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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 8.1894

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Zettnow, Emil: Photographische Versuche mit Bacterium phosphorescens
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https://doi.org/10.11588/diglit.47903#0337

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Photographische Versuche mit Bacterium phosphorescens. 325

Bacterien ab, wobei sieh dann auch der eigentümliche Ge-
ruch nach faulen Fischen bemerkbar macht. Als Grund für
das Leuchten der Seefische tritt in unseren Gegenden nach
den Untersuchungen von Professor Fischer in Kiel fast stets
das Bacterium phosphorescens auf, ein Spaltspilz, welcher
ein dickes kurzes etwa ein bis zweitausendstel Millimeter langes
Stäbchen bildet, bei schneller Vermehrung beinahe einem
Kokkus gleicht und auch mitunter auf Fleisch beobachtet wird.
Die Fähigkeit zu leuchten nimmt bei der Weiterzüchtung auf
den gewöhnlichen bacteriologischen Nährböden allmählich ab,
sodass nach mehrfachen Uebertragungen das ausgestrahlte
Licht sich stark vermindert; auch leuchtet eine Kultur nur
einige Tage kräftig, nämlich solange wie die Bacillen sich
üppig vermehren. Stellt man sich nach dem gewöhnlichen
bacteriologischen Verfahren eine Beinkultur des Pilzes dar,
so ist die Leuchtkraft einer solchen frisch isolirten Kultur
ziemlich bedeutend; man kann aus dem hellen Tageslicht ins
Dunkle treten und wird sogleich den grünblauen Lichtschein
derselben wahrnehmen. Erst bei dem Versuche eine Schrift
bei solchem Lichte zu lesen, kommt man zu dem Bewusstsein,
wie gering in Wirklichkeit das ausgestrahlte Licht ist und wie
empfindlich die menschliche Netzhaut selbst gegen schwache
Lichteindrücke sich zeigt. Man kann zwar, nachdem das
Auge an die Dunkelheit sich gewöhnt hat, bei dem Scheine
einer einzigen Kultur die Gesichtszüge eines Menschen, die
Zeiger einer Uhr erkennen; sobald man jedoch dazu schreitet,
bei solchem Lichte eine photographische Aufnahme zu machen,
erweist sich selbst die empfindlichste Momentplatte als recht
unempfindlich. Die Versuche, das Bacterium phosphorescens
bei seinem eigenen Lichte zu photographiren, d. h. also An-
häufungen von Milliarden einzelner Stäbchen desselben ver-
möge des Lichtes, welches sie ausstrahlen, auf der photogra-
phischen Platte zu fixiren, sind daher auch nicht häufig
gemacht worden und haben in den bekannten Fällen (siehe
Eder’s Jahrbuch 1889) eine 10 bis 37 stündige Exposition er-
fordert. Ich habe jüngsthin mit besonders stark leuchtenden
Kulturen einige Versuche angestellt und füge zur Erläuterung del
in Fig. 97 abgebildeten Reproduction Folgendes hinzu: Bei der
ersten befand sich der Nährboden in einer runden Glasschale,
deren Wandung durch das Licht erhellt als kreisförmige Um-
rahmung der Schrift erscheint; das Bacterium war mit Hilfe
einer Platinnadel mit sehr kleiner Oese in Gestalt der Schrift-
züge dünn ausgesäet; nachdem die Keime in drei Tagen sich
gut entwickelt hatten, stellenweise z. B. beim Namen in Gestalt
 
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