-
Platte, welches Senefelder zum Behufe des Farbreibens
erhandelt hatte, wurde nun an dessen Stelle zu den Uebungen
im Verkehrtschreiben (Radiren mittels der Feder) verwendet,
ohne dass er daran gedacht hätte, dieselbe auch zum Ab-
drucken selbst zu verwenden, weil er bis dahin nur sehr
dünne Platten solcher Steine gesehen hatte. Nachdem aber
ein Steinmetz Senefelder mittheilte, dass er diese Art
Kalkschiefer-Steinplatten bis zu, 8 Zoll Dicke verschaffen könne,
war man der Besorgniss des Zerspringens beim Abdrucke
überhoben, und das Einzige, was noch zu erfinden übrig
blieb, um den Stein ganz wie die Metallplatte gebrauchen zu
können, war entweder ein Mittel, um dem Steine eine
grössere Politur zu geben, oder eine Farbe, welche sich
reiner von dem Stein wegwischen liess als die ge-
wöhnliche Kupferdruckschwärze.
Bis hierher stand Senefelder noch immer auf dem
Standpunkte des mechanischen Druckes und zwar war
es der rein mechanische Tiefdruck, welchen er vom Steine
ausübte. Nach Senefelder’s eigener Angabe erinnert er sich
Vom mechanischen und chemischen Steindruck.
Harzgattungen, welche dem Scheidewasser wiederstehen, sowie
die fetten Substanzen, Wachs, ünschlitt u. dergl., theils in
ätherischem Oele oder Weingeist, theils auch in Alkalien
auflösen und verdünnen lassen. Es handelte sich darum,
eine Masse zu erhalten, welche sich in kaltem Zustande
zum Ausbessern der Fehler auf der Kupferplatte verwenden
liess. Einige Versuche mit Weingeist und verschiedenen
Harzen befriedigten nicht, desgleichen eine Lösung von Wachs
in Terpentinöl und Senefelder ging bald zu einem Ver-
suche mit Wachs und Seife über, welcher über alle Er-
wartung gut gelang.
Eine Mischung aus drei Theilen Wachs mit einem
Theile gewöhnlicher Unschlittseife, auf dem Feuer
geschmolzen, mit etwas feinem Kienruss versetzt und dann
in Regenwasser aufgelöst, gab eine Art schwarze Tinte,
womit die gemachten Fehler leicht verbessert werden konnten.
Ein neuer Stein des Anstosses war es, dass Senefelder’s
einziges Kupferblättchen nach jedem Abdrucke immer wieder
mühsam abgeschliffen und polirt werden musste, wodurch
auch die Platte sehr bald an Dicke abnahm. Dieses brachte
ihn auf die Idee, zu seinen Arbeiten eine Zinnplatte zu ver-
wenden, welche sich viel leichter ab schab en und poliren liess.
Ein alter Zinnteller seiner Mutter wurde dazu sofort in Requi-
sition gesetzt, doch die Versuche fielen beim Aetzen sehr
unvollkommen aus und ein Stückchen sogenannte Kehlheimer-
Platte, welches Senefelder zum Behufe des Farbreibens
erhandelt hatte, wurde nun an dessen Stelle zu den Uebungen
im Verkehrtschreiben (Radiren mittels der Feder) verwendet,
ohne dass er daran gedacht hätte, dieselbe auch zum Ab-
drucken selbst zu verwenden, weil er bis dahin nur sehr
dünne Platten solcher Steine gesehen hatte. Nachdem aber
ein Steinmetz Senefelder mittheilte, dass er diese Art
Kalkschiefer-Steinplatten bis zu, 8 Zoll Dicke verschaffen könne,
war man der Besorgniss des Zerspringens beim Abdrucke
überhoben, und das Einzige, was noch zu erfinden übrig
blieb, um den Stein ganz wie die Metallplatte gebrauchen zu
können, war entweder ein Mittel, um dem Steine eine
grössere Politur zu geben, oder eine Farbe, welche sich
reiner von dem Stein wegwischen liess als die ge-
wöhnliche Kupferdruckschwärze.
Bis hierher stand Senefelder noch immer auf dem
Standpunkte des mechanischen Druckes und zwar war
es der rein mechanische Tiefdruck, welchen er vom Steine
ausübte. Nach Senefelder’s eigener Angabe erinnert er sich