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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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5. Heft
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Literatur / Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0097

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An diesem Statnt unverbrüchlich fest zu halten, ist
um so m'thwendiger, da die Noth und Armuth in
der Rcgel gebieterischer auftritt als es sich ziemt,
und andererseiis die Mildthätigkeit nur zu lcicht
zur Weichherzigkeit sich neigt. So ist dcr Gehor-
sam das ordnendc Prinzip, das nach beiden Seitcn
hin die Wünsche des Herzens und die vollbringende
That regelt. Die Noth kann nach dem Sprüch-
worte Eisen brechen: das ist wahr; aber der Aus-
nahmszustand darf nicht zur Regel werden bei
allen Kirchen, die sich selbst für arm halten.
Hinwieder mögen sich, wie der Münchncr Verein
sich deffen befleißt, alle Geber des heil. Martinus
erinnern, der mit dem in der Gestalt des Armen
verborgenen Gotte seinen gnten Mantel theilte;
und so vieler andern Heiligen, welche die Armen
an ihrem eig enenTische speisten. — Jn diesem
Verein ist eine jener alten Bruderschaften wieder
aufgestanden, die, wie Edclsteine in einem Ge-
wande, aus der Vergangenheit herüberglänzen.
München hat so Etwas nicht zum Erstenmal ge-
sehen: am Bau des Münsters zu „llnserer liebcn
Fran" hat cine ähnliche Vereinigung mitgeholfen,
wie die Chronik bcsagt: „Jtem den (Thurm der
alten Kirche) hat man untergraben nnd an dem
Tag niedergeworfen... Und ward ein großer Koth
und Gestcin ob einander nnd ward dasselbe durch
die Menge des Volks, Mannen und Franen, Edlen
und Unedlen, Armen und Reichen, Bürgerinnen
und anderen Frauen und Jungfrauen, Jung u»d
Alt, Klein und Groß, mit viel gieriger Mnhe und
Arbeit andächtiglich alles ob dcr Hofstatt geraumt
und getragen, alles bei zehn Tagen." Nvch einer
edlen That aus der Mitte des Vereins müssen wir
hicr ansdrückliche Erwähnung thun: Fräul. Nings-
eis, Mitglied des Vereins, hat ihre „Veronika"
vor einem ausgewählten Kreise zweimal zur Dar-
stellung gebracht und dabei selbst die Titelrvlle
übernommen. Die Einnahmen sind von ihr zur
Hälste eincm Kloster, zur Hälste der Vereinskaffe
zugewendet worden. Das ist recht schvn nnd sinn-
reich, daß die „Veronika" dem Herrn bei seinem
nnblutigen Opfer das Schweißtuch reicht, wie es
das Urbild dersclben beim blutigen Gang zum
Kreuze gethan hat. Wir fürchten nicht, durch diese
Mittheilung zu mißfallen: denn durch Veröffent-
lichnng in diesen Blättern wird die That der „Welt"
schwerlich offenbar; wir wollten nur ein edles Sa-
menkorn dem kräftigen Bvden jenes Vereins ent-
nehmen, um es weithin auszuslreuen, damit es
anderwärts seine Frucht trage.

Münchcn. Jn der Erzdiözese München-Frei-
sing hat sich ein Verein für christliche Kunst gebil-
det. Se. Erzellenz der Herr Erzbischof hat die
Protektion übcrnommen und den Lycealprofessor
Or. Sighart in Freising zum Vorstand ernannt.
Der Sitz des gegenwärtigcn Vorstandes ist Frei-
sing. Bis jetzt bestehen also auf Grund der Sta-
lutcn des allgemeinen Vereins für christliche Kunst
in Deutschland fvlgende Sprengelvereine: Bam-
berg, Köln, München, Münster, Paderbvrn, Re-
gensburg nnd Rottenburg.

München, 20. Mai. (Korresp.) Tas am Mei-
sten verehrte Gnadenbild Münchens befindet sich
bekanntlich in der Kirche des Herzogspitals. Wie
vvn den Frommen aller Stände, so wird die Kirche
auch vvn den Prinzessinnen des küniglichen Hanses
eifrig besucht. Das Gnadenbild ist eine fast lebens-
große Statue der schmerzhasten Gottes-Mutter,
von eincm Mcister des späteren 16. Jahrhunderts
noch recht anmnthig nnd sinnig ausgeführt. Eine
vom Meister Schraüdvlph erst kürzlich ausgeführte
Kopie zeigt diese Schönheit des Bildes in unläug-
barer Weise. Wie bei den meisten Gnadenbildern
hat die Andacht der Gläubigen aber anch hier spä-
ter dem heil. Bilde einen Mantel von Stoff um-
HLngen zu müssen geglaubt. Vor Kürzem hat nun
die Prinzessin Adalbert (die Spanierin) mit alt-
kathvlischer Frömniigkeit ihr kostbares Brantkleid
zu diesem Zwecke dcr Hcrzvgspitalkirche überlassen,
damit »on dcmselben cin Prachtmantel für das
Gnadenbild bereitet werde. Obwohl wir nun fast
den Wunsch hegten, es wäre der herrliche Stoff zu
einem Kirchcnornate bestimmt wvrden, so können
wir doch auch diese Verwendung, wenn der Zcug-
mantel vom Gnadenbild überhaupt nicht mehr zu
entsernen ist, nicht beklagen. Doch wird cs jetzt
darauf ankommen, daß die Verarbeitung nnd Zier
dcs Mantcls in würdiger und geschmackvvllcrWeise
und cntsprcchend dcm angebahnten romanischen
Style der Kirche geschehe. Bei der Geschicklichkeit
der Servilinen und dem feinen Geschmacke des
Vorstandes der Kirche, des Hrn. geistlichen Rathes
Schön, läßt sich gewiß das Beste erwarten.

Daß auch bei nns der Verein für christliche Kunst
konslituirt ist und auch die Paramentik unter seinen
Wirkungskreis zählt, werden Sie schon gelesen
haben. Schon werdenOrnatzeichnungen vom Ver-
eine verlangt und einige auch bereits ausgeführt.
Von der eben stattfindenden Ausstellung des Para-
mentenvereines snr arme Kirchen werden Sie wohl
von andercr Seite schon Bericht haben.
 
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