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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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4. Heft
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Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0079

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64

Coblenz, 4. April. Ein Kreis hiesigcr Damen
hat cs sich znrAufgabe gestellt, durch eigenhändige !
Arkeit drei kvstbare Meßgewänder und Chvrkappen !
anzufertigcn nnd selbige der hiesigcn Pfarrkirchc !
zu St. Castvr zu verchren. Dieses mit frommem !
Sinne untcrnominene und nach den besten Mustern
seit zwei Jahren mit unuiit.rbrvchencm Fleiße ge-
förderte Werk ist bereits so weit gedichcn, daß es
in kurzester Zcit seincr gänzlichcn Vollendung ent-
gcgengeht. Wie die „Cobl. Ztg." bcrichtet, liegt
es in der Absicht der frommcn Schenkerinnen, be-
vor dieses wahre Meisterwerk weiblicher Handarbeit
sciner Bestimmung übergeben wird, dasselbe einige
Tage zur Anschauung in der Aula des königlichen
Gymnasiuiiis auszustellen.

Das Kloster vom armen Kinde Jesu in Aachen,
dessen Aufgabe insbesvndere in der körperlichen und
geistigcn Pflege armerWaiscnkiiider besteht, nimint
unter benJnstituten, welche sich die Aufgabe gesctzt,
die Kunst der Stickcrei für kirchliche Zwccke zu
regeneriren, cincnsehr ehrenvollen Platz ein. Welche
schönc Erfolgc dicses so verdicnte Fraucnkloster auf
diesem schönen, seit langc unbebauten Gebicte mittel-
alterlicher Kunst errungcn hat, bezeugt u. A. eine
prachtvvlle Fcsttags-Mitra, die der Bvrstanv der
gedachten Anstalt Sr. Emin. dcm Hvchw/Cardinal-
crzbischvfe vvn Köln ani 24. April v. I. zu über-
rcichen die Ehrc hatte. Diese mit den feinsten
figurativen Darstellungcn in Plattstich verzicrte
Jnful kann unstreitig als einc der hervorragendstcn
Leistungen der höhercn Stickknnst nach mittelalter-
lichen Principien in neuester Zeit bctrachtet wcrden.

Brilon. (Correspondenz.) Bei der Wiederher-
stellung eincs alten auf der Vorderseite völlig ab-
geschlissenen Meßgewaudes für die hiesige Pfarr-
kirche war das beikommendc Muster (siehe blrv. k
des heutigen Musterbvgens) in Goldgrund auszu-
führen. Ta auf der Leinwand, welche dem
Goldgrunde zur Unterlage diente, jeder Anhalts-
punkt fehlte, sv mußten bei dieser Arbeit die Fäden
der Leinwand den Maßstab sür die Entfernung der
Stiche abgeben, durch welche die Goldfäden mit
dunkelrvther Flvckseide aufgenäht wurden. Es war
dieß eine mühsame, höchst zeitraubende Arbeit, weil
bei jedein Stiche, um die gleichmäßige Entfirnung
inne zu halten, durch Zählen der Leinwandfäden
die Stelle gefunden werden mußte, wo der Stich
mit der Seide anzubringen war. Das Muster
wurde auf diese Weise auf das Genaueste ausge-

fuhrt, nnr war übersehen worden, die unterlcgte
Leinwand zuvor mit dünncm Leimwasser zu stär-
^ ken, weßhalb dieFlärbe des Goldgrundes sich etwas
! zog und aufwarf, als sie vvm Stickrahmen losge-
! trennt wurde. Erst als dasselbe Muster nochmals
in dieser Weise mit vieler Muhe bei einem ganz
neuen Meßgewande ausgeführt war, sann man auf
Mittel, die Arbeit zu crleichtcrn und Zeit zu ge-
winncn, und kam auf den Gcdanken, eine Form
anzufertigen und das Mustcr des Goldgrundes aus
dic unterlegts Leinwand zu drncken. Dnrch dieß
Verfahrcn wnrde die höchst zeitraubende Arbeit so
vereinfacht, daß die Anfertigung der zum Meßge-
wande gehörenden Levitengewänder, obgleich jcdes
fast das Dvppelte dcs im Meßgewande enthaltenen
Golvgrnndes umfaßt, nicht die Hälste der Zeit cr-
fordern würde.

Das mitgetheilte Muster des Goldgrundcs muß
im Mittelaltcr eiu sehr beliebtes gewcsen sepn, denn
im crzbischöflichen Museum in Köln wurde dassclbe
auf inehreren Paramcntcn angetroffen. Andcre
gleich schönc nnd zwcckmäßige Muster für dcn Gvld-
grund sind hier aber auch nick't bekannt, u»b cs
wäre zu wünschen, wenn im Archive derartige Mu-
stcr für den Goldgrund vvn alten Paramenten
mitgetheilt würden.

Die Zeichnung zu dcn Heiligenbildern, welche
iu diescm Goldgrunde in Haarseide ausgefnhrt
sind, wurde auf folgende Wcise gewonnen. Tie
Düsseldorfer Hciligcnbilder dienten als Muster.
Da die Zcichnung dicser Bilder zu klein war und
wvhl uin mchr als das Dvppelte vcrgrößert wer-
den mußte, sv wurdc das Musterbüd in eine belie-
bige Anzahl von Vierecken eingetheilt. Eine gleichc
Anzahl vvn Vierccken, jedoch im vergrvßcrtcn
Maßstabe, wurde in den Raum gezeichnet, den das
zu stickendeHeiligenbild haben svllte. Es war dann
ein Leichtes, in diese Vicreckc die Linien, wie sie sich
im Rtusterbilde vorfanden, zu übcrtragen, und bie
Zeichnung wurde sv genau, daß sie nichts zu wün-
schen übrig ließ.'

McilKc, Pfarrcr und Präses des hiesigen
Lvkal-Kunstvercins.

* Wir erkcnnen bie Wichtigkeit des angeregten
Gegenstandes und unler höslicher Nerbankung der
Eiiisenbung bitten wir unserc Herren Kornspon-
denten um gütige Einsendung weitcrer Mustcr.

Anm. der Reb.
 
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