Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 8.1894

DOI Heft:
Original-Beiträge
DOI Artikel:
Pfaundler von Hadermur, Leopold: Die Formate photographischer Bilder
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47903#0298

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
286

Die Formate photographischer Bilder.

die Schiebereinrichtung der Cassetten die Form eines Recht-
eckes verlangt; aus ästhetischen, weil uns eine längliche Form,
sei es eine Ellipse oder ein Rechteck, besser gefällt. Unter
den Rechtecken hätte zwar das Quadrat den ökonomischen
Vortheil, dass es den Flächenraum des Bildes am meisten aus-
nützt, während die dem Kreise eingeschriebenen Rechtecke
um so mehr von dem Flächenraume unbenutzt lassen, je ge-
streckter sie sind. Trotzdem ziehen wir aus ästhetischen
Gründen das Rechteck dem Quadrate vor und zwar ein Rechteck,
welches sich dem Verhältniss der Seiten 3 : 4 mehr oder weniger
nähert. Welches sind nun die Gründe, die uns gerade ein
solches Verhältniss wählen lassen? Der Umstand, dass das
von den beiden Längen überblickte Gesichtsfeld ungefähr
180 Grad in horizontaler und nur 150 Grad in verticaler Rich-
tung umfasst, kann es nicht sein, denn erstens würde das ein
Verhältniss 5 : 6 statt 3 :4 erfordern und zweitens wählen wir
nicht bloss das Querformat 3:4, sondern auch das Hoch-
format 4:3.
Auch die Analogie mit den Intervallen der Musik lässt
sich nicht heranziehen, denn wir empfinden keine der Dissonanz
ähnliche unangenehme Empfindung, wenn das Verhältniss 3:4
nicht genau eingehalten wird. Auch ist weder die moderne
(Helmholtz’sche) noch die alte Euler’sche Theorie der
Consonanz hier anwendbar.

Man könnte vielleicht auf die Vermuthung kommen, dass
hier ähnliche Beziehungen massgebend seien, welche schon die
alten Griechen in dem sogenannten „goldenen Schnitte“ kannten
und welche in den antiken Säulenordnungen u. s. w. eine Rolle
spielten. Der „goldene Schnitt“ würde zwischen den Seiten a
und b des Rechteckes ein Verhältniss erfordern, welches der
Proportion
a + b : a = a : b

entspricht, woraus sich &:a = l:


oder 1: 1,618 . . .

ergibt. Allein dieses Verhältniss weicht von den in der Photo-
graphie meist gebräuchlichen erheblich ab. Statt der in der
Praxis angewendeten Platten
9:12, 12:161/2, 13:18 etc.
ergäbe der goldene Schnitt:
9:14,562, 12:19,416, 13:21,034.

Dagegen stimmt der letztere genau mit dem Format des Schreib-
papiers, welches meist 21:34 beträgt, während der goldene
Schnitt 21:33,978 verlangt.
 
Annotationen